Deutsche Ordensfrau: "System Kirche" wird sich langsam verändern
Reformen in der katholischen Kirche gehen langsam voran, aber sie werden kommen. Davon hat sich die deutsche Ordensfrau Jordana Schmidt überzeugt gezeigt. Die Dominikanerin von Bethanien war eine der Hauptreferentinnen bei der Herbsttagung der heimischen Ordensgemeinschaften in Wien-Lainz, die am Donnerstag zu Ende gegangen ist. Im Gespräch mit Journalisten am Rande der Tagung nahm sie u.a. zum "Synodalen Weg" in Deutschland, zur Initiative "Maria 2.0" bzw. zur Zölibatsdiskussion Stellung.
Die katholische Reformbewegung "Maria 2.0" war zu Jahresbeginn 2019 in Münster gegründet worden. Forderungen sind die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Die Reformbewegung ist vor allem in Deutschland, vereinzelt aber auch in Österreich aktiv.
"Amt hat mit Berufung zu tun und nicht mit dem Geschlecht", so Sr. Jordana wörtlich. Sie könne sich Frauen in geistlichen Ämtern gut vorstellen und wisse auch, "wie viele darunter leiden", weil es derzeit nicht möglich sei. "Gott macht es sicher nicht vom Geschlecht abhängig", stellt die Ordensfrau fest.
Positiv bemerkte Sr. Jordana, dass die Reformbewegung der Frauen von den Kirchenverantwortlichen nicht gleich "ins feministische Eck" abgestempelt worden sei und die Bischöfe das Leid und die Unzufriedenheit der Frauen wahrnehmen würden. "Das sind Frauen, die die die Kirche lieben und etwas verändern und mitbestimmen wollen, und zwar auf Augenhöhe", so die Ordensfrau. Schnelle Veränderungen werde es wohl nicht geben, "aber es verändert sich ja nur etwas, wenn jemand laut schreit, auch wenn diese Stimmen unbequem sind".
Beim Pflichtzölibat wird sich nach Auffassung der Ordensfrau wohl erst dann etwas verändern, "wenn mehr Priester dazu stehen, dass sie ihn nicht einhalten". Und weiter:
Es gibt Übertretungen, auch in Massen. Ich kenne einige von den Priestern, die Frauen und/oder Kinder haben. Und wenn sie das öffentlich machen, dann wird sich mehr verändern.
Den "Synodalen Weg" in Deutschland bezeichnete Schmidt als "Chance". Der Prozess müsse freilich auf eine breite Basis gestellt werden und man dürfe sich keine schnellen Veränderungen erwarten. Hintergrund ist der gemeinsame Dialog- und Reformprozess der deutschen Bischöfe mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, der ab dem ersten Adventsonntag für zwei Jahre angelegt ist. "Wir müssen sehen, was engt uns ein, und wir müssen Dinge verändern, indem wir sie einfach tun", meinte Schmidt dazu.
In ihrer Ordensgemeinschaft werde beispielsweise großer Wert darauf gelegt, "dass wir die Gottesdienste auf Augenhöhe feiern mit Priestern und Mitbrüdern. Wir Frauen stehen natürlich nicht der Eucharistie vor, aber man kann einen Gottesdienst miteinander feiern oder 'von oben herab'."
Von der Kinderkrankenschwester zu Ordensschwester
Schwester Jordana Schmidt wurde 1969 in Deutschland geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. 1990 trat sie in ein dänisches Zisterzienserinnenkloster ein. Dort erlebte sie - auch persönlich - mehrere Formen geistlichen Missbrauchs. "Das kann jedem passieren, auch mir, obwohl ich eine gestandene Persönlichkeit bin. Das ist die Kunst der Täter", so die Ordensfrau wörtlich. Dass sie trotz allem ihren Glauben behielt, "war ein Geschenk Gottes", sagte Schmidt. Und: "Da muss man dann auch die eigene Scham überwinden, um das anzusprechen und so Dinge verändern zu können."
1994 wechselte sie zu den Dominikanerinnen von Bethanien. Ab 1997 absolvierte sie ein Studium der Diplomheilpädagogik an der Katholischen Fachhochschule Köln und ließ sich zur System- und Familientherapeutin ausbilden. Schwester Jordana ist seit 2012 Kinderdorfmutter im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Schwalmtal-Waldniel, in dem rund 160 Kinder und Jugendliche in allen Altersgruppen betreut werden.
Quelle: kathpress