Medien: Josef Marketz soll neuer Bischof in Kärnten werden
Der bisherige Kärntner Caritas-Direktor Josef Marketz soll laut Medienberichten neuer Bischof von Gurk-Klagenfurt werden. Laut "Kleiner Zeitung" hat Papst Franziskus entschieden, den 64-Jährigen mit der Leitung der Kärntner Diözese zu betrauen. Noch am Dienstagabend bestätigte Marketz gegenüber der "Krone" (Online), dass er deswegen bereits ein Gespräch mit dem Kardinalpräfekten der vatikanischen Bischofskongregation hatte und ergänzte: "Die Ernennung muss aber noch offiziell verlautbart werden!" Dazu gehört gemäß Konkordat, dass zuvor die Österreichische Bundesregierung damit befasst werden muss. Regierungssprecher Alexander Winterstein teilte am Donnerstag vor Medienvertretern in Wien mit, dass die Kärntner Bischofsbestellung beim jüngsten Ministerrat am Mittwoch kein Thema gewesen sei.
Josef Marketz wurde in den vergangenen Monaten von Medien immer wieder als Kandidat für den Bischofsstuhl in Gurk-Klagenfurt genannt. Er stammt aus der slowenischen Volksgruppe Kärntens. Als langjähriger Bischofsvikar, früherer Leiter des Seelsorgeamts und aktueller Caritas-Direktor verfügt er über eine langjährige kirchliche Führungserfahrung und hat detaillierte Kenntnisse über die Diözese Gurk-Klagenfurt. Derzeit und bis zur Amtsübernahme eines neuen Bischofs leitet Militärbischof Werner Freistetter als Apostolischer Administrator die Kärntner Diözese.
Hat sich der Papst für einen Bischofskandidaten in Österreich entschieden, ist der Vatikan auf Grund des Konkordats (Artikel IV, Paragraf 2) verpflichtet, den Ministerrat der Bundesregierung über den neuen Bischof zu informieren, der 15 Tage Zeit für eine Antwort hat. Ist der Vorschlag im Ministerrat ohne Einwände behandelt worden oder die Frist ohne Antwort der Regierung verstrichen, teilt der Vatikan in einem nächsten Schritt im "Bollettino" - dem Pressedienst des Vatikans - die Bestellung eines Bischofs offiziell mit. Vor einer solchen vatikanischen Veröffentlichung könne daher die Bischofsernennung nicht bestätigt oder dazu eine Stellungnahme abgegeben werden, hieß es aus der Diözese Gurk-Klagenfurt auf Anfrage von "Kathpress".
Der Bischofsstuhl in Kärnten ist seit Juli 2018 vakant, nachdem der frühere Kärntner Bischof Alois Schwarz in die Diözese St. Pölten gewechselt war. Das Gurker Domkapitel wählte daraufhin am 2. Juli 2018 Engelbert Guggenberger zum Diözesanadministrator, der schließlich am 28. Juni durch Bischof Freistetter als vom Papst ernannter Apostolischer Administrator abgelöst wurde. Diese kirchlich unübliche Vorgangsweise steht im Zusammenhang mit heftigen innerkirchlichen und medialen Debatten rund um Bischof Schwarz und die Kirche in Kärnten. Sie führten zu einer Apostolischen Visitation der Diözese, aber auch zu strafrechtlichen Untersuchungen gegen Bischof Schwarz, die inzwischen teilweise eingestellt, aber noch nicht abgeschlossen sind.
Aus slowenischer Volksgruppe
Josef Marketz wurde am 30. Juli 1955 in St. Philippen ob Sonnegg/St. Lips im zweisprachigen Gebiet Südost-Kärntens geboren und stammt aus der slowenischen Volksgruppe. Er maturierte 1975 am Gymnasium in Tanzenberg, wo auch der aktuelle Literaturnobelpreisträger Peter Handke einige Schuljahre verbrachte. Nach dem Theologiestudium in Salzburg und Laibach wirkte Marketz ein Jahr als Diakon in Ecuador in Südamerika, 1982 wurde er in Klagenfurt zum Priester geweiht.
Zunächst war Marketz als Kaplan in den zweisprachigen Gemeinden Ferlach/Borovlje und St. Jakob im Rosental/St. Jakob v Rozu tätig. Von 1985 bis 1988 war er Jugendseelsorger für das zweisprachige Gebiet und von 1986 bis 1989 Pfarrprovisor in St. Jakob im Rosental. Nach einem Studienaufenthalt wurde er an der Universität Wien zum Doktor der Theologie promoviert.
1992 erfolgte die Ernennung zum Leiter der Slowenischen Abteilung im Bischöflichen Seelsorgeamt der Diözese Gurk und 1994 zusätzlich zum Pfarrer von Radsberg/Radise. Nach einem Jahr als Provisor von Ferlach, Unterloibl/Podljubelj und Glainach/Glinje (2006/07) sowie einem anschließenden Studienaufenthalt in Rom und Jerusalem nahm Marketz im Herbst 2008 seine Tätigkeit als Leiter der Slowenischen Abteilung des Seelsorgeamtes wieder auf.
2009 wurde er zum Direktor des Seelsorgeamtes und zum Bischofsvikar für Seelsorge, Mission und Evangelisierung ernannt. Das Amt des Seelsorgeamtsdirektors sowie sämtliche Funktionen im Rahmen dieser Tätigkeit, wie z. B. die Herausgeberschaft der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag", der slowenischen Kirchenzeitung "Nedelja", der Kinderzeitschrift "Regenbogen" und der Internetredaktion hatte Marketz bis zu seinem Wechsel an die Spitze der Kärntner Caritas am 1. September 2014 inne. Bis 1. September 2013 war Marketz überdies auch Pfarrprovisor in Radsberg, Rottenstein/Podgrad und Mieger/Medgorje.
Mit der Übernahme der Leitung des Kärntner Caritasverbandes wurde Marketz auch zum Bischofsvikar für die Caritas und für soziale Dienste ernannt. Marketz ist weiters wirklicher Konsistorialrat, Diözesan-Koordinator für Asylfragen, Präsident des Bonifatiusvereins der Diözese Gurk und Rektor der Klagenfurter Bürgerspitalkirche. In Anerkennung seines Wirkens wurde er 2004 zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) ernannt.
Klare Haltung in der Flüchtlingsfrage
Als Caritas-Direktor äußerte sich Marketz mehrmals klar im Sinne eines humanen Umgangs mit Flüchtlingen und der Verantwortung der Politik dafür. So ließ er 2015 zu Beginn der Flüchtlingsbewegung mit harter Kritik an der Europäischen Union aufhorchen: Im Blick auf das damals überlastete Lampedusa sagte Marketz, dort die ganze Schuld auf Schlepper zu schieben, wo in Wahrheit "eine europäische Politik dahintersteht, die das verändern könnte", sei zu wenig. Der Caritas-Direktor selbst bemühte sich in diesem Krisenjahr um vermehrte Aufnahme von Flüchtlingen in Pfarrhöfen und Privatquartieren.
Im aktuellen Wirkungsbericht 2018 der Kärntner Caritas äußerte sich Marketz als deren Direktor über Veränderungen in der Gesellschaft, "von denen uns manche durchaus Positives verheißen, andere aber auch Sorgen bereiten". Davor hatte sich die Caritas kritisch über die Einsparungen der Regierung im Sozialbereich geäußert. Die Caritas werde "ihren Auftrag erfüllen, Hilfe für Menschen in Not bereitstellen und eine solidarische Gesellschaft mitgestalten", rief Marketz das Caritas-Motto "miteinand>gegeneinand" als "unersetzlich" in Erinnerung.
Quelle: kathpress