P. Helm: Mission katholischer Schulen ist der Dialog
Es gehört zum Grundauftrag der katholischen Kirche, Dialoge zur Förderung des Gemeinwohles zu führen - weshalb die von ihr geführten Schulen Kinder und Jugendliche zur Führung von Dialogen befähigen müssen: Das hat der Steyler Missionspater Franz Helm am Mittwoch beim "Schultag" der Orden in der Wiener Konzilsgedächtniskirche dargelegt. Erst im Dialog und in der Zusammenschau von Wissensgebieten könnten sich Schüler entfalten, die nötigen Verbindungen herstellen und die Relevanz des Gelernten für ihr Leben und für die Zukunft der Gesellschaft entdecken, erklärte der Missionstheologe. Die Erkenntnis, dass es eigene Stärken und Talenten für andere einzusetzen gilt, könne daraus erwachsen.
Bereits der Begriff "katholisch" beinhalte den Blick für "das Ganze" sowie auch Offenheit und Sorge dafür, sagte P. Helm. Die Kirche müsse in ihrem "Dialog mit der Welt" den Glauben "neu durchbuchstabieren" vor dem Hintergrund anderer Weltanschauungen und Kulturen. So könne man Jugendlichen vermitteln, "dass der Glaube mit meinem Leben zu tun hat und mir beim Wachsen und reifen hilft". Doch auch der Kontakt mit anderen Religionen verbessere sich durch den Dialog-Zugang, da er das Zusammenleben bzw. Teilen des Lebens, den gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit und Friede sowie den Austausch über Glaubensinhalte ermögliche.
In der Frage nach den nötigen Grundpfeilern für Dialog liefert laut dem Steyler Missionar die Papst-Enzyklika "Laudato si" wichtige Hinweise. So werden dort beim Thema der ökologischen Bildung u.a. Haltungen wie Achtsamkeit, Verbundenheit, Genügsamkeit und auch "Mystik und Prophetie" eingefordert. Wichtig seien auch Gleichwürdigkeit, Respekt und bedingungslose Anerkennung. Helm:
Dialog lebt von Respekt, Zuhören, der Fähigkeit, sich authentisch mitteilen zu können wie auch von Ergebnisoffenheit. Gemeinsam suchen wir danach, wohin Gott uns führen will.
Für Lehrer bedeute dies das "heilsame Eingeständnis" gegenüber sich selbst und den Schülern, "dass sie auch nicht alles wissen und letztlich lernen müssen".
Genau das Gegenteil dieses Dialogverständnisses sei nach Ansicht des früheren Generalsekretärs der Superiorenkonferenz der Männerorden die am 21. Oktober am Rand der Amazonien-Synode erfolgte Versenkung einer Holzskulptur im Tiberfluss gewesen. Es habe sich dabei um eine "indigene Muttergottes-Statue, die eine indigene Frau in Hockstellung kurz vor der Geburt zeigt", gehandelt. Diese sei nach der Entwendung aus einer Kirche jedoch "regelrecht exekutiert und im Wasser abgetrieben" worden sei, kritisierte der Ordensmann. Dass der hier handelnde Aktivist aus Wien wirklich ein Verteidiger des Katholizismus sei, bezweifelte Helm stark.
Abschied vom Bildungsreferat-Leiter
Bei der Tagung würdigte die Vorsitzende der Frauenorden, Sr. Beatrix Mayrhofer, den scheidenden Leiter des Bildungsreferates der Orden, Rudolf Luftensteiner, für sein langjähriges Wirken als "erste offizielle Laienstimme" im Präsidium der Frauenorden. Die Ordensfrau stellte dabei den Religionslehrer und Schulpastoralexperten Clemens Paulovics als Luftensteiners Nachfolger vor. Die Übergabe von Luftensteiner an Paulovics erfolgt am 1. Jänner.
Einen Führungswechsel gab es auch beim Arbeitsausschuss der Arbeitsgemeinschaft der Direktorinnen und Direktoren an Ordensschulen (ADOS), wo Anton Eder seine Funktion offiziell an seinen Nachfolger Georg Klammer übergab.
Rudolf Luftensteiner, der sich künftig auf seine Funktion in der Vereinigung von Ordensschulen konzentriert, bezeichnete die "Ermächtigung zu einem guten Leben" als zentrales Ziel von Pädagogik. Er habe immer um die "Gründungscharismen" im Ordensschulbereich gerungen, "da es dieses ist, was den Schülern Kraft und Energie gibt", so der Bildungsexperte, der in seinem Wirken die Übergabe dutzender Schulen von Orden in Trägervereine begleitet hatte. Die von Orden gelebten Haltungen "einfach, gemeinsam und wach" sei nicht nur für Ordensleute, sondern für alle "Lebensprogramm und Lebensauftrag, auch wenn sie anders buchstabiert werden müssten".
An die Direktoren und Schulvertreter appellierte Luftensteiner zu einem dialogischen Selbstverständnis:
Katholische Schulen bringen wir nur in die Zukunft, wenn wir den Dialog pflegen und wenn wir es noch mehr als bisher lernen, Ermöglicher zu sein.
Mehr Kreativität forderte der Schulexperte zudem bei der Ausgestaltung des religiösen Schwerpunktes der Bildungseinrichtungen ein. "Eine katholische Schule, die nicht betet - persönlich und strukturell - hat keine Zukunft", so seine Überzeugung.
Auf den Dialog kam beim "Schultag" auch der Referatsbischof für das Schulwesen in der österreichischen Bischofskonferenz, Wilhelm Krautwaschl, zu sprechen. Der dreifaltige Gott sei "in sich selbst Dialog", und die Aufgabe der Kirche sei es, sich selbst "zum Wort, zur Botschaft und zum Dialog machen", erklärte der Grazer Diözesanbischof in seinem Grußwort. Den Ordensschulen dankte Krautwaschl für ihren "Beitrag zur Kirche und zum Dialog", wie auch für das gute Miteinander mit den diözesanen Schulämtern, die stets "Dialogpartner" seien.
Mehrere diözesane Schulamtsleiter, Privatschulreferenten und Fachinspektoren für Religion waren neben den rund 300 Schuldirektoren ebenfalls zugegen, wie auch die beiden neugewählten Vorsitzenden der künftigen gemeinsamen österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Bruckner.
Prämierte Umweltinitiativen
Im Rahmen des Schultages wurde der St. Georgs-Bildungspreis des Hauptverbandes katholischer Elternvereine verliehen. Prämiert wurden heuer Eltern, Lehrer und Schulklassen, die sich durch Initiativen, "die weit über das geforderte hinausgehen", auszeichneten. Der Fokus lag diesmal v.a. auf den Bereich Ökologie: So waren unter den Preisträgern u.a. eine Elterninitiative der PVS Kritzendorf, die eine Abfall-Sammelaktion gestartet hatte, oder eine Klasse des Gymnasiums Sacré Coeur Wien, die sich eingesetzt hatte für die Anschaffung eines Getränkeautomaten, der das Befüllen von selbst mitgebrachten Flaschen erlaubt.
Quelle: kathpress