Vatikan-Beraterin: Kirche will Räume schaffen, um Jugend zu hören
Als deutliches Bemühen der katholischen Kirche um ein Hinhören auf die Jugend und ihre Anliegen hat die Wienerin Carina Baumgartner (28) die Einrichtung eines 20-köpfigen Jugendkomitees im Vatikan begrüßt. Die Beratergruppe ist Teil der für Jugendfragen zuständigen Kurienbehörde. Mit dem Komitee, dem sie selbst als eine von sechs Vertretern aus Europa angehört, sei "etwas Neues am Entstehen, das den Jugendlichen noch mehr Raum für aktive Beiträge in der Kirche geben soll", sagte die junge Katholikin am Montag im Interview mit "Kathpress". Das Format des Austauschs junger Menschen aus verschiedenem Hintergrund und unterschiedlichen Regionen eigne sich dafür bestens.
Das Dikasterium für Laien, Familie und Leben hatte am Sonntag die Errichtung des im Schlussdokument der Jugendsynode 2018 angeregten Jugendkomitees sowie dessen für je drei Jahre nominierte Mitglieder bekanntgegeben. Von den zehn jungen Frauen und zehn jungen Männern, die sich im April 2020 zum ersten Mal treffen werden, stammen sechs aus Europa, vier aus Südamerika, je drei aus Afrika und Asien, zwei aus Nordamerika und je ein Mitglied aus dem Nahen Osten und aus Australien. Das Komitee soll dem Dikasterium für Einschätzungen zur Verfügung stehen und Vorschläge unterbreiten.
Das Ernenungsschreiben habe sie genau an ihrem 28. Geburtstag erhalten, erzählte Baumgartner. "Ich war überrascht und bin zu gleich dankbar, meine Erfahrungen einbringen zu können", so die junge Pädagogin. Zuletzt war Baumgartner bei der Gründung der Jugendinitiative "Generation Laudato si" in Panama oder im Juni beim Internationalen Jugendforum in Rom, in dessen Rahmen sie Papst Franziskus persönlich begegnet war.
Baumgartner ist ausgebildete Kindergarten- und Hortpädagogin, hat zudem auch Soziale Arbeit studiert und absolviert derzeit ein Masterstudium als Theaterpädagogin. Bei zahlreichen ehrenamtlichen Aufgaben - darunter Volontariate bei den Don Bosco Schwestern in Georgien und Äthiopien mit der Freiwilligenorganisation VIDES, der Inszenierung von Kinderaufführungen, der Leitung eines Kinderchores sowie als Ministranten-Verantwortliche in ihrer Heimatpfarre - sei stets die Betreuung von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt gestanden, teilte die Salesianische Jugendbewegung am Montag mit. Die neue Vatikan-Beraterin ist als pädagogische Referentin der Jugendbewegung in Wien tätig.
Jugendlichen etwas zutrauen
Die Salesianische Jugendbewegung beschrieb Baumgartner als ein vom Jugendapostel Johannes Bosco (1815-1888) inspiriertes "Netzwerk, bei dem junge Menschen Protagonisten und Verantwortungsträger sind und das gemeinsame Ziel haben, das Leben junger Menschen gelingen zu lassen". Auch in Österreich sei die Bewegung aktiv und bestehe v.a. aus in Jugendzentren oder Pfarren engagierten Jugendlichen, die sich regelmäßig in überregionalen Treffen austauschen und dort spirituelle wie pädagogische Bestärkung erfahren. "Der Jugend wird hier etwas zugetraut, ihr wird Platz eingeräumt und ihre Anliegen werden erstgenommen", so die neue Vatikan-Beraterin. Diesen Impuls werde sie als Delegierte im Jugendkomitee einbringen.
Gegen eine allzu pessimistische Einschätzung der Beziehung der Jugend zur Kirche in Österreich verwehrte sich die 28-Jährige strikt. "In etlichen Pfarren tut sich hier viel und der jungen Generation wird Platz für Mitgestaltung gegeben. Jugendtreffen haben in den vergangenen Jahren Fahrt aufgenommen und wachsen ständig, wie auch die Anzahl der Modelle von Mitsprache. Je mehr und unterschiedlicher die Formen sind, desto besser", so Baumgartner.
Große Hoffnungen
Die katholische Kirche habe bereits durch die Jugendsynode im Oktober 2018 ein "ganz starkes Zeichen, wie wichtig Jugendliche in der Kirche und für sie sind", gesetzt, befand Baumgartner. "Dafür steht besonders die Aussage von Papst Franziskus, wenige Monate später am Weltjugendtag in Panama, dass die Jugend nicht die Zukunft Gottes, sondern sein Jetzt ist." Auch das im März veröffentlichte nachsynodale Papst-Schreiben "Christus vivit" enthalte diese klare Botschaft, nämlich:
Dass die Kirche jung ist und die jungen Menschen dabei begleiten will, in ihrem Leben die je eigene Berufung in der Nachfolge Jesu zu finden und ihr zu folgen.
Die vom Papst selbst eingeforderte Einrichtung eines Jugendkomitees sei der nächste Schritt für mehr jugendliche Mitsprache. "Man darf gespannt sein, da es sich dabei um etwas völlig Neues handelt, das mit viel Hoffnung verbunden ist", betonte Baumgartner. Sie selbst sei über das große öffentliche Interesse am neuen Jugendkomitee erfreut. "Viele nehmen wahr, dass hier etwas am Entstehen ist, was der Kirche dabei helfen soll, die Jugendlichen noch besser anzusprechen." Auch Jugendliche aus sozial benachteiligten Gruppen oder jene, die noch nichts vom christlichen Glauben gehört hätten, sollten dabei in den Blick genommen werden.
Wie für die Delegierten die konkrete Aufgabenstellung lauten werde, sei bislang noch nicht definiert, die genaue Arbeitsweise werde erst allmählich definiert, erklärte Baumgartner. Vorarbeiten für das erste Treffen würden bereits durch den intensiven Austausch der künftigen Mitglieder über das Internet laufen.
Quelle: kathpress