Landau: "Debatte über eine neue Fortschrittsidee notwendig"
Eine grundsätzliche "Debatte über eine neue Fortschrittsidee" hat Caritas-Präsident Michael Landau angeregt. Um Österreich dauerhaft armutsfest zu machen, müsse der übliche Gleichschritt von Fortschritt und Gewinnmaximierung in Frage gestellt werden und ein Fortschrittsbegriffs "nach menschlichem Maß" entwickelt werden, sagte Landau bei einem Gottesdienst am Sonntag im Stephansdom aus Anlass des kirchlichen "Welttages der Armen". Ein umfassenderes Fortschrittsmodell müsse gleichermaßen die Würde des Menschen, die Bedeutung von Kultur, Identität und seine "Verwobenheit in Welt und Schöpfung" und die Verantwortung den kommenden Generationen gegenüber berücksichtigen, mahnte der Caritas-Präsident.
In die Pflicht wolle er für eine solche Debatte unter anderem die Wirtschaftswissenschaften: Dort müsste eine entsprechende "ernsthafte Debatte geführt werden, wie eine solche neue Fortschrittsidee auch im Sinne einer globalen ökosozialen Marktwirtschaft gestaltet werden könnte". Es dürfe dies schließlich nicht im Appellativen stecken bleiben, sondern es brauche eine "methodisch saubere Darstellung" dessen, "dass die Gewinnmaximierung nicht das einzige Movens einer zukunftstauglichen Gesellschaft sein kann und sein darf".
Caritas als "Herzschlag der Kirche"
Neben diesen prinzipiellen Ausführungen verwies Landau weiters auf die vielen konkreten Schritte, die jeder einzelne setzen könne, um zur Vermeidung und Bekämpfung von Armut beizutragen - angefangen von einem Überdenken des eigenen Verhaltens bis hin zum Engagement auf gesellschaftlicher Ebene. "Wir haben in der Geburtslotterie einen Haupttreffer gezogen. Das ist Grund zur Dankbarkeit, aber auch eine Einladung, die Herzen offen zu halten und zu schauen, wo wir gefordert sind", mahnte der Caritas-Präsident.
Achten wir auf unser Denken, Reden und Tun. Versuchen wir, mit den Armen ins Gespräch zu kommen, sie nicht zu verachten oder zu beschämen.
Dankbar zeigte sich Landau auch für die hohe Wertschätzung, die die österreichischen Bischöfe der Arbeit der Caritas entgegenbringen. So hatten diese in einer Presseerklärung im Anschluss an ihre jüngste Vollversammlung die Caritas ausdrücklich als "Herzschlag der Kirche" gewürdigt, erinnerte Landau.
In Österreich fällt der heutige, 2017 von Papst Franziskus eingeführte "Welttag der Armen" mit dem traditionellen "Elisabethsonntag" zusammen. An diesem Tag werden in allen Pfarren in ganz Österreich Spenden für die Arbeit der Caritas gesammelt. Die Sammlung komme direkt Menschen in Not zugute, unterstrich Landau, der zugleich den tausenden freiwilligen Helfern der Caritas für ihren Einsatz dankte.
Quelle: kathpress