Katholische Arbeitnehmer gegen Abschiebungen von Lehrlingen
Die "Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegungen Österreich" (KABÖ) tritt für einen unverzüglichen Abschiebungsstopp von asylsuchenden Lehrlingen ein. "Junge Menschen, die aus ihren Heimatländern vor Krieg und Terror flüchten und in Österreich einen Lehr- und Arbeitsplatz finden, müssen hier eine realistische Chance auf Zukunft haben", erklärte die KABÖ-Vorsitzende Anna Wall-Strasser am Dienstag zu aktuellen Härtefällen. Die Abschiebungen widersprächen jeder wirtschaftlichen Logik und seien ein Verstoß gegen die Menschlichkeit. "Für ein demokratisches und reiches Land wie Österreich ist es eine Schande, keine Gesetzesregelung zustande zu bringen, die ein Bleiberecht für Lehrlinge ermöglicht", ärgerte sich Wall-Strasser.
Die "Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung" forderte die Übergangs-Bundesregierung auf, derzeit laufende Abschiebeverfahren unverzüglich zu stoppen und den junge Frauen und Männern in Lehrausbildung eine Berufs- und Lebensperspektive zu eröffnen. "Ausbildung schafft Integration!", betonte die kirchliche Organisation. Eine Lehrstelle bringe Ausbildung, Sprachkompetenz, Freundschaften und Einbindung in die Gesellschaft. Die Abschiebung von Lehrlingen in Mangelberufen bedeute eine "wirtschaftliche und menschliche Katastrophe" für die Betroffenen und auch einen Schaden für die heimische Wirtschaft.
Die KABÖ warb für die Initiative zur "Modernisierung des Bleiberechts", die bereits mehr als 25.000 Personen unterschrieben haben (www.mwoe.at/modernes-bleiberecht).
Türkis-blaues Erbe: Lehre kein Schutz
Alle Parlamentsparteien mit Ausnahme der FPÖ hatten sich im Vorfeld der jüngsten Nationalratswahl darauf geeinigt, dass Asylbewerber, die eine Lehre in einem Mangelberuf wie Koch absolvieren, in Zukunft während der Ausbildung nicht mehr abgeschoben werden sollen. Bisher handelt es sich dabei allerdings nur um eine Absichtserklärung und kein gültiges Gesetz. Wie das Innenministerium mitteilte, wird es zu diesem Thema vermutlich noch im November einen Initiativantrag für ein abgeändertes Gesetz im Parlament geben. Momentan gilt noch das "Erbe" der früheren ÖVP-FPÖ-Koalition, wonach eine Lehre keinen Einfluss auf das Asylverfahren hat und dass im Falle eines rechtskräftigen negativen Asylbescheids ein Lehrverhältnis automatisch beendet ist.
Derzeit gibt es kirchliche Unterstützung für zwei von Abschiebung bedrohte Lehrlinge aus Afghanistan: Die Diakonie und evangelische Kirche machen sich für den Schladminger Lehrling Hossein K. stark, und in der Salzburger Gemeinde Unken hat der katholische Ortspfarrer Ernst Mühlbacher dem Kochlehrling Sayed "Kirchenasyl" gewährt, um dessen Abschiebung zu verhindern.
Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung
Quelle: Kathpress