Bischof Zsifkovics warnt vor neuem Antijudaismus
Anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome von 1938 hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics zu einer intensiven Erinnerungskultur und mehr Wachsamkeit gegenüber einem neu aufkommenden Antijudaismus aufgerufen. Im Herbst 1938 - 268 Jahre nach ihrer Einrichtung - gingen auch die burgenländischen jüdischen Gemeinden tragisch im Zuge der Verfolgung durch das NS-Regime unter. "Die Überreste jüdischen Lebens im Burgenland sind eine nach wie vor klaffende und blutende Wunde in der gesellschaftlichen Realität Pannoniens. Wir dürfen nicht glauben, dass es genügt, an die Novemberpogrome und andere Abscheulichkeiten termingerecht zu erinnern und dann wieder zur Tagesordnung übergehen zu können", so der Bischof wörtlich in einer Aussendung.
In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 wurden im gesamten deutschen Machtbereich Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte sowie Wohnungen zerstört und verwüstet. Zahlreiche Juden wurden bei den Pogromen getötet oder verletzt. Allein in Wien wurden im Zuge des Furors insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser zerstört. Zahlreiche Opfer gab es auch im Burgenland. Rund 30.000 Juden wurden im gesamten NS-Staat in Konzentrationslager deportiert, darunter 6.500 österreichische Juden.
Bischof Zsifkovics hatte 2018 gemeinsam mit dem evangelischen Superintendenten Manfred Koch dazu einen Hirtenbrief verfasst. Er erkenne, so Zsifkovics, "ein Jahr nach dem 80-Jahre-Gedenken der Novemberpogrome in einigen Gemeinden des Burgenlands, wo einst jüdisches Leben zu Hause gewesen ist, einen Willen zur Erinnerung und zu entsprechenden Mahnmalen, der, höflich gesagt, durchaus noch ausbaufähig ist". Vor dem Hintergrund eines in vielen Gesellschaften wieder erstarkenden Antijudaismus "ist das für mich beunruhigend und beschämend".
Juden als unverzichtbarer Teil burgenländischer Kultur
Die ersten jüdischen Siedler gab es im Burgenland schon im 14. Jahrhundert. Doch das jüdische Leben erblühte in den Dörfern erst, als Fürst Paul I. Esterhazy (1635-1713) vor 350 Jahren 3.000 Juden aufnahm, die wegen der von Kaiser Leopold im Jahr 1670 verfügten Enteignung und Vertreibung aus Wien fliehen mussten. Rund 3.000 Personen, die sich zum orthodoxen Judentum bekannten, erhielten in den "Sieben-Gemeinden" das Ansiedlungsrecht. Die Gebildetsten unter ihnen lebten in Mattersburg und Deutschkreutz, wo sich bedeutende Lehranstalten (Jeschiwot) befanden.
Erstes jüdisches Museum nach 1945
Vor 50 Jahren, im Herbst 1969 und kurz vor dem 300-Jahr-Jubiläum der "Sieben-Gemeinden", nahm der Plan des damaligen Bibelwerks-Präsidenten Prof. Kurt Schubert (1923-2007) zur Errichtung eines jüdischen Museums in Eisenstadt konkrete Formen an. Schubert war 1938 bis 1945 im österreichischen katholischen Widerstand der Gruppe um Prälat Karl Strobl engagiert. Er wurde dann Pionier und Doyen der Judaistik im deutschsprachigen Raum. Die politische Initiative kam vom damaligen Landesrat für Kultur und späteren Bundeskanzler Fred Sinowatz. Er war dann später, von 1999 bis zu seinem Tod im Jahr 2008, Präsident des Vereins "Österreichisches Jüdisches Museum in Eisenstadt". Das Museum wurde 1972 als erstes jüdisches Museum in Österreich nach 1945 eröffnet.
Stolpersteine in Graz und Leoben
In Graz und Leoben wurden am Freitag zwischen 12 und 14 Uhr zahlreiche Stolpersteine geputzt. Die Evangelische Kirche Steiermark hatte dazu aufgerufen, um an die Opfer der Novemberpogrome zu erinnern. Die Aktion wurde von vielen Menschen in Graz und Leoben unterstützt. Die Steine wurden in Graz seit 2013 und in Leoben seit 2018 im Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes vor deren ehemaligen Wohnstätten verlegt.
Fotos der Reinigungsaktion konnten auf die Facebookseite der Evangelischen Kirche Steiermark gepostet werden, um auch in sozialen Medien die Erinnerung lebendig zu halten. In Graz und Leoben sind aktuell 203 Stolpersteine verlegt.
"Ziel der Aktion war", erklärte der evangelische Superintendentialkurator Michael Axmann, "die schrecklichen Ereignisse in Erinnerung zu halten. Wir alle tragen eine gemeinsame Verantwortung, die Erinnerung lebendig zu halten und uns gegen das Vergessen zu engagieren." Das sei gerade in Zeiten von wachsendem Antisemitismus von Bedeutung.
Zum Abschluss der Aktion trafen der Leiter der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, die Obfrau des Vereins für Gedenkkultur, Daniela Grabe und die Vertreter der Evangelischen Kirche Steiermark, Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann, vor der Synagoge in Graz zusammen und reinigten Stolpersteine in der Nähe.
Stolpersteine in Graz und Leoben
In Graz und Leoben wurden am Freitag zwischen 12 und 14 Uhr zahlreiche Stolpersteine geputzt. Die Evangelische Kirche Steiermark hatte dazu aufgerufen, um an die Opfer der Novemberpogrome zu erinnern. Die Aktion wurde von vielen Menschen in Graz und Leoben unterstützt. Die Steine wurden in Graz seit 2013 und in Leoben seit 2018 im Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes vor deren ehemaligen Wohnstätten verlegt.
Fotos der Reinigungsaktion konnten auf die Facebookseite der Evangelischen Kirche Steiermark gepostet werden, um auch in sozialen Medien die Erinnerung lebendig zu halten. In Graz und Leoben sind aktuell 203 Stolpersteine verlegt.
"Ziel der Aktion war", erklärte der evangelische Superintendentialkurator Michael Axmann, "die schrecklichen Ereignisse in Erinnerung zu halten. Wir alle tragen eine gemeinsame Verantwortung, die Erinnerung lebendig zu halten und uns gegen das Vergessen zu engagieren." Das sei gerade in Zeiten von wachsendem Antisemitismus von Bedeutung.
Zum Abschluss der Aktion trafen der Leiter der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, die Obfrau des Vereins für Gedenkkultur, Daniela Grabe und die Vertreter der Evangelischen Kirche Steiermark, Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann, vor der Synagoge in Graz zusammen und reinigten Stolpersteine in der Nähe.
Quelle: kathpress