Scheuer und Glettler für "viri probati"-Priester
Die Bischöfe Manfred Scheuer und Hermann Glettler haben sich gegenüber Medien für eine Zulassung bewährter verheirateter Männer ("viri probati") zur Priesterweihe ausgesprochen. Er hoffe darauf und sehe, dass es dafür "wirklich an der Zeit" sei, "die Zulassung von viri probati zur Priesterweihe jetzt anzugehen", sagte Bischof Scheuer in einem am Montag ausgestrahlten Interview mit dem ORF Oberösterreich. Würde die katholische Kirche diesen Schritt weiter aufschieben, könnte dies zu ihrem Schaden sein, warnte der Linzer Diözesanbischof.
Die Viri-probati-Frage war eines der Themen, denen sich die Bischofssynode zu Amazonien im Oktober gewidmet hatte. Die in Rom versammelten Bischöfe schlugen dem Papst u.a. vor, angesichts des teils eklatanten Priestermangel in der Region den Fokus auf verheiratete Ständige Diakone zu legen und aus diesem Personenkreis in Einzelfällen auch Priester zu weihen.
"Ich hoffe sehr, dass die Fragen, die für Amazonien besprochen worden sind, auch bei uns weitergeführt werden", erklärte Scheuer. Das gelte einerseits für die bewährten verheirateten Männer und die Möglichkeit von deren Priesterweihe, andererseits aber genauso auch für das Diakonat der Frau. Bei diesem Thema hoffe er, "dass es jetzt noch weitergeht", bekundete der Bischof, der bereits in der Vergangenheit für Fortschritte in Richtung Frauendiakonat plädiert hatte.
"Stärkere Wertschätzung" für Zölibat
Auch in der "Tiroler Tageszeitung" (TT, 5. November) sprach sich der Linzer Bischof für eine Öffnung bei den Zulassungsbedingungen zum Priesteramt aus, betonte dabei aber zugleich auch den Wert der zölibatären Lebensform. Für diese würde er sich grundsätzlich eine "stärkere Wertschätzung" wünschen, betonte Scheuer. Auch sein 2013 verstorbener Vorgänger in seiner früheren Bischofsstadt Innsbruck, Reinhold Stecher, habe sich für "viri probati" als Priester ausgesprochen und zugleich das Bild eines im Zölibat lebensfrohen, ausgeglichenen Bischofs vorgelebt.
Scheuers Nachfolger in Innsbruck, Hermann Glettler, hielt es ebenfalls in der "TT" für sinnvoll, in gewissen Ortskirchen "viri probati" optional zu Priestern zu weihen. Auch er wehrte sich jedoch zugleich dagegen, dass durch die permanente Diskussion eine Atmosphäre entstehe, "als ob ein zölibatäres Leben keinen Wert mehr hätte."
Niewiadomski ortet "Positionskrieg"
Während der Wiener Theologe Paul M. Zulehner als Befürworter der Aufhebung des Pflichtzölibats am Montag eine entsprechende Online-Petition gestartet hat, richtete sein Innsbrucker Fachkollege Joszef Niewiadomski in der "TT" mahnende Worte in Richtung katholischer Kirche: "Fieberhafte Erwartungen" eines Zölibat-Endes gebe es in Lateinamerika schon seit Ende der 1960er-Jahre, und angesichts unveränderter Argumente dafür und dagegen könne man von einem "Positionskrieg" sprechen. Statt einer Veränderung sei nur eine "Zerstörung des Hinterlandes" eingetreten, so der Dogmatiker. "Druck von außen" auf die Kirche werde seiner Einschätzung nach eher kontraproduktiv wirken.
Quelle: kathpress