Wechsel an der Spitze des Diözesanmuseums
Die Historikerin und Kunsthistorikerin Barbara Taubinger wird mit 1. Jänner 2020 Direktorin des Diözesanmuseum St. Pölten. Das hat die Diözese St. Pölten am Montag in einer Aussendung bekanntgegeben. Die 33-jährige tritt die Nachfolge von Wolfgang Huber an, der mit Jahresende in Pension geht. Bischof Alois Schwarz begrüßte in der Aussendung die Neubestellung:
Ein Wechsel in der Leitung bedeutet zumeist auch Neuerungen und neue Akzente in der Umsetzung. Barbara Taubinger wird große Kraft in das Diözesanmuseum mitbringen, und ich freue mich über eine bestens ausgebildete, wissenschaftlich fundiert und inspiriert denkende Frau an der Spitze des Diözesanmuseums.
Taubinger studierte nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums Melk in Wien Geschichte und Kunstgeschichte, ihr beruflicher Werdegang ist eng mit der Diözese St. Pölten verknüpft: zuerst arbeitete sie in der Inventarisierung des pfarrlichen Kulturgutes und seit 2012 als Kunsthistorikerin im Diözesanmuseum. Taubingers zahlreiche Publikationen und Vorträge zu sakraler Kunstgeschichte machten sie zudem in Fachkreisen bekannt. Wissenschaftlich tätig ist sie derzeit im Rahmen ihrer Dissertation über das Thema Sakralisierung der Landschaft durch die Wallfahrtsorte mit Blick auf die Votivgaben in niederösterreichischen Schatzkammern. Taubinger leitet künftig auch das Konservatorat der Diözese St. Pölten.
In einer ersten Stellungnahme betonte die designierte Direktorin "die große Stärke eines kleinen Museums". Menschen bräuchten "die konkrete, angreifbare und intime Erfahrung, um kirchliche Kunst - und damit Glaubensvermittlung - verstehen zu können", so Taubinger. Grundlage ihrer Tätigkeit wird laut eigenen Angaben der klare Bildungsauftrag des Museums sein, der vor mehr als hundert Jahren zur Gründung geführt hat:
Der konservatorische Schwerpunkt, die enge Verknüpfung von Museum und Konservatorat und die Vermittlung von sakralen Inhalten in den Kunstgegenständen war und ist die Gründungsidee des Hauses.
Hier gelte es, diese Kernaufgabe in die Gegenwart zu heben, mit Ausstellungen, die den Dialog fördern und ein breites Publikum ansprechen. Denn "das Lesen von kirchlicher Kunst muss heute neu gelernt, Codes neu entziffert werden", so Taubinger. Sie sehe das Vermitteln von sakralen Inhalten über kulturelle Zugänge als "Kernaufgabe kirchlicher Museen". Als oberste Konservatorin der Diözese gilt es für Taubinger zudem, in Zukunft die Inventarisierung fertigzustellen, die Zuständigen in den Pfarren in der Erhaltung und Pflege der Kunstgegenstände zu unterstützen und damit "Servicestelle" zu sein im Umgang mit sakraler Kunst.
Taubinger Vorgänger Wolfgang Huber leitete das Diözesanmuseum elf Jahre lang. Unter seiner Leitung wurden große Projekte wie die Digitalisierung der Museumsbestände sowie die detaillierte Inventarisierung und EDV-Erfassung des Kunst-und Kulturgutes der rund 420 St. Pöltner Pfarren in weiten Teilen abgeschlossen. Im Museum selbst wurden die Ausstellungsflächen erweitert, die Neuaufstellung der Schatz-und Paramentenkammer durchgeführt sowie 19 Sonderausstellungen veranstaltet. Bischof Alois Schwarz würdigte den Museumsdirektor für sein "fundiertes und bewahrendes Wirken im Museum".
Seit 1888 hat St. Pölten ein Diözesanmuseum
Das Diözesanmuseum St. Pölten wurde 1888 gegründet, es war das erste derartige Museum in Österreich. Unter der Patronanz des christlich-religiösen Kunstvereins in Niederösterreich erlebte es in seinen Anfängen eine reiche und vielfältige Sammeltätigkeit, wobei die Bestände von archäologischen Funden über historische Dokumente, Münzen und Medaillen bis zu Objekten der Malerei, Plastik und Kleinkunst aus allen Epochen reichen. Schwerpunkt der umfangreichen Sammlung ist die sakrale Kunst, die in ihrer gesamten Vielfalt - von Skulpturen, Gemälden, Altären, liturgischen Geräten und Kleidern - präsentiert wird.
In den Anfangsjahren war das Museum in den Räumen der ehemaligen Stiftsbibliothek untergebracht, mittlerweile wurde es um einige Räume erweitert. Heute umfasst das Diözesanmuseum die ehemalige Stiftsbibliothek, die Kerensbibliothek, das bischöfliche Oratorium sowie die Schatz- und Paramentenkammer.
Derzeit ist das Museum wegen Umbauarbeiten bis zur Neueröffnung im Frühsommer 2020 geschlossen. Der neue Zugang am Domplatz 1 wird in Zukunft das Museum vom Domplatz aus sichtbar machen und damit ein weiterer kultureller Knotenpunkt im steigenden Kulturleben St. Pöltens sein. Eckpfeiler der Neugestaltung des neuen Museumseinganges über das Hauptportal Domplatz 1 waren neben der Barrierefreiheit und dem Denkmalschutz auch museumspädagogische Anforderungen. So konnte zudem das Platzangebot noch zusätzlich erweitert werden. (Info: http://www.dz-museum.at)
Quelle: kathpress