Politologe Filzmaier: Kirchen sollen sich politisch einmischen
"Wer wenn nicht christliche Amtsträger haben am allermeisten die Aufgabe, Menschenrechte und ein soziales Miteinander politisch zu fordern?": Mit dieser rhetorischen Frage hat sich der renommierte Wiener Politologe Peter Filzmaier dafür ausgesprochen, dass sich die Kirchen und ihre Vertreter in politische Debatten einbringen. Der für den ORF als Kommentator tätige Politikwissenschaftler erinnerte in der "Kronen Zeitung" (Sonntag) an mehrfache diesbezügliche Äußerungen von Kardinal Christoph Schönborn, so etwa für die Beibehaltung des Karfreitags als Feiertag und gegen "unmenschliche" Entscheidungen in der Asylpolitik. Immer wieder mahne der Kardinal nicht nur in der Sozialpolitik mehr soziales Gewissen ein.
"Darf er denn das?", so Filzmaier in seiner Analyse unter dem Titel "Die Kirche als Politik ohne Grenzen". Die lapidare Antwort des an der Donauuni Krems und der Uni Graz lehrenden Politologen: "Ja, er darf!" Und dies gelte "ganz abgesehen davon, dass die Meinungsfreiheit selbstverständlich gleichermaßen für Kardinäle gilt", auch wenn "Möchtegern-Diktatoren unter den Politikern ihnen den Mund verbieten wollen".
Was aber, wenn "mal die eine oder die andere Partei von der Kirche mehr kritische Worte zu hören bekommt", fragte Filzmaier weiter und merkte an: "Na und?" Die dunklen Seiten der Kirche hätten sich allzu oft dann gezeigt, wenn sie sich mit den Mächtigen arrangierte. "Da ist es besser, wenn Kirche friedlicher Widerstand gegen eine fragwürdige Machtausübung der Politik ist", befand Filzmaier.
Auch in Deutschland diskutierte Frage
Der Politikwissenschaftler erinnerte an eine Debatte in Deutschland, als wsich "ausgerechnet" der CSU-Ministerpräsident in Bayern - "mehr christlich-konservativ sein als die bayerische CSU, das geht kaum" -, Markus Söder, gegen die Kirche als Akteurin der Politik ausgesprochen hatte. Der Widerspruch in seiner eigenen Partei dagegen sei heftig gewesen. Filzmaier zitierte den der CSU angehörigen deutschen Bundesinnenminister Horst Seehofer, der damals meinte: "Ich will, dass sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften einmischen in die tägliche, praktische Politik." Dies belebe und befruchte die Diskussion.
Auch der damalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff habe betont, dass mehr Kirche in der politischen Auseinandersetzung zum Nutzen aller wäre. Zuletzt erinnerte Filzmaier an den Münchner Kardinal Reinhard Marx, der die Mitgestaltung der Welt als zum christlichen Auftrag gehörig bezeichnete.
Quelle: kathpress