Erinnerung an "Indianerpater" Lunkenbein
Die Kirche in Amazonien war und ist immer auch eine Kirche der Märtyrer. So das Fazit der jüngsten Salzburger Tagung der Koordinierungsstelle für Entwicklung und Mission der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO), die zur Weiterarbeit an der vatikanischen Amazonien-Synode einlud. Der deutsch-brasilianische Theologe und Priester Paulo Suess erinnerte dabei an den "Indianerpater" Rodolfo Lunkenbein, der sich über viele Jahre für die Rechte der Bororo-Indios im brasilianischen Mato Grosso eingesetzt hatte und deshalb 1976 erschossen wurde. Für den Ordensmann ist seit 2018 ein Seligsprechungsprozess im Laufen. Das diözesane Verfahren soll laut Suess im nächsten Jahr abgeschlossen werden. Dann wandert die Akte nach Rom.
Rudolf Lunkenbein wurde 1939 in Deutschland geboren. Nach der Matura trat er in den Salesianerorden ein, um Missionar zu werden. Schon mit 19 Jahren ging er erstmals nach Brasilien. 1969 wurde er (in Deutschland) zum Priester geweiht. Zurück in Brasilien wurde Lunkenbein Missionar bei den Bororo-Indigenen in Merúri.
In den 1970er-Jahren kauften Großgrundbesitzer im Mato Grosso viel Land auf, um dort Sojabohnenplantagen zu errichten, unterstützt von der damaligen Militärregierung, die an der Lizenzvergabe verdiente. Pater Lunkenbein setzte sich in Folge für die Einrichtung von Schutzzonen und Entschädigungen für die Indianer ein.
Lunkenbein gehörte zu den Mitbegründern des Indianermissionsrates (CIMI) der brasilianischen Bischofskonferenz im Jahr 1972. Er half bei der politischen Durchsetzung eines Gesetzes, das den Indianern ihr eigenes Land zusprach. 1973 wurde der Ordensmann in den brasilianischen "Missionsrat für Indianerfragen" gewählt. 1975 wurde P. Lunkenbein Mitglied der staatlichen Indianerschutzbehörde. Er bemühte sich insbesondere um die Rückgabe von Land, das der indigenen Bevölkerung zur Bereicherung von Großgrundbesitzern genommen worden war. Zu diesem Zweck sollten die Reservate staatlich vermessen und den Indios zur ausschließlichen Nutzung überlassen werden.
Als die von der Regierung eingesetzten Landvermesser ihre Arbeit aufnahmen, tauchten am 15. Juli 1976 etwa 70 weiße Siedler in der Missionsstation auf, um Pater Lunkenbein zur Rede zu stellen. Er notierte alle Namen der Grundbesitzer und sicherte ihnen zu, mit der Regierung zu sprechen. Dennoch entwickelte sich eine heftige Auseinandersetzung. Schüsse fielen. Der Indio Simao Bororo warf sich vor Lunkenbein, um ihn zu schützen. Beide starben im Kugelhagel. Simao Bororo soll nach dem Willen des Salesianerordens mit Lunkenbein gemeinsam seliggesprochen werden.
Die Erinnerung an Lunkenbein wird in Meruri lebendig aufrechterhalten. Die katholische Kirche hat den Pater u.a. als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.
Quelle: kathpress