Schönborn: Grundform des priesterlichen Dienstes bleibt zölibatär
Kardinal Christoph Schönborn ist davon überzeugt, dass die Grundform des priesterlichen Dienstes in der katholischen Kirche die ehelose Lebensform bleiben wird. Das hat er im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) betont. Schönborn zog im Interview nochmals ein ausführliches Resümee zur am Sonntag zu Ende gegangenen Amazonien-Synode.
"Wir haben seit über 50 Jahren verheiratete Männer, die Familie haben, die im Beruf stehen und die nach einer guten Vorbereitung zu Diakonen geweiht worden sind", so der Kardinal wörtlich. Die Synode sage nun, "dass in entlegenen Gebieten, in denen dringender Bedarf besteht, auf Bitten der Gemeinde mit Zustimmung des Bischofs - und wahrscheinlich auch mit Zustimmung Roms - bewährte Männer, also Diakone, auch zu Priestern geweiht werden können". Er sehe darin auch folgende wichtige Anregung, so Schönborn:
Benützt die Möglichkeit des Ständigen Diakonats. In manchen Teilen Amazoniens wurde diese Möglichkeit nämlich noch nicht wahrgenommen.
Eines sei ihm aber wichtig zu sagen, so der Kardinal:
Die Grundform des priesterlichen Dienstes wird in der katholischen Kirche sicher die ehelose Lebensform sein. Dazu ist dieser Weg mit und trotz aller Schwierigkeiten unglaublich bewährt.
Zur Frage, inwieweit die Ergebnisse der Synode auch Auswirkungen auf die Seelsorge in Europa haben könnte, zeigte sich der Kardinal vorsichtig: "Bei der Synode ging es grundlegend um Amazonien. Ich glaube nicht, dass wir in Europa in so einer Situation sind. Mit Hilfe unserer Mobilität haben wir die Möglichkeit, zu einer Eucharistie zu kommen. Und dort, wo keine Eucharistie gefeiert werden kann, werden auch heute schon Wort-Gottes-Feiern gehalten." Vorschnelle Schlüsse auf die gesamte Weltkirche zu ziehen, wäre deshalb eben vorschnell.
Ein Thema, das freilich die Kirche in Amazonien wie auch in Europa herausfordert sind die Pfingst-Kirchen. Schönborn räumte ein, "dass wir als katholische Kirche deutlich weniger Kraft entwickeln, als etwa die Pfingst-Kirchen. Die Pfingstler sind nämlich sehr flexibel, kommen selbst in die kleinsten Dörfer und sind dann bei den Menschen." Deshalb sei ein Großthema der Synode die Frage nach einer Pastoral der Nähe und nicht nur einer Pastoral des Besuchens gewesen. Aber diese Frage stelle sich eben klarerweise auch in Europa, "und wir weichen ihr genauso aus wie ihr die Bischöfe in Amazonien ausweichen". Er habe bei der Synode erstaunlich wenig darüber gehört, so Schönborn:
Aber wenn es stimmt, dass mehr als die Hälfte der Christen in dieser Region inzwischen bei den Pfingstlern sind - manche reden von bis zu 80 Prozent - da muss man sich schon fragen: Wie sehen unsere neuen Wege der Pastoral aus?
Positiv überrascht zeigte sich der Wiener Erzbischof von der Ankündigung des Papstes, sein nachsynodales Schreiben möglichst schon bis Weihnachten zu verfassen. Lob fand Schönborn überdies für Bischof Erwin Kräutler. Der emeritierte Bischof von Xingu habe sich auf der Synode - "und das hat mich sehr gefreut" - einer ganz großen Wertschätzung unter den Bischöfen und den Laien erfreut und werde als Pionier gesehen.
Zur Frage, ob er sich vorstellen könne, Priester aus der Erzdiözese Wien in die Amazonien-Region zu entsenden, meinte der Erzbischof:
Missionarische Aussendungen einer Kirche sind immer ein Segen für die Ortskirche. Und wir müssen uns als Weltkirche die Frage nach einer gerechten Verteilung der Priester weltweit stellen. Also: Warum nicht?
Quelle: kathpress