Theologin Polak: Amazonien inspirierend für Kirche Europas
Die katholischen Gemeinden in der Region Amazonien, die derzeit im Zentrum der Außerordentlichen Bischofssynode im Vatikan steht, sind laut den Worten der Wiener Theologin Regina Polak eine Inspiration für Herausforderungen, vor denen die Kirche auch in Europa steht: Auch im "Alten Kontinent" werde es künftig "darum gehen, dass Christen und ihre Gemeinden selbstbewusst und selbstständig ein christliches Leben führen - auch in Zeiten drastisch abnehmender Priesterzahlen", sagte die an der Universität Wien lehrende Pastoraltheologin in der Ö1-Radiosendung "Religion aktuell" am Mittwochabend.
Charakteristikum der Kirche Amazoniens sei, dass es nicht genügend Geistliche für die regelmäßige flächendeckende Seelsorge ihrer weit verstreuten Gemeinden gibt, erklärte Polak. Dennoch seien dort bereits Antworten auf dieses Problem gefunden worden:
Christliche Gemeinden können auch aus Laienkraft bestehen - aus vielen selbstständigen Christen, die selbstbewusst und mutig die Verantwortung für den Glauben, die Gemeinde und die Welt in der sie leben übernehmen.
Richtungsweisend halte sie die katholische Kirche im Amazonasgebiet darüber hinaus auch mit Blick auf deren "engagierte Offenheit für Andersglaubende", sagte die Pastoraltheologin.
Was mich an Kirche in dieser Region beeindruckt, ist dass sie wirklich konkret an der Seite der Menschen mit ihren ganz konkreten alltäglichen und auch sozialökonomischen und ökologischen Problemen und Herausforderungen steht und hier eine unglaubliche Weite hinsichtlich der Vielfalt von Spiritualitäten hat.
Auch in diesem Punkt könne die Weltkirche von der Amazonas-Region lernen.
Aufgrund seiner engen Verwobenheit mit Südamerika komme Europa gar nicht umhin, sich detailliert für die noch bis 27. Oktober laufende Amazonien-Synode zu interessieren, betonte Polak. "Was in Amazonien stattfindet - Stichwort Regenwald - hat unmittelbare Auswirkungen auf Europa und hängt mit dem globalen Wirtschaftssystem zusammen, wo ja auch Europa ein zentraler Teil ist", so die Wiener Pastoraltheologin. Wegen der Kolonialgeschichte treffe Europa auch eine besondere Verantwortung für die derzeitige Situation am Amazonas.
Sowohl um die ökologischen und ökonomischen als auch die pastoralen Themen der Amazonien-Synode wird es unmittelbar nach dem Ende der Bischofsversammlung bei einer nachsynodalen Tagung am 30. und 31. Oktober in Salzburg gehen. Mit dem Präsidenten des brasilianischen Indigenen-Missionsrats CIMI, Erzbischof Roque Paloschi, sowie dem Befreiungstheologen Paulo Suess, werden im BIldungshaus St. Virgil zwei Synoden-Teilnehmer von ihren Erfahrungen in Rom berichten. Organisiert wird die nachsynodale Tagung von der Koordinierungsstelle für internationale Entwicklung und Mission (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz.
Zeitgleich gibt es auch in Wien einen Rück- und Ausblick zu den Synoden-Ergebnissen: Der Pastoraltheologe Paul Zulehner spricht am 30. Oktober um 16.30 Uhr im Rahmen der Veranstaltugnsreihe "Akademie am Dom" im Curhaus (Stephansplatz 3) zum Thema "Amazonien-Synode - Prüfstein für das gegenwärtige Pontifikat". Zulehner werde dabei nicht nur Folgen für Weltkirche und Weltklima ins Auge fassen, sondern auch den Priestermangel, Überlegungen zu einer Priesterweihe für verheiratete Männer und den Umgang von Papst Franziskus mit "mutigen Vorschlägen", hieß es in einer Ankündigung der "Theologischen Kurse".
Quelle: kathpress