Ordensfrau warnt: Menschenhandel "boomt mehr denn je"
Die Ordensfrau und Aktivistin gegen Menschenhandel, Sr. Maria Schlackl SDS, warnt:
Das Geschäft mit der Handelsware Mensch scheint nach aktuellen Untersuchungen mehr denn je zu boomen.
Jährlich würden im Windschatten der Globalisierung mehr als 2,4 Millionen Menschen wie Ware gehandelt, müssten die schlimmsten Formen wirtschaftlicher Ausbeutung erfahren und brutalste Verletzungen ihrer Menschenrechte hinnehmen, kritisierte die Ordensfrau im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Kathpress" anlässlich des "Europäischen Tages gegen Menschenhandel" am Freitag. Menschenhandel, ein "industrialisiertes Verbrechen" und eine "globale Tragödie", betreffe heute jeden Kontinent und die meisten Länder der Erde, so die Salvatorianerin.
Besonders florieren würde der Menschenhandel aktuell in Asien, aber zum "Marktgebiet mit wachsender Nachfrage" gehöre auch Österreich. Von der heimischen Regierung wünscht sich Schlackl im Umgang mit Menschenhandel deshalb ein proaktives Hinsehen, Wahrnehmen und vernetztes Handeln. Über die Gesetzeslage müsse interdisziplinär und vor allem mit betroffenen Menschen diskutiert werden. Verbote oder Strafen allein würden allerdings nicht genügen. Es gelte, einen offenen Diskussionsprozess in Gang zu setzen und auf der Suche nach Lösungen über die Landesgrenze hinauszuschauen. Dringend nötig seien auch Ausstiegshilfen, Bildungsprogramme und ein Umdenken in Bezug auf die Rollenzuschreibungen von Frau und Mann.
Häufig seien die Opfer Frauen, "die aufgrund der wirtschaftlichen Lage eines Landes, bzw. ihrer Familie, keine Chance haben, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen". Problematisch sei außerdem ein Frauenbild, das diese auf ihren Nutzen für Männer reduziere und Frauen so oft in die sexuelle Ausbeutung führe. Betroffene Männer würden hingegen meistens als Billiglohn-Arbeitskräfte ausgebeutet.
Sr. Maria Schlackl gehört dem Orden der Salvatorianerinnen an. Gemeinsam mit fünf weiteren Frauenorden haben die Salvatorianerinnen 2010 den Verein "Solwodi Österreich" gegründet. Ihr Einsatz gilt besonders Frauen und Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Die im Verein engagierten Ordensfrauen verstehen sich als "klare stellvertretende Stimme in der Öffentlichkeit" mit dem "Mut zu prophetischem Handeln".
Zu Jahresbeginn hatte der Vatikan eine neue Orientierungshilfe der katholischen Kirche zum Einsatz gegen Menschenhandel veröffentlicht. Neben umfangreichen Informationen über Ausmaß und Ursachen des Menschenhandels enthält das 52-Seiten-Papier konkrete Anregungen, wie sich Pfarren und auch jeder Einzelne dagegen engagieren und den Opfern helfen können. Zudem fordert die Kirche Politik und Gesellschaft auf, konsequenter gegen die Profiteure des Menschenhandels vorzugehen.
Sr. Schlackl sieht im Vatikan-Dokument ("Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel") sieht ein "Zeichen, die Realität Menschenhandel ins Bewusstsein diözesaner Verantwortungsträger und pastoraler Mitarbeiter zu bringen und den Kampf dagegen aufzunehmen, zu dem Papst Franziskus unermüdlich auffordert".
Das Thema Menschenhandel steht auch bei einem Informations- und Aktionstag am Freitag auf der Linzer Landstraße im Fokus. Organisiert wird die Veranstaltung unter dem Motto "Schutzlos-Wehrlos-Versklavt - Menschenhandel: Macht Schluss" von der Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel in OÖ". Auf dem Programm stehen Vorträge, eine Lesung und musikalische Darbietungen. (Info: www.solwodi.at)
Quelle: kathpress