Bischof Krautwaschl mit "Pro Oriente"-Delegation in Ägypten
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl befindet sich derzeit mit einer Delegation der steirischen Sektion von Pro Oriente auf einer ökumenischen Pilgerreise in Ägypten. Bis Samstag stehen Besuche in Kirchen und Klöstern in Kairo, Alexandria und im Wadi Natrun auf dem Programm. Die Reise solle ein "besonderes Zeichen der Solidarität und Verbundenheit mit unseren christlichen Schwesterkirchen darstellen", so der Bischof. Der Besuch gelte gleichermaßen der koptisch-orthodoxen wie der koptisch-katholischen Kirche im Land.
Die koptisch-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten Kirchen der Welt. Ihre Wurzeln liegen in Ägypten, weltweit gehören ihr laut Schätzungen rund 14 Millionen Gläubige (12 Millionen davon in Ägypten) an. Der Sitz des Patriarchats ist Kairo. Daneben gibt es auch noch die kleine mit Rom unierten koptisch-katholische Kirche. Diese zählt ca. 170.000 Gläubige.
Bischof Krautwaschl ist bereits am Montagabend mit dem Patriarchen der koptisch-katholischen Kirche, Ibrahim Isaac Sidrak, in Kairo zusammengetroffen und zeigte sich im Anschluss beeindruckt von der Lebendigkeit der Kirche, die in einem schwierigen Umfeld bestehen muss.
Klöster aus dem 4. Jahrhundert
Auf dem Besuchsprogramm der österreichischen Reisegruppe standen und stehen auch mehrere Wüstenklöster, darunter das Makarius-Kloster im Wadi Natrun. Dieses Mitte des 4. Jahrhunderts gegründete Kloster zählt ebenfalls zu den ältesten und bedeutendsten Klöstern Ägyptens. Vor rund 50 Jahren lebten nur mehr sechs alte Mönche in der umfangreichen Klosteranlage, bevor es ab Ende der 1960er-Jahre wiederbelebt wurde. Heute gehören dem Kloster rund 150 Mönche an, es besitzt Betriebe sowie große landwirtschaftliche Flächen und beschäftigt hunderte Arbeitnehmer.
Eine weitere Station der "Pro Oriente"-Delegation war das Kloster Mar Mina westlich von Alexandrien. Das heutige Kloster wurde ab 1959 nahe den Ruinen der einstigen "Stadt des Heiligen Minas" errichtet, die in der Spätantike eine der wichtigsten christlichen Pilgerstätten des Mittelmeerraums war. Im 13. Jahrhundert wurde der umfangreiche Klosterkomplex zerstört. Die Ausgrabungen der historischen Stätte begannen Anfang des 20. Jahrhunderts. Bischof Krautwaschl zeigte sich von der Ausgrabungsstätte tief beeindruckt.
Das neu errichtete Mina-Kloster dürfte seinem antiken Vorgänger aber kaum nachstehen. Der Klosterkomplex umfasst zahlreiche Kirchen, Beherbergungsgebäude und Wirtschaftsbetriebe. 120 Mönche leben in Mar Minas, das jedes Jahr von hunderttausenden Gläubigen verschiedener Konfessionen besucht wird. An hohen Feiertagen werden in den zahlreichen Kirchen bis zu 50 Gottesdienste gefeiert.
Auch das im Wadi Natrun gelegene Anba-Bischoi-Kloster ("rotes Kloster" wegen der Farbe des Baumaterials) geht auf das 4. Jahrhundert zurück. Derzeit leben in der Klosteranlage knapp 200 Mönche. Im Kloster erinnern historische Fotografien an die Begegnungen des früheren Papst-Patriarch Schenuda III. mit dem Wiener Erzbischof Kardinal König. So war Schenuda beispielsweise noch unmittelbar vor seiner Wahl zum Kopten-Oberhaupt im Jahr 1971 in Wien mit Kardinal König zusammengetroffen. Die Begegnung fand im Rahmen der ersten Wiener "Pro Oriente"-Konsultation mit orientalisch-orthodoxen Theologen statt. Diese hatte wesentlich zur Entwicklung der "Wiener christologischen Formel" beigetragen, mit der eine 1.500 Jahre währende theologische Auseinandersetzung zwischen den Kirchen beigelegt werden konnte.
Am Mittwoch standen die Bibliothek von Alexandria sowie die koptische Markuskathedrale in der zweitgrößten Stadt Ägyptens auf dem Programm. Der erste Vorgängerbau der Kathedrale geht auf das Jahr 311 zurück. Im Verlauf der Zeit wurde das Gotteshaus immer wieder zerstört und wiederaufgebaut. Alexandria ist der historische Sitz des Papst-Patriarchen der koptischen Kirche. Das jeweilige Oberhaupt - derzeit ist es Papst-Patriarch Tawadros II. - trägt deshalb auch offiziell den Titel "Patriarch von Alexandria".
Die steirische Delegation besuchte auch das "Jesuit Cultural Center", eine Bildungseinrichtung des Jesuitenordens in Alexandria. Das vom Center angebotene Projekt "Toleranz zwischen Religionen und Kultur" wird von der entwicklungspolitischen Einrichtung Welthaus der Diözese Graz-Seckau mitfinanziert.
Quelle: kathpress