Kirche und Nachhaltigkeit: Kampf gegen "Drachen der Untätigkeit"
Wie vom Wissen über Klimaveränderung und Umweltzerstörung zum wirksamen Handeln kommen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines hochkarätig besetzten Symposiums, zu dem die kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs am Montag im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil 120 Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen, Bildung und NGOs versammelten. Wie die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb sagte, lägen in Bezug auf die Erderwärmung alle Fakten auf dem Tisch. Sowohl auf der individuellen als auch auf der politischen Ebene spielten die vom kanadischen Umweltpsychologen Robert Gifford benannten "sieben Drachen der Untätigkeit" eine Rolle als Hemmschuhe, heißt es in einer Aussendung am Dienstag.
Mit diesen auch in der biblischen Apokalypse vorkommenden Unheilswesen sei gemeint, dass die vor Entscheidungen stehenden Menschen durch Phänomene wie begrenzte Wahrnehmung, mangelndes Vertrauen in Experten oder eingefahrene Gewohnheiten vor einer Umkehr in Richtung Nachhaltigkeit zurückschrecken. Kromp-Kolb plädierte für eine Stärkung der intrinsischen Werte - im Sinne von: Bereit sein, etwas zu tun, obwohl man selbst keinen unmittelbaren Nutzen daraus zieht. Nicht weniger als ein Kulturwandel sei gefordert, erklärte die Expertin.
Bei kirchlichen Verantwortungsträgern findet Kromp-Kolb damit jedenfalls Gehör, hat wie Papst Franziskus doch auch schon Kardinal Christoph Schönborn einen grundlegenden Lebensstilwandel eingemahnt. Und auch der beim Symposium anwesende "Umweltbischof" Alois Schwarz (St. Pölten) strich in seiner Wortmeldung die in der Papst-Enzyklika "Laudato si" entfaltete christliche Schöpfungsspiritualität hervor, die es gebiete, verantwortungsvoll mit den gottgegebenen Gütern und den Mitgeschöpfen umzugehen. In Österreichs Pfarren geschehe in Bezug auf Ökologie bereits sehr viel Gutes, so Schwarz. Sein immer wieder geäußertes Credo: Wer Christ ist, handelt "enkeltauglich".
Einmischen in den politischen Diskurs
Die Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Hemma Opis-Pieber, bekräftigte, dass sich das von katholischen und evangelischen Fachleuten gebildete Gremium weiterhin in den gesellschaftspolitischen Diskurs einbringen werde, um zukunftsfähiges Verhalten vor allem auch im politischen Bereich einzufordern. Zuletzt hatten sich die Umweltbeauftragten für die Forderungen des Klimavolksbegehrens stark gemacht: Klimaschutz solle in der Verfassung verankert werden, klimaschädliche Treibhausgase gestoppt werden, Klimaschutz müsse großflächig aufgewertet und die Bereiche Verkehr und Energie nachhaltig gestaltet werden. Die Eintragungswoche für das Volksbegehren wird voraussichtlich im Frühjahr sein.
Die Bemühungen um gesellschaftlich wirksame Nachhaltigkeit führen inzwischen zu einem Schulterschluss auch über Religionsgrenzen hinweg: Opis-Pieber verwies auf die Initiative "Religions for Future", eine Solidarisierung von Christen, Muslimen und Buddhisten mit der Jugendbewegung "Fridays for Future", die verlautbarte:
Von den Verantwortlichen in der Politik erwarten wir den längst überfälligen Strukturwandel hin zu einer ökosozialen Politik und Wirtschaftsordnung. Alle Menschen bitten wir, einen achtsamen Umgang mit der Natur zu pflegen, auch wenn dieser persönliche Einschränkungen bedeutet.
Nur bedrohliche Bilder bewirken wenig
Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke präsentierte als weitere Referentin erfolgreiche Kommunikationsstrategien in Bezug auf den Klimawandel. Das Wachrütteln mit bedrohlichen Bildern und Informationen funktioniere nur bedingt. Zentral sei die Erfahrung der Selbstwirksamkeit, sagte Uhl-Hädicke: "Wenn ich umweltfreundliches Verhalten als positiv erlebe und durch Vorbilder und Mitmachende gestärkt werde, erhöht das die Chance auf Veränderung meines Lebensstils."
Konkretisierende Workshops am Montagnachmittag wurden laut der Aussendung u.a. von "klimaaktiv", dem "Lebensart"-Verlag und "Klimabündnis Österreich" gestaltet. Weitere behandelte Themen seien das Miteinander von Mensch und Tier, ökologische Spiritualität und das kirchliche Umweltmanagement EMAS gewesen.
Symposiums-Organisatorin Anna Kirchengast von der Fachstelle für überdiözesane Umweltarbeit zeigte sich froh über die rege Teilnahme aus allen Diözesen Österreichs und vielen kirchlichen Einrichtungen. Eine Veranstaltung für 2020 zum Thema "Fünf Jahre Laudato si" sei bereits in Planung. (Info: www.schoepfung.at)
Quelle: kathpress