Macht-Konzentration auf Saatgutmarkt verhindern
Die Katholische Frauenbewegung Österreich (kfbö) appelliert an lokale und globale Verantwortungsträger, der von internationalen Großkonzernen angestrebten Macht-Konzentration auf dem Saatgutmarkt Einhalt zu gebieten. Konkret forderte die Frauenbewegung am Montag in einer Aussendung die Förderung von Sortenvielfalt und ein Saatgutgesetz im Sinne einer nachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft. Nötig sei ein solches Gesetz, da sich Saatgut im Laufe des vergangenen Jahrhunderts vom Gemeingut, das Bauern selbst vermehrten und untereinander getauscht haben, zu einem Wirtschaftsgut gewandelt habe. Dessen Verkehr sei heute streng reguliert und Saatgut so zu einem Milliardengeschäft für einige wenige internationale Großkonzerne geworden, kritisierte die Frauenbewegung.
Als einen erfreulichen ersten Schritt wertet die Frauenbewegung die neue Bio-Verordnung der Europäischen Union, die 2021 in Kraft treten und die die mit zeitintensiven und kostspieligen Zulassungsprüfungen verbundene Zulassungspflicht für "heterogenes" Bio-Saatgut abschaffen soll. Ähnliche Maßnahmen brauche es nun auch auf dem globalen Markt, etwa im Rahmen von internationalen Freihandelsabkommen.
Unterstützt sieht sich die kfbö in ihren Forderungen von Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika "Laudato si" explizit die "Planung einer diversifizierten Landwirtschaft" und den Schutz der "Interessen der kleinen Erzeuger" sowie der "örtlichen Ökosysteme vor der Plünderung" verlangt. Ökologische und soziale Gerechtigkeit seien auch und vor allem im Blick auf die Landwirtschaft nicht voneinander zu trennen, erklärte kfbö-Voristzende Veronika Pernsteiner und zitierte erneut Papst Franziskus:
Es gibt nicht zwei Krisen, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.
Ihren Einsatz für Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit sieht die Frauenbewegung in einer Spiritualität begründet, die "zum Handeln bewegt", betonte die kfbö-Vorsitzende.
Als Frauenbewegung habe man vor allem Frauen im Blick, "die das Rückgrat der weltweit 500 Millionen bäuerlichen Familien- und Kleinbetriebe bilden und damit die Hauptverantwortung für die Ernährungssicherheit tragen", so Pernsteiner. In ihren Projekten im Globalen Süden unterstützt die kfbö deshalb Frauen bei der Kultivierung von Artenvielfalt und einheimischem Saatgut, "ein Erfolgsrezept angesichts wachsender Trockenheit, dem industrielles, oft gentechnisch verändertes Saatgut häufig nicht standhält". Hinzu komme, dass hochspezialisierte Hybridsorten für den Nachbau in der Landwirtschaft nicht geeignet seien und Bauern und Bäuerinnen so zwingen, Saatgut von Saison zu Saison neu zu erwerben.
Wir stärken in unseren Projekten daher auch die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen.
Quelle: kathpress