Allianz fordert von Politik Augenmerk auf geflüchtete Frauen
Der ehemalige Flüchtlingskoordinator der Regierung, Christian Konrad, fordert namens der von ihm initiierten Allianz "Menschen.Würde.Österreich" mehr Augenmerk der Politik auf geflüchtete Frauen. In einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien wies er darauf hin, dass immerhin 40 Prozent der Flüchtlinge weiblich sind. Es sei hoch an der Zeit, frauenspezifische Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit und Geschlechterrollen zu setzen. Dieses Anliegen solle auch in den laufenden Sondierungsgespräche und anstehenden Regierungsverhandlungen einfließen, sagte Konrad.
"Frauen sind die wesentlichen gestaltenden Kräfte, wenn es um Integration geht", betonte der frühere Raiffeisen-Generalanwalt. Frauen hätten - als Töchter, Mütter, Partnerinnen - eine Schlüsselposition schon während des Asylverfahrens und auch nach dem Bescheid. "Dem tragen wir als Allianz Menschen.Würde.Österreich mit dem Schwerpunkt 'Inklusion geflüchteter Frauen' Rechnung." Es geht laut Konrad um Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Betroffenen an der Gesellschaft teilhaben können. Für die Allianz bestehe kein Zweifel:
Wenn wir in Österreich wirtschaftlich auch weiterhin erfolgreich sein wollen, dann müssen wir die Chancen durch Zuwanderung nützen.
Ferry Maier, Mitinitiator von "Menschen.Würde.Österreich", kritisierte den Umgang der Politik mit dem aktuellen Schwerpunkt-Thema der Allianz. "Jene Energie, die man bisher in das Kopftuchverbot gesteckt hat, hätte man lieber in Maßnahmen zur Inklusion von Frauen stecken sollen", sagte er. Mit seiner Partei identifiziere sich der ehemalige ÖVP-Generalsekretär "schon lange nicht mehr", berichtete Maier.
Er forderte "Integration ab Tag eins in Österreich" und nannte es einen "wirklichen Skandal", wie Deutschkurse derzeit organisiert sind. Vor allem am Land und für Frauen, die eine Kinderbetreuung bräuchten, gebe es "viele Hürden", beklagte der Ex-Nationalratsabgeordnete.
"Frauen sind Multiplikatorinnen"
Dass geflüchtete Frauen in der EU schlecht in den Arbeitsmarkt integriert sind, berichtete Judith Kohlenberger vom Institut für Sozialpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien. Die Erwerbsquote bei Männern betrage 62 Prozent, bei Frauen nur 45 Prozent - und das obwohl Frauen teils höher gebildet seien als die Männer. Kohlenberger berichtete, dass die meisten Frauen arbeiten wollen, auch wenn sie im Herkunftsland teils nicht erwerbstätig waren. "Frauen sind Multiplikatorinnen", betonte die Expertin weiters, denn Frauen würden ihre Bildung und ihr Wissen viel stärker an die Umgebung weitergeben als Männer.
Wie Kohlenberger brachten auch Manuela Vollmann vom Verein "abz*austria" und Nora Ramirez-Castillo von "Hemayat", einem Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende, ihre Expertise in eine Resolution der Allianz "Menschen.Würde.Österreich" ein, die den Parlamentsklubs noch am Donnerstag überreicht wurde. Enthalten sind Forderungen zu den Bereichen Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheit und Rolle der Frau. Das Papier endet mit dem Appell:
Österreich steht vor vielfältigen Herausforderungen, begreifen wir endlich die Zuwanderung von geflüchteten Frauen als Chance, eröffnen sich neue Lösungen und Perspektiven!
Info: www.mwoe.at
Quelle: kathpress