Amazonien-Synode verlangt Umdenken auch in Österreich
Die derzeit im Vatikan tagende Bischofssynode über Amazonien muss auch in Österreichs Kirche ernst genommen werden und ein Umdenken bewirken: Das hat Anja Appel, Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Internationale Entwicklung und Mission (KOO), vor den Mitgliedern des Weltkirche-Beirates der Erzdiözese Wien hervorgehoben. "So wenig vergleichbar die pastoralen Nöte von Südamerika mit den unseren auch sind, betreffen uns die bei der Synode diskutierten Fragen dennoch indirekt und auch direkt", erklärte die kirchliche Fachexpertin am Montag.
Man dürfe in Europa nicht "von Entwicklung und Mission sprechen, wenn wir unseren eigenen Lebensstil nicht ändern", mahnte die Politikwissenschaftlerin. Durch Globalisierung und wirtschaftliche Verflechtungen hingen die Probleme im Amazonas-Gebiet eng mit den alltäglichen Entscheidungen im Norden zusammen, wo die "ökologische Umkehr" am dringendsten nötig sei.
Die Welt rückt immer mehr zusammen. Wir müssen uns auch als Kirche ständig überlegen, was solidarisch leben bedeutet und welches Konzept von Entwicklung wir verfolgen.
Wie die KOO-Geschäftsführerin unterstrich, kämen die momentan in der Amazonas-Region virulenten Themen absehbar auch in Europa eines Tages auf die Tagesordnung - "wie etwa, dass es im Zuge des Klimawandels auch bei uns zu Verteilungsfragen kommen wird, was knappe Ressourcen wie Wasser oder Boden betrifft". Der von der Kirche nun eingeübte synodale Weg des Hinhörens, der Diskussionen und der Arbeit in Netzwerken werde bei der Lösung dieser Herausforderungen eine große Hilfe sein. Appel:
Wir brauchen starke Pfarren und Gruppen, die sich mit diesen Themen intensiv beschäftigen und am Ball bleiben.
Was die Synode selbst betrifft, unterstrich die EZA-Expertin den engen Zusammenhang der pastoralen mit den ökologischen Fragen, der nicht übersehen werden dürfe.
Die öffentliche Präsenz der Kirche vor Ort ist existenziell für die Bewohner Amazoniens. Die Kirche ist die wichtigste Anwältin der Indigenen, die Gottesdienste und Eucharistiefeiern zentral für den Zusammenhalt der Menschen. Der Ausgang der Synode wird darüber mitentscheiden, ob die Kirche den Bewohnern Amazoniens weiter beistehen kann oder nicht.
Die von Appel geleitete Koordinierungsstelle veranstaltet unmittelbar nach Ende der Amazonien-Synode am 30. und 31. Oktober eine nachsynodale Tagung im Salzburger Bildungshaus St. Virgil, bei der Bilanz über die Bischofsversammlung gezogen wird und auch die Auswirkungen der Beratungen in Blick genommen werden. Die Vorträge, Diskussionen und Workshops umfassende Veranstaltung ist mit dem Präsidenten des Indigenen-Missionsrates CIMI, Erzbischof Roque Paloschi, sowie dem Befreiungstheologen Paulo Suess prominent besetzt. Eröffnet wird sie vom Salzburger Erzbischof Franz Lackner sowie Österreichs "Weltkirche-Bischof" Werner Freistetter.
Quelle: kathpress