Kräutler: Amazonien-Synode hat Kraft Reformen anzustoßen
Die Amazonien-Synode hat die Kraft Reformen anzustoßen und eine "Initialzündung für die Kirche" zu werden. Darauf verwies der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräutler im Interview der "Tiroler Tageszeitung" (Sonntag). Wegen des Priestermangels im Amazonas-Gebiet und den daraus resultierenden Folgen für die Pastoral brauche es dringend neue Überlegungen bezüglich der Zugänge zum Weihepriestertum. Kräutler warnte jedoch vor überzogenen Hoffnungen und, "dass man meint, mit der Synode wird das alles erledigt". "Aber dass Wege in diese Richtung geöffnet werden, das erwarte ich mir schon", so der emeritierte Bischof, der als Mitglied des vorsynodalen Rates wesentlich an der Erstellung des Arbeitspapiers für die Sondersynode beteiligt war.
Das Diskussionspapier "Instrumentum Laboris", das der vorsynodale Rat nach einer Umfrage in der Amazonien-Region erstellt hatte, mache Vorschläge, die laut "Tiroler Tageszeitung" (TT) "konservative Kirchenkreise alarmieren". So heißt es im offiziellen Arbeitspapier, dass die Möglichkeit geprüft werden soll, "ältere Menschen zu Priestern zu weihen, die von ihrer Gemeinde respektiert und akzeptiert werden."
Die Kritik an diesem Vorschlag, etwa von Seiten des deutschen Kardinals Walter Brandmüller, der vor häretischen Entscheidungen der Synode warnte, nannte der 80-jährige Kräutler "kompletten Unsinn". Er verwies auf die pastorale Notlage im Amazonas-Gebiet:
Was wir wollen, ist, dass christliche Gemeinden eine Eucharistiefeier haben - und zwar nicht nur ein-, zweimal im Jahr.
Als Lösung seien "vielleicht neue Zugänge zum Weihepriestertum" notwendig, wie Kräutler auch in seinem neuen Buch, mit dem Titel "Erneuerung jetzt - Impulse zur Kirchenreform aus Amazonien" (Tyrolia-Verlag), darlegt. Als ersten "kleineren Schritt" schlug Kräutler vor, verheiratete Männer zu weihen, sogenannte "viri probati". Dafür gebe es schon Vorlagen, etwa in der Ostkirche.
Gerade im Amazonas-Gebiet komme aber auch Frauen eine wichtige Rolle zu, betonte der aus Vorarlberg stammende emeritierte Bischof der brasilianischen Amazonas-Diözese Altamira-Xingu. "Die priesterlosen Gemeinden in Amazonien werden zu zwei Dritteln von Frauen geleitet. Wenn sie seit Jahrzehnten den Wortgottesdienst halten, predigen und zum Teil von ihrem Bischof auch die Erlaubnis haben zu taufen - ja um Gottes Willen, was fehlt denn dann noch?", so Kräutler wörtlich.
Synode mit politischem Charakter
Scharfe Kritik äußerte Bischof Kräutler im TT-Interview an dem konservativen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Dieser betrachte Amazonien "nur unter dem Blickpunkt, dass da was zu holen ist - ohne Rücksicht auf die Völker, die dort leben", kritisierte Kräutler. "Da hat die Kirche einen Auftrag zu sagen: So nicht!", mahnte der Bischof.
Die Amazonien-Synode könne jedoch keine Beschlüsse für die Weltkirche fassen könne, sondern nur Vorschläge unterbreiten, stellte Kräutler klar. Denn "das letzte Wort hat das Apostolische Schreiben des Papstes nach der Synode". Kritiker der Synode und des Papstes müssten sich darum letztlich fragen, ob sie sich noch auf katholischem Boden befinden, so Kräutler:
Wer gegen die Synode ist, die der Papst einberufen hat, ist gegen Franziskus.
Quelle: kathpress