Ringvorlesung zum Thema Missbrauch startet am Montag
Unter dem Titel "Sexueller Missbrauch von Minderjährigen: Verbrechen und Verantwortung" setzen sich ab Montag, 7. Oktober, Fachleute an der Universität Wien mit einem Skandal auseinander, der die katholische Kirche erschüttert hat. Im Fokus der insgesamt vierzehn Vorlesungen stehe die Frage "was diese Verbrechensgeschichten für Pädagogik, priesterliche Praxis, sowie Präventions- und Schutzmaßnahmen bedeuten", erklärte der Wiener Fundamentaltheologe und Initiator der Vorlesungsreihe, Wolfgang Treitler. Vortragende der Ringvorlesung an der Katholisch-Theologischen Fakultät sind u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der deutsche Kirchenhistoriker Hubert Wolf und der Leiter des päpstlichen Kinderschutzzentrums im Vatikan, Jesuitenpater Hans Zollner.
Das Ziel der Ringvorlesung sei "eine kirchliche Praxis der Verantwortung" zu reflektieren und "nicht im Bereich der Analyse hängen zu bleiben", betonte Treitler im Gespräch mit "Kathpress". Die Fakultät wolle damit auch eine nachhaltige wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema sicherstellen. Denn "Missbrauch trifft die Fundamente der Theologie", so Treitler, der als Internatsschüler selbst Opfer eines Missbrauchs geworden ist.
Die Vorlesungsreihe, die sich in die drei Bereiche "Befunde und ihre Bedeutung", "Die Verantwortung der Katholischen Kirche" und "Praxis der Verantwortung" gliedert, startet am 7. Oktober mit einem Vortrag von Mary Halley-Witte von der Präventionsstelle der Erzdiözese Hamburg. Sie referiert über "Schweigebruch - vom sexuellen Missbrauch zur institutionellen Prävention".
Ein Höhepunkt der Vorlesungsreihe ist am "Dies facultatis" an der Uni Wien zu erwarten, wenn Kirchenhistoriker Hubert Wolf am 15. Oktober um 18 Uhr im Großen Uni-Festsaal über das Thema "MachtMissbrauch im Männerbund. Zur Geschichte der vielleicht tiefsten Krise der katholischen Kirche" referiert.
Kardinal Schönborn thematisiert Verantwortung
Über die "kirchliche Verantwortung" für diese Krise und bei deren Bewältigung referiert am 11. November der Wiener Erzbischof, Kardinal Schönborn. Er hatte wesentlich dazu beitragen, dass die Österreichische Bischofskonferenz 2010 Maßnahmen ergriff, die international als Vorzeigemodell gelten. Für Treitler sei Schönborn damit ein Beispiel, dass die Kirche "die Verantwortung mit der nötigen Ernsthaftigkeit" tragen könne.
Den dritten Teil "Praxis der Verantwortung" beginnt am 9. Dezember die Religionspädagogin Andrea Lehner-Hartmann. Sie reflektiert den Lebensbereich Schule vor dem Hintergrund, dass Bildungseinrichtungen "besonders anfällig für sexuellen Missbrauch" sind. Über das römische "Centre for Child Protection" referiert dessen Leiter Pater Hans Zollner (16.12), "Aufgaben der Priester(aus)bildung" thematisieren der Regens des Wiener Priesterseminars, Richard Tatzreiter, und der Pastoraltheologe Johann Pock (13.1.2020). Die Ringvorlesung endet am 27. Jänner 2020 mit einer Schlussdiskussion.
Die öffentlichen Vorlesungen beginnen jeweils um 18.30 im Hörsaal 6 im Hauptgebäude der Universität Wien (Universitätsring 1) und werden über Livestream übertragen. Anschließend finden moderierte Fachdiskussion zum jeweiligen Vorlesungs-Thema statt. (Weitere Infos: http://ktf.univie.ac.at)
Quelle: kathpress