Innsbruck: Kino-Weltpremiere für Neururer-Film am 4. Oktober
Der neue Film "Otto Neururer - Hoffnungsvolle Finsternis" über den von den Nazis im KZ Buchenwald ermordeten und 1996 von der Kirche seliggesprochenen Tiroler Priester Otto Neururer (1882-1940) wird am 4. Oktober erstmals öffentlich im Kino gezeigt. Die Premiere im Innsbrucker Metropol beginnt um 19.30 Uhr. Die Vorführung ist gleichzeitig Startschuss für eine Film-Tour durch ganz Österreich, die von Regisseur Hermann Weiskopf, Drehbuchautor Peter Mair und zweitweise von Darsteller Ottfried Fischer begleitet wird, kündigte die Diözese Innsbruck am Mittwoch in einer Aussendung an. 2020 wird der Film auch in ausgewählten Kinos in Deutschland, Frankreich und Italien gezeigt.
Weil Neururer als damaliger Pfarrer von Götzens in Tirol einer jungen Frau von der Ehe mit einem aus der Kirche ausgetretenen und geschiedenen Nationalsozialisten abriet, verhaftete ihn die Gestapo am 15. Dezember 1938. Im KZ Buchenwald wurde der Priester für verbotenen Glaubensunterricht brutal bestraft: Man hängte Neururer nackt und kopfüber an den Füßen auf, 36 Stunden dauerte sein qualvoller Todeskampf. 1996 wurde der Tiroler von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) seliggesprochen.
Regisseur Weiskopf fasziniert an der Gestalt Neururers, "dass ein Mensch trotz seiner körperlichen Zerbrechlichkeit so stark sein kann". Für Ottfried Fischer ist der Film ein Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung, die bei einem "Nie wieder" enden müsse.
Der bayrische Schauspieler schlüpft in dem Streifen in die Rolle des Pfarrers Anton, "eine große Anstrengung" für den seit Jahren an Parkinson Erkrankten. In einer Sequenz des Films betet er das Vaterunser in einer beeindruckenden Tiefe. "Ich schaffte es, die negative Kraft des Krankseins, die verlorengegangen ist, in diese Betszene zu übertragen. Das Vaterunser ist außerdem ein sagenhaftes Gebet, das viel selber macht", so der Schauspieler. "Der Film und die Dreharbeiten haben mir persönlich geholfen, dass ich mich gesundheitlich wieder wohler gefühlt habe."
Glettler: "Sehender in Zeit der Verblendung"
Ganze 15 Jahre lang lebte Neururer während seiner Tätigkeit als Stadtpfarrkooperator von St. Jakob und Religionslehrer im sogenannten "Kooperatorenhaus", dem heutigen Bischofshaus am Domplatz 5. "Ich bin alleine schon durch die Nähe zur damaligen Wohnstätte Neururers beschenkt", sagte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler anlässlich der Filmpremiere. Neururer sei eine Lichtgestalt gewesen, ein "Sehender in einer Zeit der Verblendung". Er hoffe, dass viele den Film sehen - "und das in einer Zeit, wo wir uns viel vorgaukeln lassen", so der Bischof.
Die frühere Superintendentin der evangelischen Kirche, Luise Müller, meinte: "Ich musste keine Sekunde nachdenken, hier spielt katholisch oder evangelisch keine Rolle. Es ist unverzichtbar, dass wir nicht vergessen." Für den Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Günter Lieder, ist der Film ein "wichtiger Beitrag" gegen das Vergessen; und auch Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa meinte, Unrecht könne man zwar nicht beseitigen, aber bewusst machen. Glettler, Müller, Lieder und va Staaa haben auch die Schirmherrschaft für den Film übernommen.
Der Film wurde bereits bei vielen Filmfestivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet, u.a. beim "Vero Beach Wine and Film Festival" in Flordia, dem "West Europe International Film Festival" in Brüssel, dem "Borderscene Film Festival" in New Mexico und dem "Filmfestival Valencia". (Infos: www.ottoneururer.com)
Quelle: kathpress