Ordensmann besucht nach 18 Monaten IS-Gefangenschaft Österreich
Ein außergewöhnlicher Gast bereist derzeit Österreich: Der Salesianerpriester Tom Uzhunnalil (59), der 2016 bei einem Attentat von Islamisten im jemenitischen Aden entführt und erst nach eineinhalb Jahren Gefangenschaft befreit werden konnte, ist am Mittwoch in Wien zu Gast bei den Päpstlichen Missionswerken Österreich (Missio), wo er über seine Erlebnisse berichten wird. Weitere Stationen seines Österreich-Aufenthalts sind Wien-Stadlau, Dornbirn und Salzburg; am vergangenen Wochenende war er bereits in Linz und Kremsmünster zu hören, wie Missio anlässlich des am 1. Oktober beginnenden kirchlichen "außerordentlichen Monats der Weltmission" mitteilte.
Am Mittwoch wird P. Tom um 12 Uhr die Mittagmesse in der Kapelle der Missio-Nationaldirektion in Wien feiern, die auf k-tv live übertragen wird, ehe er abends bei der Auftakt-Veranstaltung des "Mission Cinema" im Urania-Kino an einer an den Film "Von Menschen und Göttern" anschließenden Podiumsdiskussion teilnimmt. Am Donnerstag gibt es um 10 Uhr bei Missio in Wien ein Pressegespräch. Am Freitag nimmt Uzhunnalil an der Tagung "Austria.On-Mission" in Wien-Landstraße (Rennweg 44) teil, ehe er am Sonntag um 9 Uhr in der Pfarre Wien-Stadlau die Heilige Messe feiert. Für Dienstag, 8. Oktober, ist um 18 Uhr ein Gottesdienst mit Zeugnis mit Bischof Benno Elbs in Dornbirn geplant, am Donnerstag darauf (10.10.) ein Vortrag bei Missio Salzburg (Kapitelplatz 2, Beginn: 18 Uhr).
P. Tom Uzhunnalil stammt aus dem südindischen Kerala. Als 15-Jähriger trat er den Salesianern Don Boscos bei, wurde 1990 zum Priester geweiht und arbeitete als Lehrer einer Schule seines Ordens in Indien, bis er 2010 als Missionar nach Jemen ging, wo er fortan in der Hauptstadt Aden ein Altenheim der Mutter-Teresa-Schwestern unterstützte und sich aufgrund zahlreicher Auflagen ausschließlich um ausländische Christen kümmern durfte. Wegen des Kriegsausbruchs war P. Uzhunnalil der letzte Priester, der ins Land kam, und nach seiner Rückkehr aus einem krankheitsbedingten Heimataufenthalt 2015 auch der einzige im Jemen wirkende katholische Priester.
Der Terrorangriff auf sein Zentrum am 4. März 2016 brachte für P. Uzhunnalil schließlich eine dramatische Wende: Bewaffnete drangen auf das Gelände ein und erschossen 16 Mitarbeiter, darunter auch vier der fünf hier tätigen Ordensfrauen. Anders als er selbst erwartete, ließen ihn die Angreifer am Leben und nahmen ihn als Geisel. 18 Monate lang war er fortan an verschiedenen Orten in Einzelhaft, hatte weder mit seinen Entführern noch nach außen Kontakt, erhielt nur spärliche Nahrung und nahm während dieser Zeit um 30 Kilogramm ab. Dass er trotz der Entbehrungen weder Alpträume noch Depressionen entwickelte, führte er später auf sein reges Gebetsleben sowie auf die weltweiten Gebete für ihn zurück.
Freigelassen wurde der Priester schließlich am 12. September 2017 im Oman, nach zähen Verhandlungen mit den Entführern, in denen außer dem Salesianerorden auch die indische Regierung und Bischofskonferenz, der Sultan von Oman und Papst Franziskus involviert waren. Die erste Station in Freiheit für P. Uzhunnalil war daher auch der Besuch beim Papst im Vatikan, der während der Gefangennahme mehrmals öffentlich die Befreiung gefordert und die Opfer des Anschlags als "Märtyrer von heute" bezeichnet hatte. Lange Zeit hatte das Schicksal des Salesianers als unsicher gegolten, Berichte über seine angebliche Kreuzigung führten zu Ostern 2016 zu Schlagzeilen. Hoffnungen auf sein Überleben wurden schließlich von einem von den Entführern verbreiteten Video bestätigt.
Ende 2017 wurde der Priester in seinem Heimatland Indien von der "Harmony Foundation" mit dem "Mother-Teresa-Award" ausgezeichnet, da er ein "inspirierendes Beispiel für mitfühlende Menschlichkeit" sei, wie es in der Begründung hieß. Die Frankfurter Stephanus-Stiftung ehrte Uzhunnalil im September 2019 mit dem Stephanus-Preis für verfolgte Christen. Seine Erfahrungen teilt der Ordensmann seit der Freilassung weltweit in zahlreichen Vorträgen mit und verarbeitete sie auch in seiner Autobiografie "By the grace of God" ("Durch die Gnade Gottes"). (Infos: www.missio.at/treffen-sie-father-tom-uzhunnalil)
Quelle: kathpress