Diözese Eisenstadt mit neuer Hauptabteilung "Pastorale Dienste"
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics verordnet seiner Diözese zu deren 60-Jahr-Jubiläum eine umfassende "Vitalisierungs- und Entschlackungskur": So schafft er etwa eine neue Hauptabteilung "Pastorale Dienste" als "praktische Umsetzung weitreichender Reformüberlegungen", wie die Diözese am Montag berichtete. Bereits im Vorfeld des mit dem Martinstag im November beginnenden Jubiläumsjahres gab der Bischof eine ganze Reihe von Reformprojekten in Auftrag, die Kirche als "Raum der kurzen Wege" umsetzen sollen. Die größte diesbezügliche Maßnahme sei die Zusammenlegung der Katholischen Aktion und dem bisherigen Pastoralamt zur neuen Hauptabteilung "Pastorale Dienste".
Diese soll die seelsorgerliche Arbeit in der Diözese Eisenstadt künftig koordinieren - und zwar in den fünf Bereichen "Glaube und Feiern", "Bildung und Gesellschaft", "Gemeindeentwicklung", "Erwachsenenpastoral" sowie "Kinder- und Jugendpastoral". Das Motto der Zusammenlegung lautet "Vom Verwalten zum Dienen". Dazu Bischof Zsifkovics:
Die Verlagerung des Fokus von sich auf andere ist die zeitlose Essenz des Christentums und das beste Rezept, um immer wieder selbstzentrierte Denkmuster kirchlicher Verwaltung zu überschreiben.
Kirche solle künftig wieder "mit mehr Enthusiasmus und gesundem Selbstvertrauen für andere da" sein.
Es gelte sich wieder wegzubewegen von einer "Beamten-Mentalität" und "lähmenden Austritts- oder Eintrittsstatistiken" hin zu einem Lebens- und Arbeitsgefühl der Freude und des Sinnhaften, so Zsifkovics über diesen "Prozess des Umdenkens". Wörtlich sprach er von einer "Entschlackungskur", die "vom Ballast falschen Denkens und falscher Organisationsformen befreien" solle.
Manche Traditionen "heute verstaubt"
Als Leiter der neuen Hauptabteilung "Pastorale Dienste" wurde der bisherige Pastoralamtsleiter Richard Geier genannt. Er verantworte auch die inhaltlichen Vorüberlegungen der neuen Maßnahme. Auf die Frage nach den Hintergründen der Reform verwies der aus Bayern stammende Priester auf die in den letzten Jahrzehnten gravierend veränderte Situation der Seelsorge: "Früher reichte es, in verschiedenen Referaten und Verbänden die pastoralen Aufgaben zu verwalten und Impulse zu formulieren, die von 'oben nach unten' durchsickerten und die Pastoral vor Ort belebten oder auch nicht. So haben auch manche Traditionen überlebt, die einmal gut waren, aber einem heute verstaubt vorkommen!" Laut Geier muss eine zeitgemäße Seelsorge "ganz nahe bei den Menschen und ihren Bedürfnissen sein".
Richard Geier setzt auf "dynamisierte Kommunikationsstrukturen" und Networking. "Was an einem Ort bisher gut aber ziemlich verborgen funktioniert hat, kann auch für andere interessant sein und sollte bekannt gemacht werden!" Die Weichenstellung in der Diözese Eisenstadt spiegle auch Anliegen der Kurienreform wider, die Papst Franziskus seinem eigenen Verwaltungsapparat verordnet und den Diözesen der Weltkirche zur Nachahmung ans Herz gelegt habe.
Schwierigkeiten vorprogrammiert "und gewollt"
Pfarrer Geier rechnet durchaus mit Schwierigkeiten in der Umsetzung der Reform, teilte die Diözese weiter mit. Diese seien aber "durchaus gewollt". Geier verlange von den Mitarbeitern die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen:
Die Vision der Reform ist, dass die Mauern zwischen den Büros abgerissen werden und jede MitarbeiterIn nunmehr mit freier Sicht an gemeinsamen Projekten mitarbeitet.
Geier räumte ein, dass das nicht allen leicht fällt. "Es kommt darauf an, dass alle Prozessbeteiligten den 'Geist' der Reform begreifen, der bereits in der neuen Bezeichnung 'Pastorale Dienste' zum Ausdruck kommt. So wollen wir den Dienstleistungscharakter der Kirche in den Vordergrund rücken, frei nach der Devise von Bischof Jacques Gaillot, der treffend sagte: 'Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts'."
Quelle: kathpress