Tagung über "Seismographen im Ordenskrankenhaus"
Je weniger Ordensleute noch persönlich in Ordensspitälern ihren Dienst versehen, desto größer wird die Bedeutung der Krankenhausseelsorger. Das war der Tenor einer Tagung in Salzburg, zu der dieser Tage die heimischen Ordensgemeinschaften geladen hatten. Der Generalsekretär der österreichischen Superiorenkonferenz, Peter Bohynik, sprach in seiner Begrüßung das grundlegende Problem an, wie das jeweilige Ordenscharisma trotz schwindender Zahl von Ordensleuten in Werken und Hospitälern erhalten werden kann. Allgemeiner Tenor war, dass die Seelsorgerinnen und Seelsorger immer mehr als Schnittstelle zu den Orden fungierten. Sie seien gleichsam "Seismographen im Ordenskrankenhaus".
Den Hauptvortrag hielt die Wiener Ordensfrau, Theologin und Buchautorin Sr. Anneliese Herzig. Sie beleuchtete die für das Ordensleben zentralen drei Evangelischen Räte Armut, Keuschheit und Gehorsam und wie diese fruchtbar in den Krankenhausalltag eingebracht werden können. Armut könne als Begegnung auf Augenhöhe verstanden werden. Jeder Mensch sei letztlich auf andere Menschen angewiesen, was eine "kreatürliche Art" der Armut sei, so Herzig.
Keuschheit im Umfeld des Ordenskrankenhauses bedeute Respekt vor dem Eigenraum einer anderen Person, so Herzig weiter: "Die heilige Scheu ist im Anderen heiligen Boden zu sehen". Auch Begriffe wie Klarheit und Transparenz in der Führung von Mitarbeiter würden den Begriff Keuschheit betreffen.
Gehorsam ist für die Ordensfrau der Impuls, "sich mit dem zu beschäftigen was ist". Umgelegt auf das Ordenskrankenhaus ergäbe das das "Gelöbnis zur Zusammenarbeit", und die Verpflichtung des Argumentierens und Zuhörens. "Jeder hat informelle Macht, ob geschliffenes Reden oder beharrliches Schweigen, scharfer Intellekt oder die Kraft der Emotionen", so Sr. Herzig. Die Frage sei, ob man diese als dienende Fähigkeit einbringe. Gehorsam könne auch einfach bedeuten: "Tu, was der Tag verlangt".
Quelle: kathpress