100 Jahre Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis
Die Caritas Socialis (CS) feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen. Die Schwesterngemeinschaft wurde am am 4. Oktober 2019 von der inzwischen seliggesprochenen Hildegard Burjan (1883-1933) gegründet. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Motto "menschen.leben.stärken". Höhepunkt ist am 3. Oktober 2019 eine Festmesse in der Wiener Servitenkirche, der Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird.
Die Schwesterngemeinschaft ist nicht besonders groß. 56 Frauen gehören ihr derzeit an. Sie leben in Kommunitäten in Wien, Deutschland, Südtirol und Brasilien. Neben den Schwestern gibt es auch noch einen kleinen Säkularkreis sowie einige externe Mitglieder. Letztere sind Frauen und Männer, darunter Verheiratete, die ein Versprechen ablegen, sich im Geiste der CS sozial zu engagieren und die Spiritualität der Gemeinschaft mitzutragen. Mitglieder des Säkularkreises versprechen hingegen u.a. auch Ehelosigkeit, sind aber nicht direkt Teil der engeren Schwesterngemeinschaft.
Unvergleichlich größer ist freilich der Kreis der Mitarbeiter der Caritas Socialis. In den zahlreichen Sozialeinrichtungen der Schwestern gibt es rund 900 hauptamtliche Mitarbeiter und rund 550 Ehrenamtliche. Dazu kommen zahlreiche Praktikanten und Zivildiener. Insgesamt bis zu 2.000 Frauen und Männer engagieren sich allein in Österreich im Geist der Caritas Socialis und ihrer Gründerin Hildegard Burjan. (Im CS Hospiz Rennweg gibt es sogar Mitarbeiter auf vier Pfoten, einen Hund und zwei Katzen, die zum Wohlbefinden der Patienten beitragen.)
In Wien bietet die Caritas Socialis professionelle Pflege und Betreuung für alte und chronisch kranke Menschen an. Das CS Hospiz Rennweg beherbergt gleich mehrere Einrichtungen, die schwerkranken Menschen und deren Angehörigen zugute kommen: eine Palliativstation, eine Beratungsstelle für Hospizbegleitung, das Mobile Palliativteam, das Hospizteam der Ehrenamtlichen, das Projekt "Roter Anker" für Kinder und jugendliche Angehörige von Hospizpatienten sowie die Einrichtung "Begleitung in der Trauer" für die Zeit nach einem Todesfall.
Die CS führt Tageszentren u.a. für MS-Patienten und Demenz-Patienten, es gibt zudem einen eigenen MS-Wohnbereich und auch Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Weiters gibt es ein Mutter-Kind-Haus, Kindergärten und eine Sozialberatungsstelle, an die auch ein Kleiderlager und eine Lebensmittelausgabe angeschlossen sind. Um all diese Aufgaben besser bewältigen zu können, wurden von der Schwesterngemeinschaft einige GmbHs sowie die CS Caritas Socialis Privatstiftung gegründet.
Für Flüchtlinge und gegen Menschenhandel
Die CS-Schwestern engagieren sich auch für Flüchtlinge und deren Integration und sind mit anderen Orden in der NGO "Solwodi Österreich" aktiv, die sich gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel richtet. Solwodi ("Solidarity with women in distress"; Solidarität mit Frauen in Not) betreibt u.a. in Wien eine kleine Beratungsstelle sowie eine Schutzwohnung, in der Frauen (und ihre Kinder) vorübergehend seinen sicheren Raum finden, um ihr Leben neu zu ordnen.
In Brasilien ist die CS für ein Familiensozialzentrum und die Kinderpastoral der Diözese Guarapuava verantwortlich. In Brasilien gibt es rund 1.500 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Pionier im Hospizbereich
Bleibende Akzente hat die CS in Österreich vor allem im Hospizbereich gesetzt, wobei eine Gruppe um Sr. Hildegard Teuschl maßgeblich federführend war. Bei der Hospizarbeit legt die Caritas Socialis großen Wert auf die Mitarbeit Ehrenamtlicher. Dazu werden seit rund 40 Jahren eigenen Schulungen angeboten. Derzeit läuft bereits der 88. Kurs. Die CS ist auch einer der Träger des Wiener Kinderhospizes Momo und des Projekts "HPC mobil" (Hospizkultur und Palliativ Care in der Hauskrankenpflege).
Die Caritas Socialis gilt in Österreich aufgrund zahlreicher Innovationen und Pilotprojekten aber auch als Vorreiterin in der Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz. So wurde auf ihr Betreiben hin 2014 das Projekt "Netzwerk demenzfreundlicher 3. Bezirk" gestartet. Ziel war und ist die vermehrte Teilhabe von Menschen mit Demenz am gesellschaftlichen Leben. Beteiligt sind sowohl Krankenhäuser, Pflegeheime und Organisationen mit dem Schwerpunkt auf der Betreuung von demenzkranken Menschen als auch weitere Organisationen und Institutionen wie Volkshochschulen, Büchereien oder eine Apotheke. Die Initiative wurde inzwischen auf weitere Bezirke ausgeweitet. So gibt es in den Bezirken besondere Beratungsangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen oder aber auch eigenen Gottesdienste für Menschen mit Demenz.
Hildegard Burjan (1883-1933) gründete die Caritas Socialis 1919 als Gemeinschaft von Frauen in der Kirche. Die verheiratete Mutter und Akademikerin mit wachem Blick für gesellschaftliche Entwicklungen beschritt neue Wege der Hilfe - als erste christlichsoziale weibliche Abgeordnete im österreichischen Parlament (1919/20) sowie als Gründerin der CS. Kraft für ihren Einsatz schöpfte sie aus dem christlichen Glauben, in dem sich die in Sachsen geborene Jüdin nach schwerer Erkrankung taufen ließ. Burjan wurde am 29. Jänner 2012 seliggesprochen. (Infos: www.cs.at)
Quelle: kathpress