Theologen empfehlen Orientierung an Migrationspolitik
Theologinnen und Theologen der Universität Wien rufen dazu auf, "die Migrationspolitik der politischen Parteien kritisch zu prüfen und dazu die Überlegungen, Normen und Kriterien, die die Katholische Kirche zur Verfügung stellt, zu Rate zu ziehen". Zwar müsse man dabei nicht notwendigerweise zu denselben Schlussfolgerungen kommen, da das Phänomen Migration vielschichtig sei, doch gebe es durchaus Kriterien, die darauf schließen ließen, ob die jeweiligen migrationspolitischen Akzente der Parteien kirchlichen bzw. christlichen Normen entsprechen oder nicht. Das haben die Professoren, Mitarbeiter sowie Studierende der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät im Vorfeld der kommenden Nationalratswahl in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber "Kathpress" erklärt.
Wörtlich heißt es in der Stellungnahme, die im Rahmen einer Fakultätsklausur im Wiener Don Bosco Haus und im Vorfeld des 105. "Welttags des Migranten und Flüchtlings", der heuer am 29. September gefeiert wird, verabschiedet wurde:
Politische Positionen, die Stigmatisierung, Fremdenfeindlichkeit, Ausschlusstendenzen, nationalistischen Egoismus oder Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid von Flüchtlingen und Migranten fördern, sind allerdings mit dem christlichen Glauben unvereinbar.
Migration und Flucht seien "zentrale europa- und globalpolitische Herausforderungen des 21. Jahrhunderts" - nicht zuletzt infolge der globalen ökonomischen Ungleichheit und des Klimawandels. Dies bedeute für die Gesellschaft, die Politik und die Kirchen in Österreich, "Verantwortung für die Gestaltung dieser komplexen Aufgabe so zu übernehmen, dass sowohl die Rechte der Flüchtlinge und Migranten als auch die Rechte der Bevölkerung gewahrt werden."
In dieser Perspektive sehe man sich einig mit Papst Franziskus, der vor einer prinzipiell negativen Einstellung Migranten gegenüber warne und von Alarmzeichen eines "moralischen Niederganges" spreche, der letztlich jeden Menschen an den Rand zu drängen drohe, der nicht den "Maßstäben physischen, psychischen oder sozialen Wohlbefindens" entspreche. "Eine verantwortungsbewusste Migrationspolitik ist daher nicht nur moralisch gefordert, sondern auch im Interesse der einheimischen Bevölkerung", so die Wiener Theologinnen und Theologen abschließend.
Quelle: kathpress