Linguistin Wodak beklagt "Perpetuum mobile" des Populismus
Gegen ein "populistisches Perpetuum mobile" in der Politik mit sich ständig steigernden Provokationen hat sich die renommierte österreichische Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak gewandt. Gerade Rechtspopulisten würden so tun, "als ob man globale und komplexe Probleme einfach lösen könnte" und dabei gezielt die Verunsicherung der Menschen schüren und ausnützen. Um zu provozieren, würden manche Parteien die "Grenzen des Sagbaren" geschickt ausloten und Sündenböcke schaffen, wies Wodak in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" hin.
Sie beleidigen nicht ausdrücklich bestimmte Menschen oder Minderheiten, sondern formulieren so, dass viele allein durch die Anspielungen das Intendierte verstehen.
Der Grund für diese Strategie ist laut Wodak durchschaubar: Es gehe darum, Schlagzeilen zu machen und die Medien zu dominieren.
Wenn man weiter provozieren will, muss es immer noch schlimmer werden, um die Aufregung am Köcheln zu halten. Wenn eine Provokation vorbei ist, dann kommt die nächste. Und letztlich reagieren die Medien nur mehr.
So die Sprachwissenschaftlerin, die am 23. Oktober auch im Rahmen der "Theologische Kursen" in Wien über die "Verschiebung der Grenzen des Sagbaren" sprechen wird.
Als Ursache für Probleme Sündenböcke zu benennen, hätten schon die Nazis als "bewährtes Instrument" gegen Juden und Roma und Sinti eingesetzt. "Jetzt müssen Migranten und Flüchtlinge herhalten", sagte Wodak.
Man kann sich als Retter gerieren mit Aussagen wie 'Make America great again' und dass man alle Herausforderungen beispielsweise für das 'eigene Volk' in Italien, in Österreich oder in Ungarn bewältigen wird.
Dagegen sei Widerstand der Zivilgesellschaft wie etwa beim "Lichtermeer" im Jahr 1993 gegen fremdenfeindliche Politik nötig. Die Autorin des Buches "Politik mit der Angst" (2016), die sich in jungen Jahren bei der Caritas in der Wiener Seegasse zur Sozialarbeiterin ausbilden ließ und später mit einem Kardinal-Innitzer-Förderungspreis ausgezeichnet wurde, empfahl auch, bestehende Gesetze wie etwa das gegen NS-Wiederbetätigung rigoroser anzuwenden und seriösen Journalismus stärker zu unterstützen. Jeder einzelne sollte zudem wachsam und kritisch sein, meinte Wodak: Es gelte die scheinbar "einfachen Lösungen" zu hinterfragen.
Wir sollten alle immer einen Schritt zurückgehen und uns die Zeit nehmen, um nachzudenken, was uns Politiker mitteilen wollen.
Man dürfe der Beschleunigung nicht einfach nachgeben und sich hertreiben lassen "von dieser ständigen Skandalisierung und Erregung".
(Info zum Vortrag am 23. Oktober: www.theologischekurse.at)
Quelle: kathpress