Schönborn unterstreicht Friedensaufgabe von "Pro Oriente"
Die Friedensaufgabe von "Pro Oriente" unterstrich Kardinal Christoph Schönborn bei der jüngsten Kuratoriumssitzung der Stiftung in Wien, wie diese in einer Aussendung am Sonntag mitteilte. Schönborn zitierte demnach ein Wort des kürzlich verstorbenen französischen Kardinals Roger Etchegaray: "Der Friede! Nachdem ich ihm so lang gedient habe, ist mir klar, dass Friede in Zeiten des Friedens geschaffen werden muss, viel mehr als in Kriegszeiten". Der Kardinal erinnerte weiters auch daran, dass die neue Präsenz evangelikaler Gruppen im Panorama des christlichen Ostens Fragen an die im ökumenischen Dialog Engagierten stelle. Sowohl Papst Franziskus als auch der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Pfarrer Olav Fykse Tveit, hätten dieses Thema bereits aufgegriffen.
"Pro Oriente"-Präsident Alfons Kloss betonte, dass "Pro Oriente" sich parallel zur akademisch-theologischen Arbeit auch als "konkrete Plattform der Versöhnung im internationalen Bereich" profiliere. Der Präsident verwies u.a. auf Begegnungen mit den EU-Institutionen in Brüssel und mit der Gemeinschaft Sant'Egidio bei deren letztem Assisi-Folgetreffen in Madrid. Auf dem Hintergrund seiner langjährigen diplomatischen Erfahrung sagte Kloss, dass sich bei den Politikern zunehmend die Erkenntnis durchsetze, wie sehr die religiöse Dimension für die Erfassung von Hintergründen und Zusammenhängen politischer Entwicklungen von Bedeutung ist.
Im Rückblick auf sein erstes Amtsjahr sagte der frühere Diplomat, er sei dankbar für die Unterstützung, die er beim "Versuch der finanziellen Konsolidierung" der Stiftung erfahren habe. Diese Konsolidierung gehe mit Hilfe von kirchlichen und staatlichen Stellen sowie von Privatspendern voran. "Pro Oriente" habe im Zusammenhang mit dieser Konsolidierung einen "Zukunftsprozess" gestartet, der auch eine stärkere Beachtung für den Beitrag der Stiftung zum Allgemeinwohl mit sich bringen soll, wie der "Pro Oriente"-Finanzreferent Gordian Gudenus erläuterte. "Pro Oriente" leiste viel im Hinblick auf Friedenspolitik, Außenpolitik und Wissenschaftspolitik.
Generalsekretär Bernd Mussinghoff erläuterte u.a. die Arbeit der "Pro Oriente"-Historikerkommission, die sich mit positiven wie negativen Einwirkungen der Religionsgemeinschaften auf die Entwicklung in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens befasst. Ein wichtiger Impuls sei im letzten Arbeitsjahr auch die Neugründung einer Kommission für den katholisch-orthodoxen Dialog gewesen, die es sich auch zum Ziel gesetzt habe, akademische Lehrstuhlinhaber und Nachwuchs-Wissenschaftler miteinander ins Gespräch zu bringen.
25 Jahre "Forum Syriacum"
Im Hinblick auf das neubegonnene Arbeitsjahr verwies Mussinghoff u.a. auf das 25-Jahr-Jubiläum des "Forum Syriacum", der von Pro Oriente ins Leben gerufenen Begegnungsplattform aller Kirchen der syrischen Tradition. Die Bedeutung dieser christlichen Tradition neben lateinischer und griechisch-slawischer Tradition wird heute zunehmend erkannt. Die Jubiläumstagung findet von 26. bis 28. November in Wien statt. Im Rahmen der Tagung wird am 26. November bei einem öffentlichen Vortrag die Frage der "Zukunftsperspektive der Christen in Syrien" behandelt werden.
Versöhnung in Äthiopien
Im Hinblick auf die Entwicklung des Dialogs mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen war die Teilnahme von Präsident Kloss und dem Vorsitzenden der Salzburger "Pro Oriente"-Sektion Prof. Dietmar Winkler am ersten Versöhnungsgespräch zwischen äthiopisch-orthodoxer und katholischer Kirche im Mai 2019 in Addis Abeba von großer Wichtigkeit. Die österreichische Delegation überbrachte eine Einladung von Kardinal Schönborn an den äthiopisch-orthodoxen Patriarchen Mathias; mit einem Besuch in Wien könnte der Patriarch eine Tradition seiner Vorgänger aufnehmen, die jeweils vor einer Begegnung mit dem Papst in Wien Station machten.
In den Berichten aus der Tätigkeit der "Pro Oriente"-Sektionen Salzburg, Linz und Graz wurde die Vielfalt der Initiativen dieser Sektionen deutlich. Schwerpunktländer der Salzburger Sektion sind die Ukraine und die Türkei. Die von Peter Piffl-Percevic geleitete Pro Oriente-Sektion Graz bereitet u.a. eine Studienreise zu den ägyptischen Wüstenklöstern vor.
Der frühere OÖ-Landeshauptmann und nunmehrige Vorsitzende der Linzer Pro Oriente-Sektion, Josef Pühringer, berichtete u.a. über die Initiative "Besuchsökumene", in deren Rahmen die orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Gemeinden in Oberösterreich besucht werden. Am 25. September findet in Linz die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft von Pro Oriente an den emeritierten oberösterreichischen Diözesanbischof Maximilian Aichern statt.
Im November findet eine Vorstandsreise nach Jerusalem statt, bei der auch P. Frans Bouwen, eine der Säulen der theologischen Dialogarbeit der Stiftung, geehrt wird. Die Kommission für den Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen wird von 26. bis 28. Februar 2020 in Wien tagen. Im Juni 2020 wird wieder ein "Summer Course" mit Nachwuchstheologinnen und -theologen stattfinden.
Sehr positiv hat sich zudem laut Aussendung im letzten Arbeitsjahr die "Pro Oriente"-Gesellschaft zur wissenschaftlichen Erforschung der ökumenischen Beziehungen entwickelt, die von Prof. Rudolf Prokschi, dem Vizepräsidenten der Stiftung, geleitet wird. Sowohl die Zahlen der Abonnenten des "Pro Oriente"-Magazins als auch die der Mitglieder des "Pro Oriente"-Freundeskreises weisen demnach eine steigende Tendenz auf.
(Infos: www.pro-oriente.at)
Quelle: kathpress