Schönborn bei Medjugorje-Friedensgebet: Maria hat Herz für uns
Mehr als 3.000 Gläubige aus ganz Österreich und darüber hinaus sind am Donnerstag zum Friedensgebet "Message for You" in den Wiener Stephansdom gekommen. Geleitet wurde die sechsstündige Gebetsveranstaltung von Kardinal Christoph Schönborn, der es als die zentrale Botschaft von Medjugorje bezeichnete, "dass die Gottesmutter Maria ein Herz für uns hat und wir immer zu ihr kommen können". Das zum bisher 12. Mal durchgeführte Friedensgebet steht in engem Zusammenhang zum Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, wo seit 38 Jahren Marienerscheinungen berichtet werden, die von der Kirche jedoch bisher nicht offiziell anerkannt sind, weil deren Prüfung noch nicht abgeschlossen ist.
Höhepunkt des Treffens war eine Heilige Messe, bei der Schönborn auf das Thema der in den Bibeltexten beschriebenen Barmherzigkeit Gottes verwies. Jesus durchschaue den Menschen, kenne alle Gedanken und wisse auch um problematische innere Haltungen wie Kritik, Abschätzigkeit oder Verachtung, sagte der Wiener Erzbischof in seiner Predigt. Trotz aller Verfehlungen sei es dem Menschen immer möglich, zu Jesus zu kommen, bei ihm das Herz auszuschütten und Vergebung und Chance auf Neubeginn zu erfahren. Immer könne der Mensch sein ganzes Vertrauen in Jesus legen, "da er uns so unvorstellbar annimmt und liebt", betonte der Kardinal.
Auf diesen Umstand führte Schönborn die große Anziehungskraft zurück, die Jesus einst ausgemacht habe und weiterhin besitze, ebenso jedoch auch die Anziehungskraft des Ortes Medjugorje, den der Kardinal als den "größten Beichtstuhl der Welt" bezeichnete: Schließlich sei dort die Nachfrage nach dem Sakrament der Versöhnung besonders stark und viele Menschen erlebten hier eine "Umkehr" im Leben. "Das größte Wunder von Medjugorje ist die Beichte", sagte Schönborn den Teilnehmern des Friedensgebetes, unter ihnen auch der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim, der frühere Missio-Nationaldirektor Leo Maasburg, über hundert Priester und Ordensleute, Gebetsgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie auch eine große Zahl junger Erwachsener, Jugendlicher und Kinder.
Hoffnung auf Neuanfang
Um wundersame Ereignisse, Lebenswenden und Initiativen rund um Medjugorje und die Gottesmutter Maria war es schon zuvor zum Auftakt des Treffens bei geistlichen Impulsen und Glaubenszeugnissen gegangen. Ex-Drogensüchtige aus der Gemeinschaft Cenacolo berichteten, wie sie durch Arbeit, Gemeinschaft und Gebet wieder Hoffnung geschöpft und den Neuanfang geschafft hätten. "Wir erkennen, dass nicht das Suchtmittel die eigentliche Droge ist, sondern die negativen Haltungen, die uns dazu greifen ließen", erklärte Georg, selbst ehemals Betroffener. Gott gebe keinen Menschen auf, betonte der Leiter der Cenacolo-Niederlassung im burgenländischen Kleinfrauenhaid.
Engen Bezug zu Medjugorje hat auch die Ernährungsinitiative "Mary's Meals", das täglich 1,5 Millionen Kindern in den ärmsten Ländern mit Schulmahlzeiten versorgt. Dessen Initiator, der Schotte Magnus MacFarlane-Barrow, bezeichnete den Wallfahrtsort als entscheidende "Quelle der Inspiriation" für dessen Entstehung sowie auch für das Engagement der vielen freiwilligen Unterstützer, welches die Arbeit des Hilfswerks erst ermögliche. Der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Bernhard Vosicky berichtete weiters von seiner Tumorheilung vor acht Jahren, zudem war auch eine Eucharistische Anbetung Teil des Friedensgebetes.
Liebesgeste von Gott
Als "besonderen Gast" hatten die Veranstalter Marija Pavlovic-Lunetti (54) angekündigt - eine aus der Gruppe jener sechs Personen aus der Pfarre Medjugorje, denen laut eigenen Aussagen seit 1981 die heilige Maria erscheint, drei von ihnen weiterhin im Tagesrhythmus. Die mittlerweile in Mailand lebende vierfache Mutter versicherte im Anschluss gegenüber Medien der Erzdiözese Wien, diese allabendlichen Momente seien für sie ein wirkliches Sehen mit den Augen, wenngleich sie sich in eine andere Dimension entrückt erlebe. Sie fühle sich dabei "wie im Paradies, obwohl man mit beiden Beinen auf der Erde steht".
Hinsichtlich der Frage der Anerkennung Medjugorjes erklärte Pavlovic-Lunetti, diese erachte sie als "nicht wichtig, wenn wir die Botschaft Mariens nicht leben". Aufgabe der Marienerscheinungen sei es, die Menschen wachzurütteln und ihnen helfen zu verstehen, "dass wir ohne Gott keine Zukunft und kein ewiges Leben haben werden". Die an Pavlovic-Lunetti monatlich ergehenden Botschaften der Gottesmutter an die Menschheit - es handelt sich dabei vor allem um Aufrufe zu Friede, Glaube, Umkehr, Fasten und Gebet - seien "ein Ruf Gottes, eine Geste seiner Liebe und Menschlichkeit".
Zwischenschritte aus dem Vatikan
Die südlich von Sarajevo gelegene Kleinstadt Medjugorje ist einer der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte mit jährlich an die zwei Millionen Pilgern, darunter viele Österreicher. Aus dem Vatikan gibt es zur Frage der Echtheit der hier berichteten Marienerscheinungen bisher keine offizielle Position, und auch die Ergebnisse der von 2010 bis 2015 hier tätigen vatikanischen Untersuchungskommission wurden bisher nicht publik. Papst Franziskus hat mit der im Vorjahr erfolgten Ernennung des polnischen Erzbischofs Henryk Hoser als Apostolischen Visitator für die Pfarre Medjugorje auf unbegrenzte Zeit sowie mit der offiziellen Erlaubnis von kirchlichen Pilgerfahrten dorthin im Mai 2019 Schritte einer Öffnung gesetzt.
Quelle: kathpress