Wahl 2019: Bischof Chalupka stellt Parteien Karfreitagsfrage
Wie halten es die Parteien mit dem Karfreitag? Und wie soll es nach den Nationalratswahlen am 29. September mit der vor allem für die protestantischen Kirchen unbefriedigenden Feiertagsregelung weitergehen? Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka bat in Briefen an die Parteichefs und -chefinnen um Stellungnahmen, inwiefern sie für eine Änderung der Gesetzeslage eintreten und "inwieweit sie einem Gespräch aller Beteiligten - der Sozialpartner, der Religionsgemeinschaften und der politischen Parteien - positiv gegenüber" stünden.
In ihren Antworten zeigten sich die Ex-Regierungsparteien ÖVP und FPÖ laut dem Evangelischen Pressedienst (epd Ö) diskussionsbereit über die von ihnen beschlossene Neuregelung. Die SPÖ, NEOS, JETZT - Liste Pilz und die Grünen äußerten Unzufriedenheit damit: Seit 2019 gilt der Karfreitag nicht mehr als gesetzlicher Feiertag für Evangelische und Altkatholiken, der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte davor eine Diskriminierung von nicht diesen Kirchen angehörenden Arbeitnehmern beanstandet. Die türkisblaue Koalition beschloss einen "persönlichen Feiertag" für alle, der aber aus dem bestehenden Urlaubskontingent genommen werden muss. Nicht nur von den betroffenen Kirchen hatte es massive Kritik an dieser Regelung gegeben.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bezeichnete in seinem Antwortschreiben die aktuelle Regelung mit dem "persönlichen Feiertag" als "möglichst nah an der bisherigen Regelung". Es sei ihm bewusst, dass die Neuordnung "nicht ungeteilten Zuspruch erfahren habe", daher sei auch der fortgesetzte Dialog zu diesem Thema "sehr wichtig".
Norbert Hofer versicherte Chalupka in seiner - nach der erbetenen Frist eingetroffenen - Antwort, die FPÖ wolle gerne "mit Ihnen und den Vertretern Ihrer Kirche die Frage der geltenden Karfreitagsregelung" diskutieren. Dabei sollten die Erfahrungen, die bisher mit der Neuregelung gemacht worden seien, erörtert werden.
Die SPÖ dagegen unterstütze die Initiative der Evangelischen Kirche "für einen Karfreitag als Feiertag für alle Menschen in unserem Land", schrieb deren Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner. Die Neuregelung sei ein "Hohn gegenüber der evangelischen Bevölkerung". Ein Austausch mit einem anderen Feiertag käme nicht in Frage, es könne nur einen zusätzlichen Feiertag oder Urlaubstag geben.
Ähnlich Maria Stern von JETZT und Werner Kogler von den Grünen, die sich beide für den Karfreitag Feiertag für alle aussprachen. Stern will weitere Gesetzesinitiativen in diese Richtung unterstützen, Kogler verwies auf die in den letzten Jahren stark gestiegene Arbeitsproduktivität und -intensität.
Auch der Wunsch der Gläubigen, diesen Feiertag zurückzubekommen, ist nachvollziehbar und zu respektieren.
Für NEOS antwortete deren stellvertretende Klubobmann Nikolaus Scherak, die Partei hätte "eine Lösung vorgezogen, die gegenüber allen Bürgerinnen und Bürgern - unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft - neutral ist".
Chalupka: "Husch-Pfusch-Regelung"
Der seit September amtierende Bischof Chalupka hatte im Interview mit "Kathpress" zu seinem Amtsantritt keinen Zweifel an seiner Unzufriedenheit mit der im Frühjahr beschlossenen "Husch-Pfusch-Regelung" mit dem persönlichen Feiertag gelassen. Er betonte die Bedeutung von Sonntagsgottesdiensten für das gesellschaftliche Miteinander und forderte einen "runden Tisch" von Religionsgemeinschaften, Sozialpartnern, Wirtschaft und Politik, um eine "bessere Lösung" zu finden. Ziel sei, dass der Karfreitag zu einem Feiertag für alle Österreicher wird, sei es in Form eines zusätzlichen Feiertags oder im Tausch gegen einen anderen Feiertag, so Chalupka Anfang September.
Quelle: kathpress