Demenz: Caritas nimmt Politik in die Pflicht
Die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen nimmt in Österreich stetig zu, doch "die Politik hält nicht Schritt mit der Realität der Betroffenen". Zu diesem "nüchternen Urteil" kommt die Caritas Wien im Vorfeld des Weltalzheimertages (21. September). Generalsekretär Klaus Schwertner erinnerte in einer Aussendung am Donnerstag an die 2015 von der damals rot-schwarzen Bundesregierung vorgestellte Demenzstrategie "Gut leben mit Demenz", die "ein echter Fortschritt" gewesen sei. Leider sei es um dieses Thema "mittlerweile zu ruhig geworden"; der Caritas-Vertreter forderte mehr Engagement von der nächsten Bundesregierung auch im Hinblick auf absehbare Entwicklungen.
Derzeit seien rund 130.000 Menschen in Österreich demenziell erkrankt. Aufgrund der älter werdenden Bevölkerung müsse mit mehr als einer Verdoppelung der Erkrankten bis 2050 gerechnet werden. "Und medizinische Hilfe ist nicht in Sicht", so Schwertner über "eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft". Schon heute sei Demenz der Hauptgrund für Pflegebedürftigkeit und belaste Angehörige in besonders hohem Ausmaß.
Bei einem künftigen "Masterplan Pflege" dürfe Demenz nicht vergessen werden. Schwertner erwartet von den Bundesländern, eigene Pläne für die Umsetzung vorzulegen, und der Bund müsse Ressourcen bereitstellen, um qualifizierte Fachkräfte, Beratungs-, Unterstützungs- und Entlastungsdienste zu ermöglichen. Und auch bei einer "dringend anstehenden Reform des Pflegegeldes" müsse das Thema stärker und differenziert berücksichtigt werden, betonte Schwertner.
Caritas verstärkt Gratisangebote
Die Caritas selbst verstärkt ihre kostenlose Angebote für Betroffene und Angehörige in Wien und Niederösterreich. Viel in Anspruch genommen werden die psychosoziale Angehörigenberatung, das "Café Zeitreise" mit Austausch und Unterstützung sowie "Freizeitbuddys" für Ausflüge oder Museumsbesuche. Dazu bietet die Caritas Wien Austauschgruppen an und ergänzt diese mit digitalen Angeboten, bei denen Angehörige unabhängig von Zeit und Ort miteinander in Dialog treten können. Für Schwertner ist klar:
Die Nachfrage nach solchen Angeboten wird weiter stark steigen. Hier wäre eine Politik wünschenswert, die den Einsatz Freiwilliger bewusst unterstützt.
Ein kostenloser "Caritas Pflege Beratungstag" am 21. September im Wiener Museumsquartier richtet sich an alle Menschen, die aktuell mit Pflege oder Demenz konfrontiert sind. Geplant ist neben Vorträgen auch die Möglichkeit zur Einzelberatung. (Anmeldung und Info: www.caritas-pflege.at oder Tel.: 01/87812-229; Spenden an IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000, Verwendungszweck "Angehörigenberatung")
Quelle: kathpress