Jesuit Sporschill für innovative Pädagogik geehrt
Eine hohe Ehrung durch die Republik Italien ist dem österreichischen Jesuiten P. Georg Sporschill zuteil geworden. Bei einem Festakt an der Universität Udine wurde ihm am Montag ein Ehrendoktorat in Pädagogik verliehen. Sporschill gehe es darum, den Armen jene Würde wiederzugeben, die ihnen verweigert wurde: So charakterisierte der italienische Bildungswissenschaftler Anselmo R. Paolone in seiner Laudatio die Pädagogik des aus Vorarlberg stammenden Jesuiten. Er stellte P. Sporschill in eine Reihe großer Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), Paulo Freire (1921-1997) und Ivan Illich (1926-2002) und bezeichnete seinen Ansatz als wegweisend, durch Engagement für Bedürftige Sinn zu vermitteln.
Die pädagogische Arbeit des Ordensmannes gelte zwei unterschiedlichen Typen von "Mühseligen und Beladenen", so der Laudator: einerseits den Armen in den Grenzregionen Europas - etwa den Jugendlichen, die im Kanalisationssystem von Bukarest Zuflucht suchten, oder den Roma in Transsilvanien; andererseits den vor allem jugendlichen Wohlstands-Europäern, "die sich in dieser konfusen Epoche schwer tun, ihrem Leben eine authentische Richtung zu geben". Die Besonderheit der Pädagogik P. Sporschills fasste Paolone in dem Satz zusammen:
Der junge Volontär geht zu den Roma, um ihnen zu helfen, aber auch, um sich selbst zu helfen.
In erster Linie gehe es darum, die Jugendlichen zu lehren, sie selbst zu sein und ihre von Gott gegebenen Talente zu entfalten. Wie P. Sporschill diese Prinzipien in die Praxis umsetzt, illustrierte Paolone am Beispiel des Einsatzes der Musik durch den Vorarlberger Jesuiten. Die Roma hätten immer mit der Musik gelebt. Im Rahmen des Projekts "Elijah" in Transsilvanien gebe es mehrere Musikschulen, wo die Jugendlichen in einer freien und inspirierten Einführung in die Musik ihre eigene Stimme finden sollen.
Schwarzer Rabe als Markenzeichen
Im Dekret des italienischen Wissenschaftsministers Marco Bussetti heißt es, das Ehrendoktorat werde Georg Sporschill verliehen für seine Erziehungsarbeit in Rumänien, durch die benachteiligte Menschen gerettet würden. Die Roma seien die größte Minderheit in Europa, erinnerte der Ehrendoktor in seiner Dankansprache. Am Umgang mit ihnen, "den Schwierigen und Armen", entscheide sich, ob Reichtum glücklich mache und "ob unsere Kinder starke Menschen werden". Wie Sporschill betonte, sei er in den Roma, seinen "geringsten Brüdern und Schwestern", Jesus begegnet. Er erinnerte, dass auch Papst Franziskus heuer bei seinem Besuch in Rumänien auf die Roma zugegangen war.
Dorthin, wo die Not am größten ist
Georg Sporschill, geboren 1946 in Vorarlberg, studierte in Innsbruck und Paris Theologie, Pädagogik und Psychologie. Im Alter von 30 Jahren trat er in den Jesuitenorden ein und empfing zwei Jahre später die Priesterweihe. Als junger Kaplan in Wien galt das Engagement des jungen Jesuiten ab 1980 strafentlassenen, drogensüchtigen und wohnungslosen Jugendlichen. Er gründete das Jugendhaus der Caritas und drei weitere Obdachlosenhäuser. Er schickte den "Canisibus" mit Suppe zu den Obdachlosen und eröffnete das Wiener Innenstadtlokal "Inigo", das Langzeitarbeitslosen Arbeit und Selbstbewusstsein gibt.
Im Auftrag seines Ordens ging P. Georg Sporschill im Jahr 1991 zu den Straßenkindern von Bukarest. Zusammen mit Ruth Zenkert gründete er das Hilfswerk "Concordia Sozialprojekte" und holte tausende Kinder von den Straßen der rumänischen Hauptstadt in Kinder-und Jugendhäuser - ein Projekt, das er später in Richrung Moldawien und Bulgarien erweiterte. Das Prinzip "Wir gehen dorthin, wo die Not am größten ist" führte ihn schließlich zu den Roma nach Siebenbürgen, wo er 2012 den Verein "Elijah" gründete. (Infos: www.elijah.ro)
Quelle: kathpress