Franziskus verurteilt Vetternwirtschaft und Ideologien
In Madagaskar hat Papst Franziskus bei einem Gottesdienst mit mehreren hundertausend Menschen vor Vetternwirtschaft, Ideologien und Selbstüberschätzung gewarnt. Gewalt, Ausgrenzung, Spaltung, Terrorismus hätten nichts mit dem Christentum zu tun, sagte er am Sonntagmorgen in der Hauptstadt Antananarivo; ebenso Günstlingswirtschaft, Klientelpolitik und Korruption. Wer den anderen nicht wie einen Bruder sehen könne und sich nicht durch dessen Leben und Situation anrühren lasse, folge nicht Christus nach.
Unchristlich sei auch der Druck, sich selbst ständig rechtfertigen zu müssen, weil man glaubt, alles hinge nur von den eigenen Kräften ab. "Unser Leben und unsere Fähigkeiten sind nicht so sehr ein persönlicher Sieg", mahnte Franziskus, "sondern Ergebnis eines Geschenks, das zwischen Gott und vielen stillen Händen von Personen gewoben wurde."
Erneut rief der Papst die Madagassen dazu auf, am gerechten und solidarischen Aufbau des Landes mitzuwirken: "Ein Christ kann nicht mit gleichgültig verschränkten oder fatalistisch herabhängenden Armen dastehen", mahnte Franziskus. Ein Gläubiger strecke seine Hand aus, wie Jesus es bei ihm tut. Im übrigen würden jene, die sich in ihre eigene kleine Welt verschließen, am Ende "zu gereizten, unzufriedenen, leblosen Menschen".
Am Abend zuvor hatte der Papst auf dem rund 1.300 Meter hoch gelegenen Gelände nahe des Zentrums von Antananarivo mit rund 100.000 Menschen eine Gebetsfeier für Jugendliche gehalten. Die meisten von ihnen hatten die Nacht bei nur 12 Grad und windigem Wetter im Freien verbracht, viele von ihnen ohne Schlafsack oder Decken.
Am Nachmittag will der Papst ein kirchliches Sozialprojekt nahe einer Müllhalde besuchen. Die vom argentinischen Ordensmann Pedro Opeka gegründete Einrichtung "Akamasoa" gibt rund 25.000 Menschen, die in der Nähe in Hütten leben, Möglichkeiten für ein eigenes kleines Einkommen. Das sogenannte "Kärntner Dorf" ist Teil des Projekts "Akamasoa" bei dem für die Menschen Häuser, Werkstätten und Schulen gebaut werden, um diesen eine neue Lebensperspektive zu geben. Anschließend ist noch ein Treffen des Papstes mit Priestern und Ordensleuten vorgesehen.
Quelle: kathpress