Papst ruft bei Abschlussmesse in Mosambik zu Feindesliebe auf
Für den weiteren Versöhnungsprozess in Mosambik hat Papst Franziskus die Menschen zu Feindesliebe aufgerufen. "Liebt eure Feinde", dieses Wort Jesu "ist heute auch an uns in diesem Stadion gerichtet", sagte der Papst bei einer Messe mit mehreren Zehntausend Gläubigen am Freitagvormittag im Zimpeto-Stadion der Hauptstadt Maputo. Es sei schwierig, von Versöhnung zu reden, "wenn die Wunden aus langen Jahren der Zwietracht noch offen sind", sagte der Papst mit Blick auf den jüngst unterzeichneten neuen Friedensvertrag und anstehende Wahlen im Land. Während des Gottesdienstes trug Franziskus einen Kreuzstab, den Bewohner der vom Zyklon "Idai" zerstörten Stadt Beira aus recyceltem Holz und Wellblech angefertigt haben, das nach dem Tropensturm angefallen war.
Viele der 60.000 Menschen im Stadion wie auch außerhalb könnten noch von Hass, Gewalt und Zwietracht erzählen, hätten Bekannte die nicht mehr leben, erinnerte der Papst in seiner Predigt bei der Messe an die jahrzehntelange Gewalt in Mosambik. Durch diese kamen insgesamt über eine Million Menschen ums Leben. Christen aber müssten "die früher wie heute gängige Gewohnheit abschaffen", "nach dem Vergeltungsprinzip zu leben". Man könne keine Nation mit Zukunft bauen, die auf dem vermeintlichen Gleichgewicht der Gewalt beruht, so der Papst. Dieses ende stets in einer endlosen Gewaltspirale.
Menschen haben "Recht auf Frieden"
Die Völker und ihre Menschen hätten "ein Recht auf Frieden", so Franziskus. Um den zu erreichen, könne man mit der Goldenen Regel beginnen:
Wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen.
Die "Barmherzigkeit und Güte", die dies erfordert, sind nach Aussage des Papstes "kein schwaches, sondern ein starkes Verhalten". Es zeichne Männer und Frauen aus, die "andere nicht schlecht behandeln, anschwärzen oder fertigmachen brauchen, um sich wichtig zu fühlen".
Mit Bezug auf internationale Hilfen zum Wiederaufbau Mosambiks nach dem Bürgerkrieg und den Wirbelstürmen im Frühjahr verurteilte der Papst erneut scharf die Korruption im Land. "Es ist eine sehr gefährliche Sache zu akzeptieren, dass dies der Preis sein soll, den wir für die Hilfen von außen bezahlen müssen", warnte er.
Franziskus reist weiter nach Madagaskar
Die Messe im Stadion von Zimpeto bei 16 Grad und leichtem Regen bildete den Abschluss des knapp zweitägigen Besuchs von Papst Franziskus in Mosambik. Am Mittag fliegt der Papst im Rahmen seiner einwöchigen Südostafrikareise zu einem zweieinhalbtägigen Aufenthalt in Madagaskar weiter. Das Papstflugzeug wird am Nachmittag in der madagassischen Hauptstadt Antananarivo erwartet.
In Antananarivo stehen dann am Samstag für den Papst ein Höflichkeitsbesuch bei Staatspräsident Andry Rajoelina und die übliche Begegnung mit Vertretern aus Politik und der Gesellschaft auf dem Programm. Am Nachmittag spricht der Papst in der Kathedrale der madagassischen Hauptstadt zu den örtlichen Bischöfen. Auch am Grab, der ersten Seligen Madagaskars, Victoire Rasoamanarivo (1848-1894), wird der Papst beten.
Am Samstagabend steht Franziskus einem abendlichen Großtreffen im Stil der Weltjugendtage auf einem Freigelände im Norden Antananarivos vor. Dort feiert er am Sonntag auch eine große Freiluftmesse. Daneben besucht der Papst am dritten Tag seines Madagaskar-Aufenthalts ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für ehemalige Bewohner von Mülldeponien, das vom argentinischen Geistlichen Pedro Opeka ins Leben gerufen wurde. Teil der Siedlung "Akamasoa" ist auch das sogenannte "Kärntner Dorf", das auf Initiative des Kärntner Priesters Josef Kopeinig mit Spenden aus Österreich errichtet wurde.
Quelle: kathpress