Vor Papstbesuch: Mosambik nach "Idai" weiter im Überlebenskampf
Ein halbes Jahr nach dem verheerenden Tropensturm Idai kämpfen viele Menschen in Mosambik weiterhin um ihr Überleben und sind dabei auf Nahrungsmittelverteilungen angewiesen: Das hat der österreichische Caritas-Präsident Michael Landau am Montag erklärt. "Nahrungsmittelverteilungen vor Ort retten Menschenleben. Die Bäuerinnen und Bauern können erst nächsten Frühling wieder ernten, bis dahin brauchen sie unsere Hilfe", rief der Chef des kirchlichen Hilfswerks zu weiterer Unterstützung für Mosambik aus Österreich auf. Ab Mittwoch hält sich Papst Franziskus zu einem dreitägigen Besuch in dem Land im Südosten Afrikas auf.
Am 15. März hatte der Zyklon "Idai" schwere Spuren der Verwüstung in der einstigen portugiesischen Kolonie hinterlassen, bloß Wochen später traf mit "Kenneth" ein weiterer Tropensturm das Land. Mehr als 1.000 Menschen starben bei den Naturkatastrophen, wobei besonders die Region um die 500.000-Einwohner-Hafenstadt Beira betroffen war: An die 90 Prozent der Stadt wurden durch die Stürme und das Hochwasser im Frühjahr völlig zerstört. Die Verwüstung der Felder der umliegenden Region führte zu großen Problemen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln, wie der seit fünf Monaten vor Ort als Koordinator der Caritas-Hilfe tätige Katastrophenhelfer Andreas Wenzel am Montag im Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur "Kathpress" berichtete.
"Die Zerstörungen durch Idai bestimmen den Alltag aller Menschen in der Region, und die Lage ist heute teils noch schlimmer als vor sechs Monaten", sagte Wenzel. "Nach dem Sturm hatten die Leute teils noch Reserven, jetzt sind sie aufgebraucht." Die meisten Häuser seien weiterhin ohne Dach oder nur notdürftig mit Plastikplanen abgedeckt, die Kanalisation durch eingespülten Sand verstopft, tausende Arbeitsplätze durch die Zerstörung von Fabriken verloren. "Zugenommen hat jedoch vor allem die akute Armut. Wenn wir die Menschen in den Häuserruinen besuchen, sagen sie uns: Vor allem haben wir nichts zu essen", schilderte der Caritas-Österreich-Katastrophenhelfer.
Hilfe aus Österreich
Die Ernährungskrise hat sich vor allem deshalb zugespitzt, da die Stürme neben der Ernte auch die Getreidespeicher zerstört haben und danach keine Aussaat möglich war: "Die Felder waren überschwemmt und es gab kein Saatgut mehr", erklärte Wenzel. Die Caritas habe deshalb mit ihren Partnern große Verteilungen von Saatgut, landwirtschaftlichen Geräten und Nahrungsmitteln organisiert, auch in entlegenen Orten. "Wir helfen dort, wo die Not am größten ist", sagte der Caritas-Experte. Dadurch sei es den Bauern möglich, die Felder für die Aussaat vorzubereiten, damit im Frühling 2020 wieder die erste Ernte nach dem Zyklon eingebracht werden kann. Zur Abwendung einer Hungerkatastrophe sei die internationale Unterstützung zumindest bis dahin aber noch unbedingt notwendig.
Die Caritas hat mit Spenden aus Österreich und Partnern wie der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit sowie der Aktion "Nachbar in Not" bislang bereits 1,4 Millionen Euro an Soforthilfe und für erste Schritte des Wiederaufbaus in Mosambik zur Verfügung gestellt. Mehr als 45.000 Menschen wurden damit konkret unterstützt.
Caritas-Präsident Landau äußerte sich am Montag dankbar für die rasche Bereitstellung von Geldern für Mosambik aus dem österreichischen Auslandshilfe-Katastrophenfonds, womit gezielte Hilfe möglich gewesen sei. Weiterhin sei jedoch ein "langen Atem" erforderlich, so Landau. (Online-Spendenmöglichkeit für die Caritas-Hilfe in Mosambik unter www.caritas.at/mosambik)
Papst soll Frieden stärken
Mosambik ist ab Mittwoch das erste von drei Zielländer einer bis 10. September dauernden Südostafrika-Reise von Papst Franziskus. Nicht nur in Mosambik, auch bei den weiteren Stationen in Madagaskar und Mauritius werden deutliche Worte von Franziskus zu Frieden, Armut, sozialer Ungleichheit, nachhaltiger Wirtschaft sowie zu Folgen des Klimawandels und der Bewahrung der Schöpfung erwartet.
In Mosambik wird sich der Papst nur in der mehr als 1.200 Kilometer südlich der Katastrophenregion um Beira gelegenen Hauptstadt Maputo aufhalten. Ein Besuch in Beira selbst ist laut offiziellem Programm nicht vorgesehen - wohl auch, weil die Stadt ein halbes Jahr nach den Stürmen eine Papstvisite logistisch kaum verkraften würde. "Die Menschen vor Ort sind traurig darüber, reagieren aber mit Verständnis", erklärte Caritas-Helfer Wenzel am Montag im "Kathpress"-Interview.
Jüngsten Schätzungen zufolge leben rund 27,2 Millionen Einwohner in Mosambik auf einer Fläche von rund 800.000 Quadratkilometern. Gut 56 Prozent der Bevölkerung sind Christen, darunter 28 Prozent Katholiken, knapp 20 Prozent sind Muslime. Das erst seit 1975 von Portugal unabhängige Land zählt zu den ärmsten Staaten der Erde. Die nach einem Bürgerkrieg mit 1,5 Millionen Todesopfern weiterhin verfeindeten Lager im Land unterzeichneten erst Anfang August einen Friedensvertrag, für Oktober sind Wahlen angesetzt. Weiterhin sei der Friede in Mosambik bedroht - u.a. durch Terroranschläge - und müsse "täglich erstritten werden", erklärte der österreichische Katastrophenhelfer. Der Papst könne hier mit seiner Friedensbotschaft wichtige Unterstützung liefern.
Quelle: kathpress