Bischof Kräutler: G7-Staaten mit schuld an Amazonas-Zerstörung
Amazonas-Bischof Erwin Kräutler (80) pocht auf die Mitverantwortung der Industrieländer für die Ausbeutung und Vernichtung des Regenwalds. "Die G7-Nationen und andere Staaten müssen sich auch fragen, inwieweit sie selbst an der Zerstörung mitschuldig sind", sagte Kräutler im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im brasilianischen Altamira. "Wo gehen denn die illegal geschlagenen Hölzer Amazoniens hin? Und all die Milch- und Fleischprodukte, für die der tropische Regenwald abgebrannt wird?", so Kräutler, eine der bekanntesten Stimmen der Regenwaldregion. Derzeit bereitet der gebürtige Vorarlberger, der von 1981 bis 2015 die flächenmäßig größte brasilianische Diözese Xingu leitete, die vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan anberaumte Amazonien-Synode mit vor.
"Niemand ist gegen den Export von Rohstoffen", stellte Kräutler fest, forderte im Gegenzug aber, dass die Umweltkosten und die Bedrohung der Bevölkerung mit bedacht werden. Keines der Länder, in die Brasilien beispielsweise Bergwerksprodukte exportiere, würde ein so großes Risiko für die eigene Bevölkerung und Umwelt akzeptieren, so Kräutler.
Präsident Jair Bolsonaro hat nach Einschätzung Kräutlers "von Amazonien keine Ahnung und hat sich schon im Wahlkampf als Feind der indigenen Völker geoutet". Bolsonaro hätte lediglich versprochen, Amazonien weiter für nationale und internationale Unternehmen zu "erschließen". Genau das stünde gegen die Verpflichtung der Kirche, ihren Beitrag zur Verteidigung und Bewahrung Amazoniens zu leisten. Die Bischöfe Amazoniens kennen dieses Gebiet "entschieden besser als Politiker".
"personae probatae" als Lösung
Ein Schwerpunkt der von Papst Franziskus einberufene Amazonien-Synode sei neben einer "ganzheitliche Ökologie" für die Region, auch die Frage der "Viri probati", also verheiratete Männer als Priesterersatz. "Es geht nicht um Zölibat ja oder nein. Es geht um die Eucharistie!", stellte Kräutler klar.
In 90 Prozent der Gemeinden Amazoniens könne nur "ein, zwei, drei oder maximal vier Mal im Jahr die Eucharistie" gefeiert werden. Darum dürfe der "Zugang zum Weihepriestertum also gerade in Amazonien nicht länger auf zölibatäre Männer beschränkt bleiben."
Kräutler schlug jedoch den Begriff der "personae probatae" vor, da die Gemeinden im ländlichen und vorstädtischen Bereich Amazoniens größtenteils von Frauen geleitet werden. Die Kirche müsse die "unheilvolle Diskriminierung der Frauen" überwinden, fordere Kräutler. Als ersten Schritt dazu könne er sich für Frauen den Zugang zum Diakonat vorstellen.
Quelle: kathpress