"Haltung der Nächstenliebe zu unserer DNA machen"
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hat die Christen dazu aufgefordert, "die Haltung der Nächstenliebe zu unserer DNA zu machen". Im Wahlkampf werde wieder von den sogenannten christlichen Werten gesprochen, die Europa prägen sollen, wies Elbs in einem Gottesdienst während der dem Vorarlberger Landespatron gewidmeten "Gebhardswoche" hin. Dazu gehörten Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ebenso wie - "für mich ganz entscheidend" - Nächstenliebe und Solidarität. Den Einsatz für die Mitmenschen sollte man nicht für einen späteren Zeitpunkt aufsparen, appellierte Elbs in seiner Predigt auf dem Bregenzer Gebhardsberg. "Der Augenblick der Nächstenliebe ist jetzt."
Es gibt nach den Worten des Bischofs viele Menschen, die ein Obdach für ihre Seele brauchen, weil sie einsam sind und niemanden haben, der sich um sie kümmert. Die Krankheit der Zukunft sei die Einsamkeit, warnte der ausgebildete Psychotherapeut: "Menschen verkümmern in der kommunikativen Armut wie ein Blume ohne Wasser."
Es gebe freilich auch die materielle Not vieler Menschen, "die nicht wissen, ob ihre Mindestpension bis zum Monatsende reicht", oder andere, die viel Zeit und Geld in die Pflege ihrer Angehörigen investieren müssten. Christen könnten "erst ruhig schlafen, wenn niemand zurückbleibt, wenn niemand unter Armut leidet und wenn wir wissen, dass jede Mutter ihrem Kind genug zu essen geben kann. Wir brauchen uns kein schlechtes Gewissen einzureden", sagte Elbs. Jede und jeder einzelne habe andere Möglichkeiten zu helfen, andere Chancen, auch andere Grenzen.
Mahnung an die Politik
Eine kritische Seitenbemerkung zum Wahlkampf machte der Feldkircher Bischof auch über den Verdacht von Postenschacher und ganz generell einen "missbräuchlichen Umgang mit politischer Macht". Elbs wörtlich: "Ich bin besorgt über die Geringschätzung, die Abwertung und die destruktive Kritik, die da und dort Raum greifen." Der Bischof erwähnte den Lesungstext, wo die Habsucht als Wurzel allen Übels bezeichnet wurde. Die "Sucht, immer mehr haben und besitzen zu wollen", das "Klammern an Macht und Einfluss, egal, auf welche Kosten es geht", widerspreche im Innersten dem christlichen Geist, hielt Elbs fest.
Den heiligen Gebhard (949-995) habe in seinem Leben und seinem Denken Einfachheit ausgezeichnet. "Wenn wir an die Zukunft unserer Erde denken, brauchen wir eine 'intelligente Reduktion'", sagte Elbs, "eine Reduktion auf das Wichtige". Die Zukunft hänge wesentlich davon ab, "ob wir in unserem Lebensstil das rechte Maß finden: nicht habgierig, sondern nachhaltig; nicht neidisch, sondern genügsam". Das mache innerlich frei und sichere zugleich die Zukunft der Schöpfung.
Er finde es beeindruckend, "dass heute viele Menschen und besonders junge Leute den Zauber der Einfachheit neu entdecken und dabei spüren, dass in einem einfachen Lebensstil ein großer Gewinn liegt", erklärte der Bischof. Frömmigkeit - verstanden als Verbindung mit Christus und Verwurzelt-Sein im Geheimnis Gottes - "ist für uns Christinnen und Christen der eigentliche Reichtum".
Vom 27. August bis zum 3. September begehen Vorarlberger Katholiken das alljährliche Gebhardsfest. Der Patron der Diözese Feldkirch wird im ganzen Bodenseeraum verehrt. Der Gebhardsberg, wo Bischof Elbs den Eröffnungsgottesdienst leitete, ist seit rund drei Jahrhunderten ein beliebter Wallfahrtsort.
Quelle: kathpress