Neuer Gedenktag für Opfer religiös motivierter Gewalt
Die Vereinten Nationen haben vor Kurzem den 22. August zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer von religiös motivierter Gewalt erklärt. Von zahlreichen Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen wird diese Entscheidung begrüßt und auch die Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften wollen den Tag nützen, um ein Zeichen zu setzen. Am Mittwochnachmittag werden Vertreter von 16 Kirchen und Religionen am Gelände des "Campus der Religionen" in der Seestadt Aspern in Wien zusammenkommen und ein Zeichen setzen.
"Der Gedenktag ist ein Meilenstein für Religionsfreiheit in der ganzen Welt", so die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, die die Aktion am Campus der Religionen initiiert hat. Der Tag sei keineswegs nur symbolisch zu verstehen, sondern enthalte "einen klaren Auftrag an die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, religiös motivierte Gewalt zu beseitigen. Dazu wollen wir auch in Österreich beitragen."
"Kirche in Not" fordert Aktionsplan
"Der neue Gedenktag für die Opfer religiöser Verfolgung ist ein wichtiger Schritt, um verfolgten Christen künftig mehr Gehör zu verschaffen", so auch die Einschätzung von Thomas Heine-Geldern, dem Präsidenten des weltweiten päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not", in einer Aussendung am Mittwoch. Allen Glaubensgemeinschaften widerfahre regelmäßig Gewalt. "Doch internationale Berichte zur Religionsfreiheit bestätigen leider immer wieder, dass Christen am stärksten verfolgt werden", so Heine-Geldern.
Der Präsident von "Kirche in Not" sieht den neuen Gedenktag als wichtigen Meilenstein, der aber nur ein erster Schritt sein dürfe:
Der 22. August darf nicht Selbstzweck sein, sondern muss einen Prozess anstoßen, der die internationale Gemeinschaft zu einem koordinierten Aktionsplan bewegt, um religiöse Verfolgung zu beenden und künftig zu verhindern.
Es sei die Pflicht der Vereinten Nationen, der Regierungen und politischen Akteure, dem Menschenrecht auf Religionsfreiheit Geltung zu verschaffen. Heine-Geldern: "Dem symbolischen Tag müssen jetzt Taten folgen."
Ein notwendiges Instrument sei unter anderem die Einrichtung einer UN-Plattform, um den Austausch mit Vertretern der verfolgten religiösen Gruppen zu fördern, erklärte Heine-Geldern. Zudem müssten die Vereinten Nationen auf die Einrichtung eines internationalen Tribunals für Gewaltakte hinarbeiten, die sich gegen Gläubige richten.
"Mehr als Lippenbekenntnis"
"Das international anerkannte Recht auf Religionsfreiheit muss mehr sein als bloß ein Lippenbekenntnis. Jeder Staat ist dazu verpflichtet, alles zu tun, um dieses Grundrecht aufrecht zu erhalten", so Andreas Thonhauser von der christlichen Menschenrechtsorganisation ADF. Der 22. August müsse künftig eine Mahnung für alle sein, die dieses Recht noch immer ignorieren. Der Opfer religiöser Verfolgung zu gedenken sei wichtig.
Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, dieses Verbrechen ein für alle Mal zu stoppen.
Verantwortung der Staatengemeinschaft
In der von der UNO Generalversammlung im Mai 2019 verabschiedeten Resolution zum "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer von Gewalthandlungen aufgrund der Religion oder des Glauben" wird der 22. August als offizieller Gedenktag ausgerufen und die Mitgliedsstaaten werden dazu eingeladen, diesen Tag auf angemessene Weise zu begehen.
In dem Entschließungstext bringen die Mitgliedsstaaten ihre Besorgnis über die fortschreitende Intoleranz und Gewalt aufgrund von Religion oder Weltanschauung, besonders gegen Mitglieder religiöser Minderheiten zum Ausdruck. Die Zahl und Intensität der Übergriffe, die häufig strafrechtlicher Natur sind, sei gestiegen und wiesen auch internationale Charakteristika auf.
Die Mitgliedsstaaten verurteilen alle Formen von Terrorismus sowie jegliche Gewalttaten gegen Individuen aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit. Außerdem unterstreicht die Staatengemeinschaft darin die wichtige Rolle des Rechts auf Meinungs- sowie Informationsfreiheit für den Kampf gegen Intoleranz aufgrund religiöser Zugehörigkeit.
Auch die positive Rolle von offenem und respektvollem Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften sowie jene von Zivilgesellschaft und Medien zur Förderung von Toleranz und Respekt wird hervorgehoben.
Die Staatengemeinschaft wird weiters aufgerufen, ihrer Verantwortung nachzukommen, die Menschenrechte, einschließlich der Rechte religiöser Minderheiten, ihren Glauben frei auszuüben, zu schützen und voranzutreiben.
Quelle: kathpress