Europäisches Forum Alpbach heuer über "Freiheit und Sicherheit"
Unter dem Generalmotto "Freiheit und Sicherheit" bietet das diesjährige "Europäische Forum Alpbach" von 14. bis 30. August wieder zahlreiche wissenschaftliche Seminare, Diskussionen und "Breakout Sessions". Im Fokus der interdisziplinäre Plattform für Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur steht heuer die Suche nach einem künftigen Gesellschaftsmodell, das für ein "angemessenes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit" sorgen kann, wenn Demokratie und Marktwirtschaft vermehrt in Frage gestellt werden, wie es im Programm des Forums heißt. Einen ausdrücklich religiösen Akzent bilden erneut die "interreligiösen Morgenbetrachtungen" und erstmals auch "Abend.Stille"-Meditationen in englischer Sprache.
In Alpbach gehe es um einen intellektuellen Austausch, aber auch darum "etwas für die Seele zu bekommen", erklärt Christian Marte, Rektor des Jesuitenkollegs in Innsbruck, der die "Abend.Stille" moderiert, im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur "Kathpress". Die Idee für die spirituellen Abend-Reflexionen sei von Forums-Präsident Franz Fischler persönlich gekommen.
Mit Titeln wie "Ohren, die hören & Augen, die sehen" oder "Die Macht der Stille" wolle er gemeinsam mit Theologen, wie dem Provinzial der Schweizer Jesuiten, Christian M. Rutishauser, der Pastoraltheologin Regina Polak oder dem Bibelwissenschaftler Dominik Markl kurze Impulse setzen, so Marte. Mit den spirituellen Angeboten könne die Kirche einen Rahmen für Begegnung zwischen Religionen, Kontinenten und Weltanschauungen bieten, zeigt er sich überzeugt.
Den traditionellen Gottesdienst zu den "Tirol-Tagen" feiert in diesem Jahr der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Im Anschluss an die Messe in der Alpbacher Pfarrkirche am 18. August um 9 Uhr findet auf dem Alpbacher Dorfplatz der traditionelle "landesübliche Empfang" statt. Danach folgt die offizielle feierliche Eröffnung des Forums mit zahlreichen Ehrengästen. Ursprünglich hätte die ungarische Philosophin und Holocaust-Überlebende Agnes Heller die Eröffnungsrede halten sollen, die jedoch Mitte Juli 90-jährig gestorben ist. Die von Heller kurz vor ihrem Tod verfasste Rede wird der Philosoph Josef Mitterer verlesen.
Wissenschaft, Gesundheit und Politik
Das Forum Alpbach beginnt am 14. August traditionell mit seinem "wissenschaftlichen Herzstück", der Seminarwoche. So lädt das vom wissenschaftlichen Kuratorium unter der Leitung von Ex-Minister Caspar Einem zusammengestellte Programm heuer zu 29 Seminaren. Unter dem Titel "Intellektuelle Selbstverteidigung" spricht u.a. Autor Ilija Trojanow über Demokratie und kritische Bürger.
Die Tiroltage (17. bis 18.8.) befassen sich in diesem Jahr mit der Forschung in der Europaregion. Anlass für das Thema bietet das aktuelle 350-Jahr-Jubiläum der Universität Innsbruck.
"Wie können wir unsere solidarischen Gesundheitssysteme angesichts teurer Untersuchungen und Medikamente erhalten?": Diese Fragestellung steht anschließend im Fokus der Alpbacher Gesundheitsgespräche 2019 (18. bis 20.8.). U.a. wird dabei der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner das Klosterneuburger Netzwerk "Gut leben mit Demenz" vorstellen. Armutsexperte Martin Schenk von der evangelischen Diakonie wiederum diskutiert bei einem Podiumsgespräch mit Nationalbank-Vizepräsidentin Barbara Kolm, und "Agenda Austria"-Direktor Franz Schellhorn über gesundheitliche Chancengerechtigkeit.
Die Politischen Gespräche (24. bis 27.8.) befassen sich danach mit der Frage, wie der Staat seiner Aufgabe nachkommen kann, die Sicherheit seiner Bürger zu bewahren, ohne die individuelle Freiheit einzuschränken. Eröffnungsredner der Politischen Gespräche sind am 24. August u.a. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Maria Fernanda Espinosa Garces, Vorsitzende der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Im Rahmen der Wirtschafts-Gespräche (27. bis 29.8.) diskutieren Caritas-Präsident Michael Landau, Magenta-Telekom-Chef Andreas Bierwirth und der Presse-Chefredakteur Rainer Nowak was Firmen auf dem Weg zu einer gerechten und nachhaltigen Welt beitragen.
Das "Europäische Forum Alpbach" widmet sich seit 1945 aktuellen europäischen Fragestellungen. Ziel ist u.a. die Förderung des internationalen Dialogs und die "Weiterentwicklung des europäischen Integrationsprojekts" wie die Veranstalter auf ihrer Website www.alpbach.org erklären. Seit 2012 gestaltet der frühere EU-Kommissar Franz Fischler als Präsident gemeinsam mit vier VizepräsidentInnen die Ausrichtung und Strategie des Vereins und des gleichnamigen Europäischen Forums Alpbach.
In den 17 Tagen des Forums werden insgesamt etwa 5.200 Teilnehmer, 900 Referenten und 700 junge Studierende aus über 100 Staaten in dem Tiroler Bergdorf erwartet. Die Diskussionen bei dem mehr als zweiwöchigen Kongress werden via Live-Stream aus dem Congress Centrum Alpbach übertragen. (Programm: https://www.alpbach.org/de)
Quelle: kathpress