Menschen in Demokratie-Fähigkeit bestärken
Demokratie ist mehr "als alle paar Jahre irgendwo ein Kreuzchen zu machen": Daran hat die Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), Magdalena Holztrattner, im Interview für aktuelle Ausgabe der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (11. August) erinnert. Menschen müssten in ihrer Demokratie-Fähigkeit bestärkt werden und wissen, "dass es auf sie ankommt, ob die Gesellschaft gerechter wird oder nicht", betonte die Theologin. Eine Demokratie lebe von Visionen und Aushandlungsprozessen, im Gegensatz dazu stünden populistische Positionen, die "schnelle und flache Lösungen" anbieten.
Hinsichtlich des Ziels einer lebendigen Demokratie sieht Holztrattner auch das Modell einer Expertenregierung, wie sie derzeit in Österreich im Amt ist, kritisch. Die aktuelle Regierung verwalte und halte den Staatsbetrieb aufrecht. "Das fühlt sich gerade gut an, ist auf Dauer aber zu wenig", so die ksoe-Direktorin.
Nach der letzten Regierungsperiode, "die sehr aufregend war", sei es gerade verlockend zu sagen "die Expertinnen und Experten kennen sich aus und wissen, was zu tun ist, die brauchen nicht so viel streiten". Dahinter stehe die Haltung, dass es für jedes Problem genau eine Lösung gebe, so Holztrattner. "Nur: So ist es ja nicht. Jedes Thema hat mindestens drei Seiten."
Die verschiedenen Parteien und Interessensvertretungen müssten in einen Dialog treten und so - im besten Fall - das solidarische Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen in der Gesellschaft fördern. Dafür nötig seien Wahlen, Mehrheitsverhältnisse, Verhandlungen und Konsensfindung, hielt die ksoe-Direktorin fest. Ähnlich wie beim Führen von Organisationen und Menschen sei die reine Verwaltung nicht ausreichend.
Holztrattner kündigte auch einen neuen ksoe-Lehrgang ab Jänner 2020, der unter dem Titel "Soziale Verantwortung - ein Lehrgang für ZukunftsgestalterInnen", der zum sozial verantwortlichen Handeln befähigen will. Demokratie hänge auch von Menschen ab, die sich als solche "Zukunftsgestalter" engagieren, zeigte sich die ksoe-Leiterin überzeugt, denn:
Demokratie braucht eine starke, solidarische Gesellschaft, die dadurch wächst, dass Menschen ihre Fähigkeiten einsetzen, um das gute Zusammenleben zu fördern.
Die Theologin die in ihren Vorträgen und ksoe-Blogeinträgen immer wieder ein "Mehr" an Demokratie und Solidarität fordert, appellierte auch im "Sonntag"-Interview an jeden Einzelnen Gerechtigkeit zu leben, Unrecht zu bemerken und sich gegebenenfalls "friedlich einzumischen". Diese Form von Zivilcourage lebe aus dem Geist des Evangeliums, das "von den Armen her nach Freiheit, Freude, Liebe und Gerechtigkeit" sucht.
"Führung benötigt Rahmenbedingungen"
Holztrattner äußerte sich in dem Interview anlässlich des Lehrgangs "Verantwortlich führen" im Kärntner Bildungshaus Tainach. Verantwortlich führen heiße, Verantwortung auf drei Ebenen wahrzunehmen, so die ksoe-Direktorin. Erstens sollten die Rahmenbedingungen für Mitarbeiter so gestaltet sein, dass ein gutes Miteinander und Leistungen möglich sind; zweitens benötige auch die jeweilige Führungskraft eine geeignete Umgebung und Kraftquellen; drittens sollten sich Führungskrafte im Klaren sein, dass sie "Verantwortung für die Gesellschaft" habe, wozu auch Produktionsbedingungen und faire Gehälter zählen.
Auch für die Leitung in kirchlichen Bereichen sieht Holztrattner in diesem Zusammenhang noch Herausforderungen. Hier brauche es insbesondere Anerkennung und Wertschätzung bei klarer Kommunikation, Transparenz und partizipativ gestaltete Entscheidungsprozesse. Eine Führungskraft die "Wasser predigt, aber Wein trinkt" verliere ihre Glaubwürdigkeit. (Info: www.ksoe.at)
Quelle: kathpress