Katholischer Publizist Erich Leitenberger 75
Prof. Erich Leitenberger - einer der profilierten katholischen Publizisten und über viele Jahre "die" mediale Stimme der christlichen Kirchen in Österreich - wird am Mittwoch, 7. August, 75. Leitenberger, der u.a. für drei Wiener Erzbischöfe als Pressesprecher wirkte, hat in den vergangenen Jahrzehnten die mediale Berichterstattung über Kirche und Religion sowie die katholische Publizistik maßgeblich mitgestaltet.
Nach Beendigung seiner hauptamtlichen Tätigkeit als Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien und Chefredakteur der katholischen Nachrichtenagentur "Kathpress" übernahm der ausgewiesene Experte für die vielfältige kirchliche Situation im Nahen und Mittleren Osten im Jahr 2011 ehrenamtlich die Pressearbeit bei der Stiftung "Pro Oriente". Darüber hinaus fungiert Leitenberger seit vielen Jahren auch als Pressesprecher des "Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich" (ÖRKÖ), dessen Vorstand er angehört. Neben vielen weiteren Tätigkeiten ist er u.a. auch Vizepräsident der Kardinal-König-Stiftung.
Im "Kathpress"-Interview anlässlich seines 75. Geburtstags auf sein ökumenisches Engagement angesprochen, wollte Leitenberger nicht von einem Stillstand in der Ökumene sprechen. Freilich, aufgrund der großen Fortschritte in den vergangenen 50 Jahren habe man sich an die guten Beziehungen schon allzu sehr gewöhnt. Der "Reiz des Neuen" sei nicht mehr gegeben.
Ökumenische Basisinitiativen
Leitenberger wies auf zahlreiche ökumenische Basisinitiativen hin, wo sehr viel Erfreuliches geschehe. Drei Beispiele aus Wien stünden exemplarisch: In der Pfarre St. Georg in Wien-Kagran organisiere die Ordensfrau Sr. Lili Fuchs seit mehr als 20 Jahren die traditionellen ökumenischen Maiandachten, für die sie - keine Selbstverständlichkeit - auch die Kirchen der reformierten Tradition gewinnen konnte.
In Wien-Hetzendorf hat die evangelische Pfarrerin Ingrid Vogel ökumenische Pfingstandachten ins Leben gerufen und die Initiative "Vernetzte Ökumene Wien West", hinter der maßgeblich Elisabeth Lutter steht, hat sich u.a. der intensiven Auseinandersetzung der christlichen Kirchen mit ihren jüdischen Wurzeln verschrieben. Seit Jahren organisiert die Initiative am Vorabend des "Tages des Judentums" (17. Jänner) eine thematische Auftaktveranstaltung. Leitenberger:
Interessanterweise sind das alles vorbildhafte Initiativen, die von Frauen ausgehen.
Der ÖRKÖ-Pressesprecher verwies weiters auf den theologischen Dialog zwischen den Experten der einzelnen Kirchen. Hier gebe es von Seiten der Kirchen der katholischen, reformierten, orthodoxen und orientalischen Tradition schon sehr große Fortschritte. Die theologischen Hemmschuhe zwischen den Kirchen seien weitgehend aufgearbeitet, bei der Bearbeitung kulturellere oder sozialer Fragen gebe es freilich noch viel Luft.
Und schließlich seien in der Ökumene auch die Kirchenleitungen gefragt, die die Ergebnisse der theologischen Fachdialog ratifizieren und rezipieren müssten, so Leitenberger.
Keine parteipolitische Vereinnahmung
Der ÖRKÖ-Pressesprecher wies auf zahlreiche gemeinsame Initiativen der im Rat vertretenen 16 Kirchen in Österreich hin. So hätten sich die Kirchen etwa 2015 bei der Bewältigung des großen Flüchtlingsstromes sehr bewährt. Die Kirchen würden sich auch gesellschaftspolitisch mit einer Stimme zu Wort melden, zugleich aber stets darum bemüht sein, sich parteipolitisch nicht vereinnahmen zu lassen. Ein nicht immer leichtes Unterfangen, wie Leitenberger einräumte.
Durch die zunehmende Nähe der Kirchen würden freilich auch nach wie vor bestehende Unterschiede deutlicher. So gebe es etwa im ethischen Bereich immer wieder unterschiedliche Ansichten, etwa zu den Themen Abtreibung, Euthanasie oder Homosexualität. Auffallend sei, dass die Trennlinien dabei aber in der Regel nicht entlang der Kirchengrenzen sondern quer durch die Kirchen verliefen, so Leitenberger.
Brisanz des ökumenischen Dialogs
Auf seine Tätigkeit bei der Stiftung "Pro Oriente" angesprochen, wies Leitenberger auf die vielen inoffiziellen Dialoginitiativen zwischen katholischer und der orthodoxen bzw. altorientalischen Seite hin, die von der Stiftung angestrengt wurden. Mit teils großem Erfolg. Derzeit arbeite man daran, wie man die gesellschaftliche Brisanz des ökumenischen Dialogs öffentlich sichtbarer machen könne, so Leitenberger.
In seiner Funktion als Vizepräsident der Kardinal-König-Stiftung sagte Leitenberger, dass die Stiftung derzeit an neuem Initiativen im Blick auf das Gespräch von Kirche und Naturwissenschaften arbeite. Für Details sei es noch zu früh. Die Stiftung sei zudem - ganz im Sinne von Kardinal Franz König (1905-2004) sehr um das interreligiöse Gespräch bemüht.
Und schließlich wolle man eine Prämisse des 2004 verstorbenen Wiener Alterzbischofs auch pflegen: "Wir wollen nicht nur reden und diskutieren sondern auch handeln." In diesem Sinne bemüht sich die Stiftung seit Jahren um Rückkehrhilfe für christlichen Flüchtlingen in die nordirakische Ninive-Ebene, von wo sie von der Terrormiliz IS vertrieben worden waren.
Seit 1974 im kirchlichen Dienst
Erich Leitenberger wurde am 7. August 1944 in Wien geboren und war vor Eintritt in den kirchlichen Dienst von 1967 bis 1974 Redakteur bei der Tageszeitung "Die Presse". 1974 bestellte ihn Kardinal Franz König zum Pressereferenten bzw. Pressesprecher der Erzdiözese Wien; diese Aufgabe hatte Leitenberger - mit Unterbrechung von 1996 bis 1999 - bis zum Mai 2011 inne. Von 1981 bis 2009 war er zudem Chefredakteur der Katholischen Presseagentur "Kathpress". Die Republik würdigte seine Verdienste u.a. mit der Verleihung des Titels "Professor" sowie mit dem "Großen Ehrenzeichen".
Quelle: kathpress