Hennefeld warnt vor neuem Wettrüsten
Vor einem neuerlichen Wettrüsten wie während des Kalten Krieges warnt der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) und evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Er äußerte sich anlässlich des bevorstehenden Gedenktages für den Abwurf der Atombombe über Hiroshima am Dienstag, 6. August.
Hennefeld nimmt auf den Konflikt zwischen westlichen Staaten und dem Iran Bezug.
Der Streit um das Atomabkommen mit dem Iran erweckt den Eindruck, als gebe es einen verantwortungsvollen und einen verantwortungslosen Umgang mit Atomwaffen.
Das aber sei ein Irrglaube, so Hennefeld in seiner Grußadresse an die Veranstalter des Hiroshima-Gedenkens am Dienstag in der Wiener Innenstadt. "Wer Atomwaffen besitzt oder den Besitz auch nur befürwortet oder rechtfertigt, ist bereit, alles Leben auf der Erde auszulöschen", so Hennefeld.
Die einzige Lösung sei die ausnahmslose Vernichtung sämtlicher Atomwaffen:
Gott hat die gute Schöpfung in Millionen von Jahren nicht dazu geschaffen, dass der Mensch sie in Sekunden in ein apokalyptisches Inferno verwandelt. Christinnen und Christen haben sich dazu verpflichtet, die Schöpfung zu bewahren und Leben zu schützen.
Ähnlich wie Hennefeld äußern sich in Grußadressen u.a. auch Kardinal Christroph Schönborn und Bischof Michael Bünker. "Nationale Einzelinteressen treten vor das Bemühen, gemeinsam an globalen Friedensstrategien zu arbeiten", hält Schönborn in seiner Erklärung fest. Der Wiener Erzbischof erinnert zudem an die Ansprache von Papst Franziskus bei der Vatikankonferenz für eine atomwaffenfreie Welt im November 2017. Dort habe er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, indem er die Werte einer Wirtschaft hinterfragte, die Milliarden in atomare Waffen investiert und Millionen von Menschen verhungern lässt: "Wenn ich an Terror denke, dann denke ich auch an die neun Staaten, die den Rest der Welt mit der Möglichkeit einer atomaren Katastrophe bedrohen", zitiert Schönborn den Papst. In seiner Botschaft hebt er auch die Bedeutung des Atomwaffenverbotsvertrags hervor und appelliert an alle Menschen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.
Kritisch über die aktuellen Herrschenden äußert sich der lutherische Bischof Michael Bünker. Man könne nicht darauf vertrauen, dass "unberechenbare Politiker wie Kim Jong-Un und Donald Trump irgend ein Abkommen schließen". Es sei "höchste Zeit, endlich alle Atomwaffen zu ächten und abzuschaffen", so Bünker.
Gedenken am Stephansplatz
Bei der traditionellen Hiroshima-Gedenkveranstaltung am Dienstag, 6. August, auf dem Wiener Stephansplatz (ab 18 Uhr) werden Grußadressen von prominenten Persönlichkeiten veröffentlicht. Zahlreiche Vertreter von Friedensgruppen werden das Wort ergreifen. Ab 20.30 Uhr gibt es vom Stephansplatz weg einen Laternenmarsch zur Karlskirche. Veranstalter ist die Wiener Friedensbewegung gemeinsam mit der Hiroshima-Gruppe Wien.
Am Gedenktag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki (9. August) findet um 20 Uhr eine Buddhistische Gedenkzeremonie bei der Friedenspagode (1020 Wien, Hafenzufahrtsstraße) statt. In Melk laden Friedensgruppen am Samstag, 10. August, von 10 bis 13 Uhr zu einer Gedenkaktion in der Fußgängerzone.
Am 6. August 1945 hatte die US-Luftwaffe eine Atombombe über der japanischen Großstadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später eine zweite über Nagasaki. Nach Schätzungen starben insgesamt mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden. Papst Franziskus wird bei einer Japan-Reise im November Nagasaki und Hiroshima besuchen und für die Opfer der Atombombenabwürfe von 1945 beten.
(Weitere Infos und alle veröffentlichten Grußadressen der Kirchenvertreter zum Hiroshima-Gedenken unter www.hiroshima.at)
Quelle: kathpress