Wien: Serbisch-orthodoxer Bischof Andrej seit 5 Jahren im Amt
Der serbisch-orthodoxe Bischof für Österreich, Andrej (Cilerdzic), hat dieser Tage sein fünfjähriges Amtsjubiläum an der Spitze der zahlenmäig größten orthodoxen Kirche im Land gefeiert. Im Mai 2014 hatte die serbisch-orthodoxe Bischofsversammlung in Belgrad Andrej Cilerdzic zum Bischof von Österreich und der Schweiz gewählt. Er wurde schließlich am 20. Juli 2014 in der Wiener serbisch-orthodoxen Auferstehung Christi-Kirche vom Belgrader Patriarchen Irinej inthronisiert. Der Bischof hat seinen Sitz in Wien. Zu seiner Diözese gehören aber auch noch die Schweiz, Italien und Malta.
In der bisherigen Amtszeit von Bischof Andrej ist die serbisch-orthodoxe Kirche in Österreich weiter gewachsen. Insgesamt wird die Zahl der Gläubigen auf rund 300.000 geschätzt, genaue Angaben gibt es freilich nicht. Die serbisch-orthodoxe Kirche besitzt in Österreich rund 20 Kirchen, einige davon kamen in der Amtszeit von Bischof Andrej neu hinzu. In diesen Kirchen werden regelmäßig an Sonn- und Feiertagen Gottesdienste zelebriert. Serbische Kirchengemeinden gibt es in Wien, Bregenz, Wiener Neustadt, Gmunden, Braunau, Graz, Enns, Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg, Saalfelden, St. Pölten, Tulln und Feldkirch. Für die Seelsorge stehen dem Bischof rund 25 Priester zur Verfügung.
Bischof Andrej ist zum einen bestrebt, die serbischen kirchlichen und kulturellen Traditionen in seiner Kirche zu bewahren und zu pflegen, zum anderen aber auch die Integration der serbisch-orthodoxe Gläubigen in die österreichische Gesellschaft noch zu forcieren. Als stellvertretender Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) ist dem Bischof auch die Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen im Land ein großes Anliegen. Einige Themen, die ihm besonders am Herzen liegen sind der gemeinsame Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, der Einsatz für verfolgte Christen, der Dialog mit dem Judentum und soziale Fragen.
Innerorthodox gilt Cilerdzic als Mann der Mitte und des Dialogs. So plädierte er beispielsweise hinsichtlich des Konflikts zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel um die Ukraine stets für eine Deeskalation und mehr gegenseitiges Verständnis. Offen tritt er auch immer wieder gegen nationalistische Tendenzen in den orthodoxen Landeskirchen auf. Die gegenwärtigen vielfältigen Probleme und Konflikte in der Orthodoxen Kirche sieht der Bischof insgesamt als Herausforderung, die eigenen Strukturen neu zu überdenken.
In Deutschland geboren
Andrej Cilerdzic wurde 1961 im deutschen Osnabrück als zweiter Sohn eines Erzpriesters geboren. Nach der Grundschule und Gymnasium in Düsseldorf lebte er ein Jahr auf dem Berg Athos, studierte dann an der Theologischen Fakultät der Serbischen Orthodoxen Kirche in Belgrad und legte 1987 im Kloster Decani im Kosovo sein Mönchsgelübde ab. 1990 empfing er die Priesterweihe. Während des Jugoslawien-Krieges machte er sich in seiner Tätigkeit im Erzengelkloster Kovilj und für das Belgrader Patriarchat als "Vater" vieler Kriegswaisen, Kriegsinvaliden und Flüchtlinge einen Namen.
Von 1993 bis 2005 war Cilerdzic als Sekretär für interkirchliche Beziehungen beim Heiligen Synod des Belgrader Patriarchats tätig, studierte anschließend ein Jahr in Monte Carlo Französisch und 2005 bis 2008 war er - mittlerweile zum Archimandriten aufgestiegen - in verschiedenen akademischen Bereichen aktiv.
Ab 2008 forschte Cilerdzic als wissenschaftliche Hilfskraft an der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der Universität München an orthodoxen Entwürfen für Modelle kirchlicher Einheit im 21. Jahrhundert. 2010 bestellte ihn Prof. Athanasios Vletsis zum Assistenten seines Münchner Lehrstuhls für Systematische Theologie, Dogmatik und Ökumenik.
2011 wurde er von den serbisch-orthodoxen Bischöfen zum Weihbischof des serbischen Patriarchen in Belgrad gewählt, mit dem Titel Bischof von Remesiana, wo er fortan Kabinettschef war. Der an ökumenischen Fragestellungen besonders interessierte Theologe nahm in dieser Funktion an vielen internationalen und interkirchlichen Konferenzen und Dialogen teil. Mehrmals war Andrej Repräsentant der serbisch-orthodoxen Kirche beim Weltkirchenrat sowie bei der "Konferenz Europäischer Kirchen" (KEK/CEC). Bischof Andrej spricht außer Serbisch auch Deutsch, Griechisch, Italienisch, Englisch und Französisch.
Quelle: kathpress