Journalistin Nothelle: Journalismus muss Komplexität abbilden
Ein "Plädoyer für mehr Ambiguität im Journalismus" hat die deutsche Journalistin und Professorin für Fernsehjournalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Claudia Nothelle, am Mittwoch bei den "Salzburger Hochschulwochen" gehalten. Die zunehmende Komplexität der Welt erfordere einen Journalismus, der nicht nur vereinfacht und Komplexität herunterbricht, sondern der zugleich erklärt, mehrere Sichtweisen zulässt und im Idealfall anhand konstruktiver Beispiele Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, so Nothelle.
Das bedeute nicht, klassische Grundregeln des Journalismus außer Kraft zu setzen, sondern "mehrere Sichtweisen im Blick zu behalten" und "auch dem Rezipienten mehr zuzumuten". Reduktion auf das Wesentliche, Emotionalisierung, Personalisierung, Verständlichkeit in der Sprache etc. seien weiterhin gültige journalistische Kriterien, das hohe Maß an Komplexität gesellschaftlicher, politischer oder sozialer und auch ökologischer Probleme führe Journalisten und auch mediale Formate, die allein diesen Grundregeln folgen, jedoch immer häufiger an ihre Grenzen.
"Wege aus der Eindeutigkeitsfalle" böte hingegen ein bewusst "differenzierender Journalismus", der Komplexität zunächst erkennt, begreift, dann reduziert und abbildet - stets im Bewusstsein und mit dem Anspruch, die Komplexität nicht zu unterlaufen, sondern zu ihr hinzuführen. "Vorsicht vor zu einfachen Deutungsmustern - dies gilt auch im Journalismus: Simple Begründungen sind immer eine Verlockung, aber nicht immer hilfreich", so Nothelle.
Die "Salzburger Hochschulwochen" stehen heuer unter dem Titel "Die Komplexität der Welt und die Sehnsucht nach Einfachheit". Noch bis 4. August locken die Hochschulwochen mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und einem umfangreichen Kulturprogramm zu einer "smarten Sommerfrische" in der Mozartstadt. (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress