Kirchenvertreter fordern Abschaffung der Atomwaffen
Zahlreiche Vertreter der christlichen Kirchen in Österreich haben sich im Vorfeld des traditionellen Hiroshima-Tages (6. August) einmal mehr für eine Welt ohne Atomwaffen ausgesprochen. Sie nehmen den Gedenktag an den Abwurfes der ersten Atombombe über Hiroshima am 6. August 1945 zum Anlass, die Herrschenden auf der ganzen Welt zu einer friedvollen Politik aufzurufen und zur Abrüstung zu ermahnen. Anstatt aus bestehenden Abkommen wie dem INF-Vertrag zum Verbot von Kurz- und Mittelstreckenraketen auszusteigen, sollen diese vermehrt unterstützt werden, so der Tenor der Grußadressen an die Veranstalter des traditionellen Hiroshima-Gedenkens am kommenden Dienstag in Wien.
"Nationale Einzelinteressen treten vor das Bemühen, gemeinsam an globalen Friedensstrategien zu arbeiten", hält Kardinal Christoph Schönborn in seiner Erklärung fest. Der Wiener Erzbischof erinnert zudem an die Ansprache von Papst Franziskus bei der Vatikankonferenz für eine atomwaffenfreie Welt im November 2017. Dort habe er der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten, indem er die Werte einer Wirtschaft hinterfragte, die Milliarden in atomare Waffen investiert und Millionen von Menschen verhungern lässt: "Wenn ich an Terror denke, dann denke ich auch an die neun Staaten, die den Rest der Welt mit der Möglichkeit einer atomaren Katastrophe bedrohen", zitiert Schönborn den Papst. In seiner Botschaft hebt er auch die Bedeutung des Atomwaffenverbotsvertrags hervor und appelliert an alle Menschen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.
Ähnlich wie der Kardinal versteht auch Bischof Ludwig Schwarz die Gedenkveranstaltung als "Aufruf, Gestalter des Friedens'" zu werden. Der emeritierte Linzer Bischof bedauert, dass auch gegenwärtig die "schreckliche Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen und Terrorakte eine ständige Realität" ist. In diesem Zusammenhang erinnert er an die von Papst Franziskus propagierte Nächstenliebe um eine effiziente Friedenspolitik betreiben zu können.
Kritisch über die aktuellen Herrschenden äußert sich auch der lutherische Bischof Michael Bünker. Man könne nicht darauf vertrauen, dass "unberechenbare Politiker wie Kim Jong-Un und Donald Trump irgend ein Abkommen schließen". Es sei "höchste Zeit, endlich alle Atomwaffen zu ächten und abzuschaffen", so Bünker.
Für den Wiener evangelischen Superintendent Matthias Geist steht fest, dass "wahre Herrscher" jene sind, die "auf Waffen verzichten um die Zukunft aller Nachkommen auf Erden zu sichern". 74 Jahre nach Hiroshima sei kein Machthaber der Welt auf Experimente mit Nuklearwaffen angewiesen, so der Wiener Superintendent.
Gedenken am Stephansplatz
Bei der traditionellen Hiroshima-Gedenkveranstaltung am Dienstag, 6. August, auf dem Wiener Stephansplatz (ab 18 Uhr) werden Grußadressen von prominenten Persönlichkeiten veröffentlicht. Zahlreiche Vertreter von Friedensgruppen werden das Wort ergreifen. Ab 20.30 Uhr gibt es vom Stephansplatz weg einen Laternenmarsch zur Karlskirche. Veranstalter ist die Wiener Friedensbewegung gemeinsam mit der Hiroshima-Gruppe Wien.
Am Gedenktag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki (9. August) findet um 20 Uhr eine Buddhistische Gedenkzeremonie bei der Friedenspagode (1020 Wien, Hafenzufahrtsstraße) statt. In Melk laden Friedensgruppen am Samstag, 10. August, von 10 bis 13 Uhr zu einer Gedenkaktion in der Fußgängerzone.
Am 6. August 1945 hatte die US-Luftwaffe eine Atombombe über der japanischen Großstadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später eine zweite über Nagasaki. Nach Schätzungen starben insgesamt mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden. Papst Franziskus wird bei einer Japan-Reise im November Nagasaki und Hiroshima besuchen und für die Opfer der Atombombenabwürfe von 1945 beten.
(Weitere Infos und alle veröffentlichten Grußadressen der Kirchenvertreter zum Hiroshima-Gedenken unter www.hiroshima.at)
Quelle: kathpress