Schönborn: "Gerhard Weis stand für Journalismus mit Haltung"
Kardinal Christoph Schönborn hat den am Freitagabend verstorbenen früheren ORF-Generalintendanten Gerhard Weis als "leidenschaftlichen Journalisten" gewürdigt, der "aus seiner christlichen Überzeugung nie einen Hehl gemacht" habe. "Gerhard Weis stand für Journalismus mit Haltung", unterstrich Schönborn am Samstag gegenüber "Kathpress". Er habe über viele Jahre eng und gut mit Weis zusammengearbeitet und seine Expertise geschätzt, die Weis u.a. einige Jahre lang im Pastoralrat der Erzdiözese Wien einbringen konnte.
Der Wiener Erzbischof ist u.a. Präsident der "Katholischen Medien Akademie" (KMA), für die Gerhard Weis seit 2003 ehrenamtlich als Journalistischer Leiter tätig war. Auf diese Weise hat Weis hunderte angehende Journalisten begleitet und geprägt. "Bei gutem Journalismus geht es um Nächstenliebe, Wahrhaftigkeit und darum, für andere einzutreten. Journalisten sollen schweigenden Minderheiten eine Stimme geben und dem Zeitgeist widerstehen", zitiert die KMA Weis auf ihrer Website (www.kma.at).
Auch KMA-Generalsekretär Gerhard Tschugguel zeigte sich in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" tief betroffen vom Tod von Gerhard Weis: "Die KMA-Familie ist über den Tod ihres journalistischen Leiters bestürzt und betroffen", so Tschugguel.
Das Telefon läuft heiß, weil er für zahlreiche Studentinnen und Studenten die Chance geschaffen hat, Journalismus von Grund auf zu lernen.
Journalistische Tugenden wie eine saubere Recherche und auch die Unterscheidung zwischen News und Fake News sei für Weis immer zentral gewesen, erinnerte Tschugguel.
Zugleich verwies der KMA-Generalsekretär auf die zahlreichen Akzente, die Weis in der KMA gesetzt hat. So gehe etwa das im deutschsprachigen Raum einzigartige Angebot einer KMA-Medienschulung für Rabbinerinnen und Rabbiner auf das persönliche Engagement von Weis zurück. Auch die Einrichtung einer eigenen videojournalistischen Ausbildungsschiene und praxisnahe Einheiten zum Thema "Social Media" gehen auf Weis zurück. Durch seine Verbindung von journalistischer Professionalität und dem offenen Bekenntnis zum christlichen Glauben sei Weis so ein Vorbild für viele Studierende geworden, so Tschugguel abschließend.
Der ORF hatte am Samstagvormittag mitgeteilt, dass Gerhard Weis am Freitag nach kurzer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie verstorben war. Gerhard Weis wurde am 1. Oktober 1938 in Wien-Brigittenau geboren. Seine journalistische Karriere startete er 1958 als Zeitungsjournalist. 1967 kam er zum ORF - zunächst als innenpolitischer Redakteur, später als Ressortleiter Innenpolitik. Ab 1973 leitete Weis die ORF-Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit, von 1974 bis 1978 war er Intendant für das erste Fernsehprogramm. 1979 übernahm er die Leitung der Abteilung "Öffentlichkeitsarbeit, Koordination und Unternehmensplanung" in der ORF-Generalintendanz.
1992 wurde Weis zum Intendanten des Landesstudios Wien bestellt. Ab Oktober 1994 war Weis als Hörfunkintendant tätig und führte Reformen bei Ö1 und Ö3 durch. Seit Februar 1997 war er darüber hinaus Generalsekretär. Von 1998 bis 2001 war er schließlich ORF-Generalintendant. In seiner Amtszeit entstanden u.a. Sendungen wie Report International, Euro Austria, Die Barbara Karlich Show, Die Millionenshow und Taxi Orange.
Bis zuletzt war Gerhard Weis Vorsitzender des Kulturbeirats von ORF III Kultur und Information und trug in den vergangenen Jahren wesentlich zu dessen Erfolgsgeschichte bei. Seit 1957 war Weis außerdem Mitglied der katholischen Studentenverbindung KAV Bajuvaria Wien im ÖCV.
Die "Katholische Medien Akademie" (KMA) bietet journalistisch interessierten jungen Männern und Frauen seit dem Jahr 1978 eine praxisorientierte Ausbildung, aus der bereits viele renommierte Vertreter der österreichischen Medienszene hervorgegangen sind - mehr als 30 allein im ORF. "Mit Praxis zum Erfolg" ist dabei ein bewährtes Erfolgsrezept, auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich schon als Interviewpartner zur Verfügung gestellt. (Informationen und Ausbildungsangebote unter www.kma.at)
Quelle: kathpress