Theologe: Amazonassynode kann Türspalt für neue Weiheämter öffnen
Die im Oktober anstehende Amazonien-Synode ist schon im Vorfeld ein "Signal für die Zukunft und auch ein Anstoß für die Kirche in Österreich und in Mitteleuropa": Das hat der Theologe Franz Weber am Freitag bei der "weltkirche.tagung" in Puchberg bei Wels hervorgehoben. Zwar seien der Synoden-Vorbereitungstext und das "Instrumentum Laboris" mit ihren Vorschlägen weit vorsichtiger als die Reformerwartungen vieler in der Kirche ausgefallen und "alles eher als kühn". Eine Entwicklung hin zu neuen Ämtern und Diensten in der Kirche, ausgehend von der Amazonas-Region, halte er aber durchaus für einen Schritt in die richtige Richtung.
"Die Träger der Pastoral - die vielen kleinen Gemeinden in der Amazonasregion sowie viele ihrer Bischöfe und theologischen Begleiter - versuchen die Tür, die über lange Zeit verschlossen war, einen Spalt breit zu öffnen. Viele von ihnen scheinen entschlossen zu sein, ihren Fuß nicht mehr aus diesem Spalt zurückzuziehen", so die Wahrnehmung des emeritierten Innsbrucker Pastoraltheologen. Von Papst Franziskus werde hier Unterstützung erhofft, durch eine "Öffnung des Weges für eine regionalkirchliche Veränderung der Zulassungsbedingungen für Männer und Frauen zu den kirchlichen Weiheämtern". Hier seien aber auch eindeutige Schritte europäischer Bischofskonferenzen erforderlich, weil prekäre pastorale Situationen in Europa keinen Aufschub mehr erlaubten.
Theologisch festzuhalten sei, "dass das Sakrament der Ehe und das Sakrament der Weihe sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern tragen und dass diese doppelte Sakramentalität zur Quelle pastoraler Fruchtbarkeit werden kann", sprach sich der Theologe für Lockerungen beim Zölibat aus. Dazu kämen Veränderungen beim Rollenverständnis der Frau: In Amazonien und Lateinamerika würden mindestens zwei Drittel der Gemeinden von Frauen geleitet, weshalb sich das Synodenpapier für die Anerkennung neuer Ämter für Frauen ausspreche, so der Referent. "Frauen von der Weihe auszuschließen, führt nach meiner Wahrnehmung zu einer tiefen Verletzung der Frauen. Ich halte diesen Ausschluss für eine tiefe Wunde am Leib der Kirche."
Die aus Webers Sicht ebenfalls nötige Weihe von Frauen zum Diakonat sei getrennt davon zu sehen: Es handle sich dabei weder um eine "schlampige Lösung", noch um eine Übergangslösung, noch um eine "vorübergehende Vertröstung der Frauen", solange ihnen die Priesterweihe verwehrt bleibe. Vielmehr wäre dies ein "eigenständiges Amt", das in der Kirchengeschichte bereits existiert habe und wiedereingeführt werden sollte.
Zentrale Bedeutung der Eucharistiefeier
Theologisch gut begründbar sah der Theologe solche Reformen vor allem durch die zentrale Bedeutung der Eucharistiefeier, welche "seit urchristlichen Zeiten für jede Gemeinde grundlegend wichtig, wesentlich und konstitutiv" sei. Weber: "Daran wird niemand rütteln können." Dass die Eucharistie vielen kleinen Gemeinden speziell in der Amazonien-Region durch den eklatanten Priestermangel "verweigert" werde, hätten die Synoden-Vorbereitungspapiere nun erstmals klar zur Sprache gebracht. Weber:
Die prekäre Präsenz der Kirche im Amazonas hat nicht nur, aber wesentlich auch, mit der nur selten möglichen Feier der Eucharistie und der übrigen Sakramente und mit der mangelnden Präsenz von geweihten Amtsträgern und -trägerinnen zu tun, die den Gemeinden eine stabile Leitungsstruktur garantieren.
Den weit verstreuten Gemeinden dürfe laut dem Pastoraltheologen die sonntägliche Eucharistie nicht deshalb vorenthalten werden, "weil das Kirchengesetz des Zölibats und der Ausschluss der Frauen um jeden Preis aufrecht erhalten werden muss". Anstatt sich mit "Notsituationen" von "Hungerleider-Gemeinden" abzufinden, sollten sich regionale und nationale Bischofskonferenzen drauf verständigen, "dem Papst regionale Lösungen vorzuschlagen". Würden die in der Gemeindeleitung tätigen Frauen und Männer dazu geweiht, könnte die sonntägliche Feier von Tod und Auferstehung Jesu in allen Gemeinden möglich werden, hoffte der Experte.
Quelle: kathpress