Asyl für in Wien gestrandete Lautenberg-Iraner
Für rund 100 Iraner, die auf der geplanten Ausreise in die USA seit über zwei Jahren in Wien feststeckten und seither von Kardinal Christoph Schönborn unterstützt wurden, gibt es nun ein "Happy End": Die Gruppe aus verschiedenen religiösen Minderheiten wie assyrischen und armenischen Christen, Mandäer und Zoroastrier, hat in Österreich Asyl erhalten. Das bestätigte der Wiener Erzbischof am Samstag gegenüber "Kathpress". Er dankte den Behörden und rief zugleich zur weiteren Unterstützung und Mithilfe bei der Integration der persischen Familien in Österreich auf.
Bei den gestrandeten Iranern handelt es sich um Personen, die am sogenannten "Lautenberg-Programm" (bzw. HIAS) des US-Kongresses teilgenommen hatten. Angehörige religiöser Minderheiten - die in Wien Gestrandeten sind Christen, Mandäer und Zoroastrier - erhielten mit diesem Programm ein Visum in den USA, wobei für Teilnehmer aus dem Iran, das keine direkten diplomatischen Beziehungen zu den Vereingten Staaten pflegt, Österreich traditionell als Transitland diente.
Obwohl sie vorher schon die Zusage für das US-Visum erhalten hatten, saßen etliche im Jahr 2017 aus der Heimat aufgebrochene Perser nach ihrer legalen Einreise nach Österreich dort aufgrund von sich plötzlich verschärfenden US-Einreiseregelungen fest. Für eine große Gruppe von rund 120 Personen war dieser Zustand nicht nur vorübergehend, sondern definitiv: Die Mitglieder konnten weder vor noch zurück in die Heimat, da sie dort als Teilnehmer eines von einer jüdischen Institution des "Erzfeindes" USA als Verräter gesehen worden wären und Repressalien befürchten mussten.
Langes Tauziehen
Nicht nur die rechtliche, sondern auch die soziale Situation der vorwiegend aus Akademikern und ihren Familienangehörigen bestehenden Gruppe war prekär: Nachdem eigene Geldmittel durch die Miete von Privatwohnungen aufgebraucht waren, waren viele bereits verschuldet, und eigene Arbeitstätigkeit war ihnen verwehrt. Die Erzdiözese Wien unterstützte die Iraner von Beginn an u.a. finanziell mit Spenden aus kirchlichem Umfeld in laut Angabe Schönborns sechsstelliger Höhe, wofür ein Spendenkonto eingerichtet wurde.
Rund ein Dutzend Personen der Gruppe erhielten im Frühjahr nach einem erneuten Aufrollen der Fälle in den USA dort überraschend doch einen Positiv-Bescheid und konnten ausreisen. Die anderen beantragten, erneut mit Kirchen-Unterstützung, Asyl in Österreich und wurden dafür im Zeitraum von April bis Juni einvernommen. Auch wenn sie somit Zugang zur Grundversorgung und Krankenversicherung bekamen, reichte dies weiterhin nicht für ein Auskommen, und bis zuletzt dauerte die große Ungewissheit über das weitere Schicksal an.
Zweite Heimat
"Heute dürfen wir Gott danken dass alle diese Auswanderer nun die Möglichkeit haben, in Österreich eine neue Heimat zu finden", so Kardinal Schönborn zum nunmehrigen Ausgang des Asylverfahrens. Er dankte in seiner Stellungnahme besonders seinem Mitarbeiter Manuel Baghdi für dessen "unermüdlichen Einsatz" für die Gruppe.
Erleichtert über die Asylgewährung äußerte sich auch die Menschenrechtssprecherin des ÖVP-Parlamentsklubs, Gudrun Kugler, die sich seit dem Vorjahr ebenfalls intensiv für die Gruppe eingesetzt hatte. Die Behörden hätten sich "sehr gut auf die individuelle Situation der Gruppe eingestellt", hob sie in einem Facebook-Eintrag hervor. Für die Iraner sei Österreich nach ihrer Odyssee zur zweiten Heimat geworden, "zwar nicht gewählt, aber nun in Dankbarkeit liebgewonnen". Momentan stehe für die Gruppe die Wohnungs- und Arbeitssuche im Vordergrund.
(Spendenkonto der Erzdiözese Wien: Verein "Bewegung Mitmensch - Maria Loley", Bank Austria, IBAN: AT 26 1100 0086 1580 0300, Kennwort: Perser)
Quelle: kathpress