Wichtigster Beitrag für Umwelt fällt in Wahlzelle
Vor einer Überschätzung des persönlichen Verzichts beim Bemühen um Nachhaltigkeit und Umweltschutz hat die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter gewarnt. "Die wichtigste Entscheidung, die jede Person heute trifft, ist nicht, ob sie ihren Müll trennt, sondern was sie wählt", betonte die Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien im Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 21. Juli). Sie halte die Rede vom Verzicht "erstens für nicht mehrheitsfähig und zweitens für in die Taschen gelogen". Eine Wandlung von Konsummustern sei "notwendig, aber nicht hinreichend".
Mit der Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas lebe die Menschheit heute in einem geschichtlich "völlig einzigartigen und einmaligen Zeitalter des Überflusses an Energie", wies Winiwarter hin. Je mehr Energie zur Verfügung stehe, "desto mehr Gewalt können wir auf unsere Umgebung ausüben". Für eine grundlegende Systemänderung brauche es weniger individuellen Widerstand etwa jenen der "von den Medien verschluckten" Greta Thunberg, als vielmehr breite Bewegungen wie "Fridays for Future". Österreichs einzige Umwelthistorikerin betonte, dass laut der gesellschaftswissenschaftlichen Systemtheorie Bewegungen das Einzige sind, "das gegen diese starren Subsysteme von Gesellschaft, die ihren eigenen Gesetzen folgen, etwas auszurichten vermag".
Mit der Wahlentscheidung nehme man Anteil am politischen System, so Winiwarter. "Die zweite Möglichkeit, die ich sehe, ist im politischen System einzusteigen als jemand, der sich wählen lässt" und Authentizität vermittelt im Sinne von "Tun Sie das, was Sie predigen!". Die als Wissenschaftlerin des Jahres 2013 ausgezeichnete Uni-Professorin wandte sich auch gegen die Übersetzung "Macht euch die Erde untertan" in der Genesis der Bibel. Es müsse richtigerweise heißen: "Pfleget und bebauet sie!"
Quelle: kathpress